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Greetsiel Gemeinde KrummhörnKoordinaten: 53° 30′ N, 7° 6′ O53.4986111111117.09805555555560Koordinaten: 53° 29′ 55″ N, 7° 5′ 53″ O Höhe: 0–1 m ü. NN Fläche: 15,166 Einwohner: 1.534 (31. Dez. 2006) Eingemeindung: 1972 Postleitzahl: 26736 Vorwahl: 04926 Karte der Krummhörn
Greetsiel ist ein Ortsteil der Gemeinde Krummhörn im Landkreis Aurich in Niedersachsen.
Der Sielort liegt an der Leybucht im westlichen Ostfriesland und hat 1534 Einwohner (Stand: 31. Dezember 2006). Greetsiel blickt auf eine über 650-jährige Geschichte zurück. Aus dem Ort stammt die Familie Cirksena, ein Häuptlingsgeschlecht, das von 1464 bis 1744 die Grafen und Fürsten Ostfrieslands stellte.
Inhaltsverzeichnis
Geografie
Greetsiel liegt unmittelbar an der Leybucht, einer kleinen Bucht an der ostfriesischen Westküste. Große Teile der Bucht wurden nach und nach eingedeicht, sodass Greetsiel heute der einzige Hafenort an der Leybucht ist. Zu Greetsiel gehören auch der Nebenort Hauen und der auf einer Warft gelegene Wohnplatz Akkens, beide westlich von Greetsiel.
In den 1990er Jahren wurde das Leybuchthörn fertiggestellt. Dieses Bauwerk erstreckt sich als Landzunge in das Wattenmeer. Innerhalb des Leybuchthörns befinden sich ein Speicherbecken und die Zufahrt von der Nordsee zum Greetsieler Hafen. Zwischen Hafen und offenem Meer befindet sich eine Schleuse. Seit Fertigstellung des Bauwerks ist der Greetsieler Hafen tideunabhängig erreichbar.
Die Entfernung zu den nächstgelegenen Städten Emden und Norden beträgt 15–20 km in nördlicher bzw. südwestlicher Richtung.
Westlich von Greetsiel befindet sich das Naturschutzgebiet Leyhörn, das Teil des EU-Vogelschutzgebietes Krummhörn ist. Das Schutzgebiet ist 646 Hektar groß und umfasst neben den Wasser- und Schlickflächen ausgedehnte Röhrichte, Hochstaudenfluren und Grünlandbereiche. Der Ort grenzt zudem an den Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer.
Geschichte
In Briefen aus dem Jahr 1388 (Ocko I. tom Brok) wird Greetsiel das erste Mal urkundlich erwähnt. Hamburger Schiffe lagen damals im Hafen von Greetsiel vor Anker und hatten Zoll zu entrichten.
Der Ort wurde von der Domäne Appingen aus unter den Häuptlingen der Cirksena gegründet. Während Appingen an Bedeutung immer mehr verlor, wurde Greetsiel zum Häuptlingssitz. 1462 wurde auf der Cirksenaburg Graf Edzard der Große geboren, unter dessen späterer Landesherrschaft sich Ostfriesland von der Weser bis nach Groningen erstreckte. 1547 wurde hier Ubbo Emmius geboren. Auf alten niederländischen Karten ist der Ort als Grietjezijl eingezeichnet.
Bis 1859 existierte das Amt Greetsiel, dessen Sitz in Pewsum war.[1][2] 1859 ging das Amt Greetsiel im Amt Emden auf, aus dem 1885 der Landkreis Emden wurde.[3]
Bei der Bildung der Gemeinde Krummhörn im Jahre 1972 entbrannte eine Diskussion um den Verwaltungssitz – Pewsum oder Greetsiel. Wegen der zentraleren Lage wurde Pewsum vorgezogen und wuchs in der Folge sehr stark. Heute hat Pewsum eine mehr als doppelt so hohe Einwohnerzahl als Greetsiel (nur Hauptwohnsitze).
Einwohnerentwicklung
Jahr Einwohnerzahlen 1821 722 1848 931 1871 898 1885 815 1905 754 1925 925 Jahr Einwohnerzahlen 1933 1124 1939 1278 1946 1547 1950 1679 1956 1461 1961 1366 Jahr Einwohnerzahlen 1970 1569 1980 1529 1990 1391 2000 1552 2005 1588 2006 1534 Politik
Politisch gehört Greetsiel seit der Kommunalreform 1972 zur Gemeinde Krummhörn.
