Mary Helen MacKillop

Mary Helen MacKillop
Porträt aus dem Jahr 1869

Die selige Mary Helen MacKillop, eigentlich Maria Ellen MacKillop (* 15. Januar 1842 in Melbourne; † 8. August 1909 in Sydney), war eine australische katholische Ordensschwester sowie Mitbegründerin und Äbtissin der Kongregation Sisters of St Joseph of the Sacred Heart (dt. „Schwestern des Heiligen Joseph vom Heiligen Herzen“). Am 19. Januar 1995 wurde sie als erste und bisher einzige Persönlichkeit Australiens und Ozeaniens von Papst Johannes Paul II. seliggesprochen.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Kindheit und erste Berufstätigkeit

Mary Helen MacKillops Eltern, Alexander MacKillop und Flora MacDonald, emigrierten Ende der 1830er Jahre aus Schottland nach Melbourne, Australien. Dort heirateten sie am 14. Juli 1840. Am 15. Januar 1842 wurde Mary Helen als das älteste von acht Kindern[1] in Fitzroy, Melbourne geboren. Auf das Betreiben ihres Vaters hin genoss Mary Helen eine gute Ausbildung an Privatschulen und durch ihren Vater selbst, der unter anderem einige Jahre als Seminarist in Rom studiert hatte. Ihr Vater wird als ein sehr intelligenter und fleißiger Student beschrieben[2], der auch sehr beharrlich seine eigene Meinung vertrat, weswegen er sich in Rom mit seinem Prior überworfen hatte. Außerdem war er sehr sorglos, was finanzielle Aspekte anging, und wurde aufgrund seiner Sturheit oft entlassen. Als Mary neun Jahre alt war, nahm er eine Hypothek auf die Farm der Familie auf, um für sich eine Reise zu einem im Sterben liegenden Freund nach Schottland zu finanzieren, dem er diesen Beistand schon lange versprochen hatte. Als er nach siebzehn Monaten zurückkehrte, hatte die Familie die Farm eingebüßt. Einerseits lernte Mary durch ihn Integrität und Charakterstärke zu schätzen, andererseits war sie als ältestes Kind der chronisch unter Geldmangel leidenden Familie schon früh gezwungen, sich um ihre Geschwister zu kümmern und die Familie auch finanziell zu stützen.

Um ihre Familie zu unterstützen, begann Mary MacKillop im Alter von 14 Jahren als Verkäuferin zu arbeiten. Für kurze Zeit arbeitete sie auch als Lehrerin in Portland, Victoria, bevor sie als Kindermädchen bei Verwandten in Penola, South Australia, engagiert wurde. Zusätzlich zu deren Kindern betreute und unterrichtete sie auch andere Farmerskinder aus der Umgebung. Durch diese Tätigkeit kam sie in Kontakt mit Pater Julian Tenison-Woods, der sich sehr um die säkulare und besonders die religiöse Bildung in seinem Gebiet sorgte. Er gründete eine Schule und bot ihr eine Lehrerstelle an, die sie jedoch zunächst noch nicht annehmen konnte, weil sie noch ihre Familie unterstützen musste. Mit Hilfe einiger Familienmitglieder eröffnete MacKillop ein Internat und stellte so auch längerfristig die Versorgung ihrer Familie sicher.

1866 gründete sie dann zusammen mit zweien ihrer Schwestern, Annie und Alexandrina („Lexie“), auf Einladung von Pater Tenison-Woods eine katholische Schule in Penola. Die Schule war in einem Stall untergebracht, den einer ihrer Brüder renoviert hatte. Zeitweise unterrichteten sie mehr als 50 Kinder. [3]

Ordensgründung

1867 gründete Mary MacKillop zusammen mit Tenison-Woods die Kongregation Sisters of St Joseph of the Sacred Heart, die sich um die Bildung und Erziehung von Kindern aus armen Familien kümmerte, und wurde zur ersten Äbtissin dieses ersten in Australien gegründeten Ordens. Die Ordensregeln wurden von Bischof Sheil abgesegnet und am Ende des Jahres waren bereits zehn Schwestern dem Orden beigetreten.

In der Folgezeit wuchs die Ordensgemeinschaft schnell und mit ihr die übernommenen Aufgaben. Ende des Jahres 1869 unterrichteten bereits 70 Schwestern in insgesamt 21 Schulen in verschiedenen Teilen Australiens und in Neuseeland. Der Orden unterhielt nun auch ein Waisenhaus und kümmerte sich um verarmte ältere Leute.

Exkommunikation und Reise nach Europa

1871 wurde MacKillop von Bischof Sheil mit der Begründung exkommuniziert, sie stifte ihre Ordensschwestern in den Schulen zum Ungehorsam an. Noch kurz vor seinem Tod im Februar 1872 machte er sechs Monate später die Exkommunikation jedoch wieder rückgängig. Im folgenden Jahr reiste Schwester MacKillop nach Europa, um in Rom ihre Ordensregeln offiziell bestätigt zu bekommen. In mehreren Audienzen wurde sie von Papst Pius IX. in ihrer Tätigkeit ermutigt. Außerdem besuchte sie zahlreiche Schulen, um sich über die neuesten Unterrichtsmethoden zu informieren. Nach fast zwei Jahren Abwesenheit kehrte sie 1875 mit stark abgeänderten Ordensregeln nach Australien zurück. Außerdem brachte sie zahlreiche Bücher und Unterrichtsmaterialien für ihre Schulen mit, mehrere Priester und aus Irland 15 neue Schwestern für ihren Orden. Bei ihrer Rückkehr wurde sie einstimmig zur Äbtissin gewählt.

