Martinskloster

Martinskloster
Erhaltenes Abteigebäude des Martinsklosters, heute Studentenwohnheim

Das Martinskloster ist ein ehemaliges Benediktinerkloster in Trier, das auf das 6. Jahrhundert zurückgeht. Es zählte einst zu den größten Klöstern der Stadt, wurde aber 1804 von Napoleon aufgehoben.

Das erhaltene Abteigebäude und ein moderner Neubau dienen heute als eines der sechs Trierer Studentenwohnheime, die vom Studierendenwerk Trier verwaltet werden. Es bietet Einzelzimmer, Einzel- und Doppelwohnungen und Kleinwohnungen für insgesamt 216 Studenten.

Das Martinskloster liegt in unmittelbarer Nähe des Moselufers, im Nordwesten der Trierer Innenstadt.

Inhaltsverzeichnis

Das Kloster

Die Klostergründung

Martin beim Kaiser

Der Überlieferung nach kam Abt Martin von Tours (* 316/317; † 397 – jener „Sankt Martin“, der seinen Mantel mit einem Bettler teilte) mehrfach nach Trier, erstmals kurz nach seiner Bischofsweihe 371. Er soll hier den vom Teufel besessenen Knecht des Trierer Prokonsul Tetradius geheilt haben, woraufhin Tetradius zum christlichen Glauben übergetreten sei und 386 sein Haus der Stadt zur Verfügung gestellt habe, „damit Martin dort eine Kirche zu Ehren des Heiligen Kreuzes gründen konnte.“[1] Auf dem Gelände an der Mosel, das noch für Jahrhunderte außerhalb der Stadtmauern liegen sollte, soll Martin selbst eine Kapelle gegründet haben, bei der auch christliche Bestattungen stattfanden.

Tatsächlich besuchte Martin im Zusammenhang mit der Auseinandersetzung über die Anklage und Hinrichtung des häretischen Bischofs Priscillian mehrfach den Römischen Kaiser Maximus in Trier, unter anderem im Jahr 386. Zudem fand man 1943 bei Notgrabungen für einen Luftschutzkeller auf dem Gelände des Martinsklosters Fußböden und Mauern eines großen römischen Wohngebäudes aus dem 4. Jahrhundert. Um 400 wurde eine Mauer errichtet, mit der ein Raum für religiöse Zwecke abgetrennt wurde. Darin fanden sich Gräber mit Grabbeigaben aus dem 4. bis 7. Jahrhundert. Die Überlieferung mit ihren legendenhaften Details kann dadurch zwar nicht bewiesen werden, die Funde sprechen aber immerhin mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit für die Gründung der ursprünglichen Kirche durch Martin selbst.[1]

In der zweiten Hälfte des 6. Jahrhunderts wurde vom Trierer Bischof Magnerich (573–596) die Martinskirche errichtet. Bereits zu diesem Zeitpunkt lebte dort eine Mönchsgemeinschaft.

Im 8. Jahrhundert wurde das Martinskloster zu einem Benediktinerkloster.

Das Martinskloster auf einem Stich 1646; diese Ansicht ohne Renaissancebau geht wohl auf 1548 zurück[2]
Renaissancebau und Kirche um 1750 (im Vordergrund die Martinsmühle)
Kopie der Kreuzigungsgruppe von 1498
Martin-Relief am Klostergebäude

Die weitere Entwicklung des Klosters

Im April 882 wurde das Martinskoster beim Normannensturm auf Trier zumindest teilweise zerstört. Im Jahre 975 wurde das Kloster von Erzbischof Dietrich wiedererrichtet. Aus dem gleichen Jahr stammt auch eine Urkunde Kaiser Ottos II., nach der dem Martinskloster angeblich die nahegelegenen Gutsbezirke Irsch, Hockweiler und Korlingen übertragen wurden. Obwohl die Urkunde in der historischen Forschung als unecht angesehen wird, gilt als gesichert, dass Irsch zum Kloster gehörte.[3]

Auf den Neubau der Klosterkirche am Ende des 11. Jahrhunderts folgte bis zum 13. Jahrhundert die wirtschaftliche Blütezeit des Klosters. Die mittelalterliche Stadtmauer wurde bis an das Kloster gebaut, und in seiner unmittelbaren Nähe wurde das Martinstor gebaut.

In den folgenden Jahrhunderten wurde das Kloster kontinuierlich erweitert; ein Dormitorium (1506) sowie das heute noch bestehende Gebäude mit der Spätrenaissancefassade an der Moselseite (1626, Erweiterung 1735) wurden erbaut.

Nach dem Ende der Abtei im Jahre 1802 wurde das gesamte Gelände 1804 versteigert und viele Gebäude abgerissen, inklusive des Dormitoriums und der Kirche. In den folgenden Jahren beherbergte die ehemalige Krypta den Brennofen der Trierer Porzellanfabrik.