Wappen
Ein offizielles Wappen führt Greetsiel nicht, da der Ort inzwischen keine eigenständige Gemeinde mehr ist. Das Wappen der ehemaligen Gemeinde Greetsiel zeigt ein in Blau gehaltenes dreimastiges Segelschiff, das die Bedeutung Greetsiels als früherer Seehandelsort und Fischereihafen symbolisiert. Am mittleren Mast befindet sich auf schwarzem Untergrund eine goldene Harpyie, das Wappentier der Cirksena-Familie. Die drei sechszackigen Sporenräder an den Masten weisen auf die frühere Zugehörigkeit zum Landkreis Norden hin, die Sporenräder sind Element des Norder Stadtwappens.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Bauwerke
Unter den ostfriesischen Sielorten konnte Greetsiel sein Ortsbild mit den alten Fischerhäusern bis heute am besten bewahren. Im malerischen Fischereihafen liegen gegenwärtig noch 27 Krabbenkutter.
Die evangelisch-reformierte Kirche ist eine rechteckige Backstein-Saalkirche mit gotischen Spitzbogenfenstern und wurde zwischen 1380 und 1410 als Eigenkirche des Häuptlings Haro Edzardsna in zwei Bauabschnitten errichtet. Im Jahr 1401 wurde sie durch Papst Bonifatius IX. bestätigt, lange vor ihrer endgültigen Fertigstellung, soll sie bis zur Reformation der St. Marien geweiht worden sein und gehörte zum Bistum Münster. Bekrönt wird der Bau von einem kleinen, mit einer Uhr ausgestatteten Dachreiter. Diesen ziert eine um 1730 entstandene Wetterfahne in Form eines Schiffes. Dargestellt ist ein Dreimaster mit drei gesetzten Rahsegeln. Der eigentliche Glockenturm steht etwas abseits. Das schlichte, ehemals von einer Flachdecke abgeschlossene Innere wird seit 1852 von einer leicht gewölbten Holzdecke überspannt. Die erste Orgel wurde 1555 vom Kloster Aland übernommen. Diese wurde 1694–1895 durch eine neue Orgel von dem Orgelbauer Valentin Ulrich Grotian ersetzt. 1738 erfolgte ein Orgelneubau durch Johann Friedrich Constabel. Das Orgelprospekt mit wertvollem Schnitzwerk ist heute noch aus der Zeit erhalten. 1914 wurde von der Orgel nur noch das Gehäuse behalten und durch eine neue Orgel von Friedrich Klassmeier ersetzt. Die heute bestehende Orgel wurde 1963 von der Karl Schuke Berliner Orgelbauwerkstatt erbaut. Die Kanzel wurde hingegen bereits 1669 geschaffen.
Das Steinhaus, ehemaliger Stammsitz der Familie Cirksena ist am Ende der Hohen Straße situiert. Der Backsteinbau wurde gegen 1600 auf den Fundamenten eines um 1390 entstandenen Vorgängerbaus errichtet. Im Inneren wurde der ursprüngliche Saal im Zuge der Renovierungsarbeiten wieder hergestellt. Zu den bekanntesten Fotomotiven des Ortes gehört die das Hafenbecken flankierende Häuserzeile an der Sielstraße. Hier fallen vor allem die Häuser Nr. 11 und Nr. 15 mit ihren nach niederländischen Vorbildern gestalteten glockenförmigen Giebeln auf. Während ersteres 1741 datiert ist, wurde Nr. 15 1792 erbaut. Ebenfalls an der Sielstraße findet man Poppingas Alte Bäckerei (Nr. 21) aus dem 19. Jahrhundert, die mit ihrer unverändert erhaltenen Inneneinrichtung mittlerweile als Museum, Café und Galerie genutzt wird. Unweit der Kirche liegt das so genannte Hohe Haus (Hohe Straße 1), ein zweigeschossiger traufständiger Backsteinbau, der einst als Sitz des Rentmeisters diente. Er ist durch die Maueranker am Giebel zwar auf „1696“ datiert, dürfte im Kern aber bereits auf das 16. Jahrhundert zurückgehen. Heute beherbergt das Gebäude, dessen Straßenfassade mit einem Quaderputz versehen ist, ein Hotel. Aus derselben Zeit dürfte das Amtmannshaus am Neuen Deich stammen, das allerdings im 19. Jahrhundert durchgreifend erneuert wurde. Bei der jüngsten Renovierung wurde das äußere Erscheinungsbild des Hauses und der zugehörigen Gulfscheune durch moderne Dachgauben erheblich verändert. In der Mühlenstraße stößt man auf das 1794 entstandene Haus von Halem, das zu den bedeutendsten Wohnbauten des Klassizismus in Ostfriesland zählt. Der zweigeschossige Backsteinbau mit Walmdach wird durch kolossale Pilaster gegliedert. Das Portal verfügt über ein reich geschnitztes Oberlicht in Formen des späten Rokoko.
