- Mb Gaucher
-
Klassifikation nach ICD-10 E75.2 Sonstige Sphingolipidosen
Gaucher-KrankheitICD-10 online (WHO-Version 2006) Morbus Gaucher (sprich: goschee), auch Gaucher-Syndrom, ist eine Erbkrankheit und die häufigste der so genannten lysosomalen Speicherkrankheiten, einer Störung des Fettstoffwechsels. Bei der autosomal rezessiv vererbten Krankheit liegt ein Mangel des in Lysosomen lokalisierten Enzyms Glucocerebrosidase vor, so dass Glucocerebroside (zuckerhaltige Fettstoffe), die u. a. Bestandteile der Erythrozytenwand sind, nicht abgebaut werden (in Zucker und Fett aufgespalten). In den Fresszellen des Körpers (Makrophagen) und in Monozyten reichern sie sich in verschiedenen Geweben als Speichersubstanz an und können verschiedene Symptome hervorrufen.
Benannt wurde die Erkrankung (lat.: Morbus) nach dem Erstbeschreiber Philippe Gaucher (1854-1918), einem französischen Dermatologen, der diese Arbeit 1882 veröffentlichte.
Inhaltsverzeichnis
Symptome
Es werden drei klinische Typen der Erkrankung unterschieden: Die am häufigsten anzutreffende Form des nicht-neuronopathischen Morbus Gaucher (ehemals Typ I) führt zu einer vergrößerten Milz und Leber, Knocheninfarkten, Anämie, blauen Flecke (Hämatome) und Gerinnungsstörungen. Die Symptome können von sehr leicht bis sehr schwer sein, die Erkrankung kann sowohl in der frühen Kindheit wie auch im Alter auftreten.
Die sehr viel seltener anzutreffenden neuronopathischen Formen (ehemals Typ II und III) beinhalten zusätzliche neurologische Symptome.
Diagnose
Die Zahl der Thrombozyten ist verringert. Wenn außerdem von den folgenden drei Laborwerten, Ferritin, ACE, saure nicht-tartrathemmbare Phosphatase mindestens zwei erheblich erhöht sind, sollte weiter untersucht werden. Eine Sonographie zeigt eine Leber- und/oder Milzvergrößerung, Schallbild wie bei einer Fetteinlagerung. Zur Diagnosesicherung dient der Nachweis einer verringerten β-Glucocerebrosidase-Aktivität in Leukozyten (EDTA- oder Heparin-Blut) oder, bei Leukozytopenie, auch aus kultivierten Fibroblasten (Hautbiopsie). Zur Therapiekontrolle werden auch die anfangs stark erhöhten Konzentrationen der Enzyme Chitotriosidase bzw. CCL18 regelmäßig gemessen. [1]
Häufigkeit
Weltweit liegt die Häufigkeit bei etwa 1:40.000 bis 1:60.000, somit geht man in Deutschland von etwa 2.000 Betroffenen aus. In der ashkenasi-jüdischen und in der türkischen Bevölkerung sind mit einer von 1.000 Personen relativ betrachtet deutlich mehr Menschen von Morbus Gaucher betroffen.
Das Gen tritt etwa bei 2 ‰ der Weltbevölkerung, jedoch bei 7 % der ashkenasi-jüdischen Bevölkerung auf.
Therapie
Bei gesicherter Diagnostik kann eine Enzymersatztherapie eingeleitet werden. Dafür wird die vom Therapiezentrum vorgeschlagene Dosis Imiglucerase (Cerezyme®) alle zwei Wochen als Kurzinfusion gegeben. Diese Behandlung kann vom Hausarzt oder einem Dialysezentrum in der Nähe übernommen werden.
Bei Patienten, die einen leichten bis mittelschweren nicht-neuronopathischen Morbus Gaucher haben und für die die Enzymsubstitutionstherapie ungeeignet ist, bietet sich die Substratreduktionstherapie an. Das orale Präparat Miglustat (Zavesca®) hemmt die Entstehung von Glucocerebrosid. Der Nachteil von Miglustat ist, dass auch andere Substrate gehemmt werden, was zu unerwünschten Nebenwirkungen führen kann. Des Weiteren ist die Wirksamkeit – im Vergleich zur Enzymersatztherapie – geringer.[2]
Eine zukünftige Alternative verspricht die Gentherapie. Daher wird hier intensiv nach Behandlungsmöglichkeiten gesucht. Die Technologie ist von einer sicheren Anwendung beim Menschen allerdings noch weit entfernt.
Literatur
- Harmanci O, Bayraktar Y: Gaucher disease: new developments in treatment and etiology. World J Gastroenterol. 2008 Jul 7;14(25):3968-73. Review. PMID 18609679
- Schmitz J, Poll LW, vom Dahl S: Therapy of adult Gaucher disease. Haematologica. 2007 Feb;92(2):148-52. Review. PMID 17296562
Quellen
- ↑ Maire I, Guffon N, Froissart R., Current development and usefulness of biomarkers for Gaucher disease follow up, PMID 18228687
- ↑ S. Dahl: Morbus Gaucher - Medikamentöse Therapie einer seltenen Stoffwechselerkrankung In: Apothekenmagazin 7, 2004, S.168–175.
Bitte beachte den Hinweis zu Gesundheitsthemen!
Wikimedia Foundation.