Heute ist nur noch das Abteigebäude im Stil der Spätrenaissance erhalten. Daneben ist die Kopie einer spätgotischen Kreuzigungsgruppe (1498) aufgerichtet, deren Original in der Kirche St. Paulus steht.[4]

Das Studentenwohnheim

1972 wurde das Abteigebäude des Klosters aus dem 17. Jahrhundert nach längerem Leerstand kernsaniert und mit einem im gleichen Jahr errichteten Neubau zu einem Studentenwohnheim umfunktioniert. Der Neubau wurde hufeisenförmig an den geraden Altbau angebaut, so dass zwischen den Gebäuden ein Innenhof entsteht. Der Innenhof wurde begrünt, und es gibt dort einen Grillplatz.

Wohnangebot und Studenten

Während im Altbau überwiegend Einzelzimmer mit Gemeinschaftsküche und Gemeinschaftsbädern sind, bewohnen die Studierenden im Neubau Appartements mit eigenem Bad und eigener kleiner Küche. Im Neubau sind außerdem Doppelappartements und Kleinwohnungen für (Ehe-)paare mit oder ohne Kinder untergebracht.

Das Studentenwohnheim Martinskloster ist in der Nähe der Kaiser-Wilhelm-Brücke am Moselufer gelegen. Schneidershof ist zu Fuß in 15 Minuten zu erreichen, Paulusplatz, Irminenfreihof und Innenstadt in jeweils 5-10 Minuten. Aufgrund der Lage wohnen im Martinskloster einerseits viele Studenten der Fachhochschule Trier, die auf der anderen Moselseite am Schneidershof oder in der Innenstadt an den Standorten Irminenfreihof und Paulusplatz studieren, da es an diesen Standorten keine (weiteren) Studentenwohnheime gibt. Andererseits nutzen Studenten der Universität Trier das Wohnheim trotz der größeren Entfernung zum Universitätscampus, da es das einzige Trierer Studentenwohnheim des Studierendenwerks Trier ist, das in unmittelbarer Nähe der Innenstadt liegt.

Selbstverwaltung

Obwohl dem Studierendenwerk Trier die Verwaltung des Wohnheims obliegt, existiert im Martinskloster ein ausgeprägtes System der Selbstverwaltung mit einem gewählten Heimrat, Heimsprechern und Flursprechern. Außerdem sind viele der Bewohner in den verschiedensten Ämtern engagiert, vom Spieleausschuss bis hin zur Verwaltung des Grillraums. Dem Heimrat wird vom Studentenwerk ein Vorschlagsrecht bei der Gestaltung des Wohnheimes eingeräumt, welches trotzdem Hausherr bleibt.

Das Engagement der Bewohner hat dazu geführt, dass das Martinskloster keine anonyme Massenunterkunft ist, sondern ein Ort, an dem Studenten neben ihrem Studium in ein soziales Gefüge eingebettet sind. Wichtige Beiträge dazu leisten das Begrüßungskommitee, das neu eingezogene Studierende willkommen heißt, die regelmäßigen Feiern, an denen Gelegenheit geboten wird, mit Studierende der verschiedensten Nationalitäten in Kontakt zu kommen und auf diese Weise soziale Kompetenzen aufzubauen, sowie die regelmäßigen Grillabende oder das Flurkochen.

Einmal im Jahr, meist im Juni, findet das traditionelle Sommerfest statt. Dabei spielen auf einer Bühne im Innenhof verschiedene Live-Bands. Das Sommerfest erfreut sich großer Beliebtheit unter den Trierer Studenten und dauert meist bis in die frühen Morgenstunden.

Einzelnachweise

  1. a b Hans-Georg Reuter (1997). Martin von Tours (+ 08.11.397). Martin stiftet in Trier eine Kirche auf den Seiten des Bistums Trier (abgerufen 24. Oktober 2007)
  2. Matthäus Merians Stich von 1646 ähnelt stark dem Holzschnitt von Trier von 1548 in Sebastian Münsters Cosmographiae Universalis (Titel: Situs & figura antiquissimae & praecipuae Medioniatricum ciuitatis Treuirensis), die als die erste authentische Stadtansicht von Trier gilt. Zwar ist Merians Ansicht detaillierter als der Holzschnitt, bildet aber bauliche Veränderungen, die zwischen 1548 und 1646 vorgenommen wurden (z. B. an der Konstantinbasilika), nicht ab. Vergleich den Holzschnitt in der lateinischen Ausgabe der Cosmographiae Universalis von 1550 auf Historic Cities
  3. 1025 Jahre Trier Irsch - 975-2000, Vom Klosterhof zum Stadtteil, Herausgegeben vom Kulturverein Trier-Irsch e.V., Schriftenreihe Ortschroniken des Trierer Landes, Band 31, 2000; 1000 Jahre Pfarrei Trier-Irsch - 22.-25 August 1975, Herausgegeben von Pastor Heinrich Wirtz, Juli 1975
  4. Chronik des Moselufers "Zur Lauben" auf siehumdich.de (abgerufen 22. November 2007)

Weblinks

 Commons: Martinskloster – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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