Zu den bekanntesten Seheswürdigkeiten zählen darüber hinaus die Zwillingsmühlen. Die Holländerwindmühlen stammen aus den Jahren 1856 (grüne Mühle) und 1706 (rote Mühle, 1921 aus Teilen der Auricher Wallmühle von 1750 erneuert).
Weitere Sehenswürdigkeiten sind das Schöpfwerk, das alte Siel (1798), das neue Siel (1887). Das Greetsieler Museumshaus ist auf Buddelschiffe spezialisiert und zeigt etwa 800 Exemplare. Nach Museumsangaben handelt es sich damit um eine der größten Budelschiffsammlungen in Deutschland bzw. Europa.[4] Ergänzend sind weitere maritime Ausstellungsstücke zu sehen. In der Nähe, jedoch bereits in der Gemarkung Pilsum, liegt der Pilsumer Leuchtturm.
Regelmäßige Veranstaltungen
In Greetsiel findet seit mehr als 30 Jahren alljährlich die Greetsieler Woche statt, eine Kunstausstellung aus den Bereichen Malerei, Keramik, Goldschmiede und Bildhauerei. Alle zwei Jahre wird bei der Ausstellung der mit 5000 Euro dotierte Imke-Folkerts-Preis für bildende Kunst in Ostfriesland verliehen, zuletzt 2011.[5] Abgabeberechtigt sind Werke aus den Bereichen Malerei, Grafik, Foto oder Skulptur. Ausstellungen sind auch regelmäßig in den Greetsieler Zwillingsmühlen zu sehen. Jährlich im Hochsommer findet der Kutterkorso statt, an dem der Großteil der Greetsieler Kutter teilnimmt. Die Besatzungen nehmen Gäste mit auf eine etwa vierstündige Fahrt. Im Hafen findet zugleich ein Rahmenprogramm mit Musik und Krabbenpulwettbewerben statt.[6]
Wirtschaft und Infrastruktur
Wirtschaft
Greetsiel ist von Tourismus und Fischerei geprägt, im direkten Umland des Ortes ist darüber hinaus die Landwirtschaft von Bedeutung.
Der Ort zählt mit 27 Krabbenkuttern zu den größeren deutschen Kutterhäfen, etwas mehr als zehn Prozent der knapp 250 deutschen Krabbenkutter[7] sind in Greetsiel beheimatet. Das Krabbenhandelsunternehmen de Beer hat in Greetsiel seinen Sitz, es beschäftigt etwa 80 Vollzeit- und 15 Teilzeitmitarbeiter. Neben dem Großhandel mit den Nordseegarnelen ist de Beer auch im Einzelhandel und Fischrestaurant-Bereich aktiv, unter anderem mit zwei Geschäften in Greetsiel selbst.
Die Gemeinde Krummhörn verbucht jährlich mehr als 400.000 Übernachtungen sowie rund eine Million Tagesgäste, von denen ein Großteil auf Greetsiel entfällt. Im Ort stehen mehrere Hotels sowie eine Vielzahl von Pensionen, Ferienwohnungen und -häusern zur Verfügung. Auch Ferien auf dem Bauernhof sind in der Gemarkung Greetsiel möglich. Außerdem gibt es eine Jugendherberge und einen Wohnmobilstellplatz mit 55 Plätzen. Einen Campingplatz gibt es in Greetsiel hingegen nicht, die nächstgelegenen befinden sich in den Krummhörner Ortschafen Campen und Upleward. Im Winterhalbjahr liegt zudem das Hotelschiff Dutch Princess im Greetsieler Hafen.[8] Yachtbesitzer können im Yachthafen festmachen.[9]
Zur touristischen Infrastruktur in Greetsiel zählt die Oase, die über Schwimmbad, Sauna und weitere Gesundheitseinrichtungen verfügt.
In Greetsiel befindet sich eines der beiden Gewerbegebiete in der Gemeinde Krummhörn, das andere (größere) befindet sich im Hauptort Pewsum. Das Greetsieler Gewerbgebiet liegt an er Landesstraße in Richtung Eilsum.
