Massaker von Ascq

Massaker von Ascq

Das Massaker von Ascq war ein von einer Kampfgruppe der 12. SS-Panzer-Division „Hitlerjugend“ in der Nacht vom 1. auf den 2. April 1944 im besetzten Frankreich verübtes Kriegsverbrechen, bei dem 86 Menschen umkamen.

Chronologie

Museum Mémorial Ascq 1944

Ascq ist ein acht Kilometer östlich von Lille liegendes Dorf, durch das während der deutschen Besetzung Frankreichs eine Eisenbahnstrecke verlief. In Erwartung der alliierten Landung sollte die 12. SS-Panzer-Division „Hitlerjugend“ von Belgien in die Normandie verlegt werden. Während sich der Zug mit der Einheit dem Bahnhof des Ortes näherte, ereignete sich eine Explosion, in deren Folge zwei Waggons des Zuges entgleisten. Nach einer kurzen Untersuchung vor Ort stellte Obersturmführer Walter Hauck fest, dass es sich um eine Bombe gehandelt hatte. Er ordnete an, alle Männer zu verhaften, die in den Häusern entlang der Bahnstrecke lebten.

Nachdem Männer der Division diesen Befehl ausgeführt hatten, wurde den Gefangenen befohlen, entlang des Gleises zu gehen. Während sie in Bewegung waren, wurden 70 von ihnen niedergeschossen. Weitere 16 waren bereits während der Durchsuchungen im Dorf erschossen worden. Hauck ordnete eine genauere Untersuchung durch die Gestapo an, bei der weitere sechs Männer verhaftet und nach einem Prozess erschossen wurden.

Nach dem Krieg setzten sich die Bewohner des Ortes für eine strafrechtliche Verfolgung der Täter ein. Nach einer Durchsuchung der alliierten Kriegsgefangenenlager wurden neun Personen, darunter auch Hauck, in Lille vor ein französisches Kriegsgericht gestellt. Das Urteil lautete zunächst in allen neun Fällen auf Todesstrafe, wurde wenig später aber in langjährige Haftstrafen umgewandelt. Hauck selbst kam 1957 wieder frei.

Ein der Tat selbst wie auch den Opfern gewidmetes Museum (50° 37′ 16″ N, 3° 10′ 3″ O50.6212341586113.1673884391667Koordinaten: 50° 37′ 16″ N, 3° 10′ 3″ O) ist heute in Ascq zu besichtigen.

Literatur

  • Claudia Moisel: Frankreich und die deutschen Kriegsverbrecher. Politik und Praxis der Strafverfolgung nach dem Zweiten Weltkrieg. Wallstein, Göttingen 2004, ISBN 3892447497
  • Die faschistische Okkupationspolitik in Frankreich (1940- 1944) Dokumentenauswahl. Hg. und Einl. Ludwig Nestler. Deutscher Verlag der Wissenschaften, Berlin 1990, ISBN 3326002971 (S. 88, 109, 307f., 330)

Weblinks


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