Opposition von Priestern und sich verschlechternde Gesundheit

1877 war die Zahl der Schulen des Ordens auf 40 allein in Adelaide und Umgebung angewachsen. Trotz ihrer Erfolge war MacKillop bei den Priestern und Bischöfen unbeliebt. Sie favorisierten eine hierarchische Struktur und kritisierten die egalitären Ansätze in der inneren Organisation des Ordens. So versuchten einige Bischöfe, die Schwestern in ihren jeweiligen Diözesen unter ihre eigene Kontrolle zu bringen und verwehrten sich dagegen, dass Schwester MacKillop die Gemeinschaft zentral von Adelaide aus leitete. Auch Bischof Reynolds aus Adelaide war mit der Leitung des Ordens durch MacKillop unzufrieden. Er ordnete an, dass MacKillop seine Diözese verlassen musste. Aus diesem Grund siedelte sie den Sitz ihrer Gemeinschaft nach Sydney um. Auch der Erzbischof von Sydney war ihr jedoch nicht freundlich gesinnt. Er setzte sich über die Legitimation von Schwester Mary als gewählter Äbtissin hinweg und ernannte eine andere Schwester zur Leiterin des Ordens. Nach deren Tod 14 Jahre später wurde Mary MacKillop erneut zur Äbtissin gewählt. Dieses Amt hatte sie bis zu ihrem Tod inne.

In ihren letzten Lebensjahren verschlechterte sich die Gesundheit zusehends. MacKillop litt unter Rheuma. 1902 erlitt sie einen Schlaganfall, der sie halbseitig lähmte und an einen Rollstuhl fesselte. Dennoch wurde sie wenige Jahre später bei einer Wahl in ihrem Amt als Äbtissin bestätigt. Sie verstarb am 8. August 1909. Zu diesem Zeitpunkt war ihr Orden bereits auf knapp 1000 Schwestern angewachsen.

Gedenken

Seligsprechung und mögliche Heiligsprechung

Aufgrund der mangelnden Erfahrung Australiens in Bezug auf Seligsprechungen und aufgrund zahlreicher Komplikationen im Seligsprechungsprozess für Mary MacKillop dauerte es bis 1992, bis die Existenz eines Wunders nachgewiesen wurde, das sie durch ihre Fürsprache bewirkt haben soll. Der Nachweis eines Wunders ist eine der zentralen Bedingungen für eine Seligsprechung. Aus einer Vielzahl von angeblich durch sie bewirkten Wundern wurde die überraschende Genesung einer Frau im Jahr 1961 ausgewählt, deren Leukämie auf einen baldigen Tod hindeutete. Ihr Fall wurde 1992 von der Ärztekommission Consulta Medica der Kongregation für Heilig- und Seligsprechungsprozesse untersucht. Im November 1992 wurde von der Kongregation dann nach der Prüfung aller Unterlagen wie der Krankenhausdokumente bestätigt, dass die damalige Diagnose korrekt war, die Prognose also zurecht negativ gestellt wurde und es für die anschließende Genesung keine medizinische Erklärung gäbe. Schließlich wurde Mary MacKillop am 19. Januar 1995 als erste und bisher einzige Persönlichkeit Australiens und Ozeaniens von Papst Johannes Paul II. auf dem Randwick Racecourse in Sydney seliggesprochen.

Für eine Heiligsprechung ist der Nachweis eines zweiten durch sie bewirkten Wunders vonnöten. Der Vatikan untersucht gegenwärtig den Fall einer an Lungenkrebs erkrankten Frau.[4]

Pilgerstätte Mary MacKillop Place

Da aus ihrem Grab von Pilgern beständig Erde entnommen wurde, wurden ihre Überreste im Jahr 1914 in die Kapelle des Mutterhauses der Josephs-Schwestern nach North Sydney verlegt. Die Kapelle ist heute als Mary MacKillop Place ein beliebter Pilgerort. Beim Weltjugendtag 2008 war die Kapelle die zentrale Pilgerstätte, ähnlich dem Kölner Dom beim Weltjugendtag 2005. Außerdem wurde Schwester Mary zu einer der zehn Schutzpatrone für den Weltjugendtag in Sydney ernannt.[5]

Sonstiges

Nach Mary MacKillop sind in Australien zahlreiche Einrichtungen benannt, unter anderem auch mehrere Colleges.

Literatur

  • Osmund Thorpe: Mary McKillop: The Life of Mother Mary of the cross, Foundress of the Sisters of St. Joseph of the Sacred Heart. – London: Burns & Oates, 1957
  • William Modystack: Mary MacKillop. A Woman Before Her Time. – Adelaide: Rigby, 1982
  • Paul Gardiner: Mary MacKillop: An Extraordinary Australian. – EJ Dwyer, 1994

Weblinks

Anmerkungen/Einzelnachweise

  1. Acht Kinder zum Beispiel laut http://www.adb.online.anu.edu.au/biogs/A050199b.htm , andere Quellen sprechen auch von sieben Kindern
  2. Zum Beispiel unter http://pamelafreemanbooks.com/blackdress.html
  3. MacKillop, Mary
  4. http://www.reuters.com/article/lifestyleMolt/idUSSYD15085120080531?sp=true
  5. http://www.zenit.org/article-13692?l=german

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