Verkehr
Greetsiel ist über Landesstraßen mit Emden und damit der A 31 sowie mit der Stadt Norden verbunden. Die L 25 verbindet Greetsiel mit Eilsum, von wo aus über Landesstraßen (L 4 nach Pewsum, weiter nach Emden auf der L 3) die Seehafenstadt erreichbar ist. Die L 27 führt von Greetsiel in die Stadt Norden. Zudem führt die Kreisstraße 139 von Greetsiel über Pilsum nach Groothusen, wo die L 2 (Pewsum-Rysum-Emden) erreicht wird. Der Fischerort ist also in Richtung Norden, Westen und Süden ans Straßennetz angebunden. Der Ort selbst wird durch eine Umgehungsstraße im Zuge der L 27/K 139 entlastet, am Westrand von Greetsiel befindet sich die Kreuzung mit der L 25 und der Haupteinfahrtsstraße in den Ort. Der Ortskern von Greetsiel ist verkehrsberuhigt, die Einfahrt nur für Anlieger zulässig. Einzelne Gassen sind für Autos aufgrund ihrer Maße überhaupt nicht befahrbar. Um vom östlichen Teil Greetsiels in die Neubaugebiete im Westen zu gelangen, muss die Umgehungssstraße benutzt werden. Um Greetsiel herum gibt es ausgedehnte Radwegenetze, der Ort liegt zudem am Nordseeküsten-Radweg.
Mit kleineren Booten kann Greetsiel zudem aus Richtung Emden erreicht werden. Das Alte Greetsieler Sieltief und das Neue Greetsieler Sieltief verbinden den Ort mit dem ostfriesischen Binnenwasserstraßen-Netz. Das Alte Greetsieler Sieltief führt von Greetsiel über Eilsum und Grimersum an Wirdum vorbei nach Loppersum, wo es in das Knockster Tief mündet. Das Neue Greetsieler Sieltief führt von Greetsiel über Visquard durch die Meeden der Krummhörn und mündet bei Hinte in das Knockster Tief. Weitere Tiefs zweigen von diesen beiden Kanälen ab. In Greetsiel umschließen das Alte und das Neue Sieltief einen Teil des Ortskerns, so dass dieser nahezu eine Insel bildet. Das Schöpfwerk im Ortskern stelt die Entwässerung der Umgebung sicher, verfügt aber nicht über eine Schleuse, so dass in Greetsiel keine Schleusungen von Booten von binnen nach buten, also von den binnenländischen Kanälen in den Hafen und damit in die Nordsee möglich sind. Der Greetsieler Hafen besteht aus dem Fischereihafen an der Westseite des Hafenbeckens und dem Yachthafen an der Ostseite des Hafenbeckens. Seit Fertigstellung der Landzunge Leyhörn führt ein tideunabhängiges Fahrwasser vom Greetsieler Hafen in die Außenems. An der Spitze der Landzunge befindet sich die Schleuse Leysiel. Regelmäßige Fährverbindungen ab Greetsiel gibt es nicht, lediglich Ausflugsverkehr.
Früher verband die Kreisbahn Emden–Pewsum–Greetsiel die Orte Pewsum und Greetsiel mit Emden. Der Betrieb der Meterspurbahn begann 1899 zwischen Emden und Pewsum, 1906 wurde die Strecke bis Greetsiel verlängert. An diese Zeit erinnert in Greetsiel die Kleinbahnstraße, an der noch immer mehrere Bahnhofsbauten liegen, die heute jedoch anderweitig genutzt werden. Der Betrieb der Kleinbahn wurde 1963 eingestellt, die Personenbeförderung übernehmen seitdem Omnibusse. Greetsiel ist heute per Bus mit der ehemaligen Kreisstadt Norden und – über Pewsum und Hinte – mit Emden verbunden.
Söhne des Ortes
Edzard I. (Ostfriesland) (genannt "der Große") (1461-1528), war Graf von Ostfriesland.
Edzard II. (Ostfriesland) (1560-1599), war Graf von Ostfriesland.
Ubbo Emmius (1547–1625), war Theologe, Historiker, Pädagoge und Gründungsrektor der Universität Groningen (Niederlande).Sonstiges
- Die Episode Sonne und Sturm der ARD-Krimireihe Tatort (NDR – Charlotte Lindholm) wurde 2003 in Greetsiel gedreht, das den fiktiven Küstenort „Nordersiel“ verkörpert. Darüber hinaus spielt auch der benachbarte Pilsumer Leuchtturm eine bedeutende Rolle.
Einzelnachweise
- ↑ Ostfriesische Verwaltungsstruktur Stand 1848
- ↑ Gesetz zur Amtsgliederung 1852
- ↑ Gesetz zur Amtsgliederung 1859
- ↑ greetsiel.de: Museumshaus, abgerufen am 2. Juni 2011.
- ↑ Imke Folkerts Preis online.
- ↑ greetsiel.de: Kutterkorso, abgerufen am 2. Juni 2011
- ↑ Sönke Fischer (WWF): Nicht nur Krabben im Netz, Februar 2009, S. 7, abgerufen am 2. Juni 2011
- ↑ dutch-princess.com: Übernachtung, abgerufen am 2. Juni 2011
- ↑ yachtclub-greetsiel.de, abgerufen am 2. Juni 2011
Weblinks
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