McLuhan

McLuhan

Herbert Marshall McLuhan [məˈkluːn] (* 21. Juli 1911 in Edmonton, Alberta; † 31. Dezember 1980 in Toronto) war ein kanadischer Medientheoretiker. McLuhan ist auch als Kommunikations- und Literaturwissenschaftler bekannt.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Marshall McLuhan studierte in Cambridge und Manitoba, wo er 1930 einen ersten Artikel mit dem Titel „Macaulay – What a man!“ in der Studentenzeitung veröffentlichte. 1937 konvertierte er zum Katholizismus. Ab 1951 unterrichtete er an verschiedenen Universitäten in den USA und in Kanada und veröffentlichte sein erstes Buch The Mechanical Bride. Um Arbeiten zu dem Thema „Sprache“ und „Medien“ zu veröffentlichen, gründete er 1953 das Magazin Explorations. 1955 gründete McLuhan die Gesellschaft „Idea Consultants“, um kreative Ratschläge für Geschäftsleute anzubieten. 1962 erschien das Buch The Gutenberg Galaxy (dt. Ausg.: Die Gutenberg-Galaxis, 1968) und 1964 sein zweites zentrales Werk, Understanding Media (dt. Ausg.: Magische Kanäle, 1968).

1967 erschien McLuhan auf dem Titelbild der „Newsweek“. 1968 Gründung von „The Dew-Line Newsletter“, um seine Ideen zu verbreiten. 1977 wurde das Buch „Take Today“ veröffentlicht, bei dem er Co–Autor war. 1980 verstarb McLuhan, kurz zuvor hatte er, schon schwer erkrankt, sein letztes Werk The Global Village - Transformations in World Life and Media in the 21st Century gemeinsam mit Bruce Powers abgeschlossen. 1995 erschien The Global Village in deutscher Sprache in einer von Claus-Peter Leonhardt erweiterten Ausgabe in der Reihe Medienanthropologie als Band 1.

Zentrale Momente seiner Medientheorie

The medium is the messageDas Medium ist die Botschaft

  • Der Medientheoretiker McLuhan ist mit seiner These „The medium is the message“ populär geworden. Für ihn liegt das Wesentliche des Mediums in seiner Form und nicht in dem vom Medium übermittelten Inhalt. Nicht die aus dem Inhalt zu entschlüsselnde Botschaft ist für eine Medientheorie relevant, sondern die aus dem Medium heraus entstehende Wirkung. Der Inhalt eines Mediums ist wiederum ein zeitlich hervorgehendes Medium. McLuhan betrachtet Veränderungen von Medientechnologien als wesentliche Ursache für soziale Veränderungen und räumt Medien somit eine enorme Macht gegenüber dem Menschen ein. Für ihn sind Medientechnologien Ausweitungen des menschlichen Körpers, die das menschliche Handeln optimieren bzw. ersetzen.
  • McLuhans Grundannahmen basieren auf einem sehr weit gefassten Medienbegriff. Seiner Definition zu folge beinhaltet fast jeder Gegenstand mediale Eigenschaften: „Denn die ‚Botschaft‘ jedes Mediums oder jeder Technik ist die Veränderung des Maßstabs, Tempos oder Schemas, die es der Situation des Menschen bringt.“ (McLuhan 1964, 22). Demnach ist das Buch ebenso ein Medium wie die Eisenbahn:
    • Die Erfindung des Buchdrucks und die hieraus resultierende massenhafte Produktion von Büchern führte zu einem enormen Bildungsschub in allen gesellschaftlichen Schichten - die lateinische Sprache wurde in Westeuropa durch Nationalsprachen abgelöst. Auch sei die stereotype Aneinanderreihung von gedruckten Buchstaben das Embryonalstadium des Fließbandes und der Massenproduktion gewesen. Der Buchdruck implizierte ein streng lineares Denken: Buchstabe an Buchstabe, Zeile für Zeile. In der Typographie sah McLuhan die erste Mechanisierung eines Handwerks.

Für McLuhan ist die Botschaft des Buchs also nicht, was es dem Leser inhaltlich vermittelt, sondern welche Auswirkungen es auf Individuum und Gesellschaft hat. Insofern verwendet er den Begriff „Botschaft“ gleichbedeutend mit „Wirkung“.

  • Die Eisenbahn hat für McLuhan die Eigenschaften eines Mediums, da durch diese Technologie Transportzeiten verringert wurden, Handelserweiterungen geschaffen wurden und sie somit wesentlich zum Zusammenwachsen der Handelsländer und den daraus resultierenden Veränderungen im menschlichen Zusammenleben beigetragen hat.
  • Die Wirkung eines Mediums liegt in der Art, wie es sinnlich wahrgenommen wird, daher ist Medientheorie auch Wahrnehmungstheorie.
  • Unterscheidung in „heiße Medien“, die lediglich einen Sinn erweitern, und detailarme „kalte Medien“, die aktive Ergänzung und Vervollständigung vom Rezipienten fordern (s. heißes und kaltes Medium).
  • Unterteilung der Menschheitsgeschichte in „orale Stammeskultur“, „literale Manuskriptkultur“, „Gutenberg-Galaxis“ und „elektronisches Zeitalter“ („Marconi-Galaxis“).
  • Das Wahrnehmen der Welt sollte unter möglichst maximaler Beteiligung aller Sinne geschehen.
  • Das „Ende des Buchzeitalters“ – so der deutsche Untertitel seiner „Gutenberg Galaxis“ – hat McLuhan in Wirklichkeit nie propagiert. Er war vielmehr der Auffassung, dass sich in der Regel neue Medien zu alten hinzugesellen, sie jedoch nur selten verdrängen: „Das Radio hat ganz spezifische Eigenschaften, die ihm auch das Fernsehen nicht nehmen kann, denn: Das Medium ist die Botschaft.“

Werke

  • 2002: absolute Marshall McLuhan. Hg. v. Martin Baltes u. Rainer Höltschl, Freiburg
  • 2001: Das Medium ist die Botschaft - The Medium is the Message. (Interviews). Hg. v. Martin Baltes, Fritz Boehler, Rainer Höltschl, Jürgen Reuß, Dresden ISBN 978-3-86572-400-7
  • 1989: The Global Village (mit Bruce R. Powers) (dt. Ausgabe: The Global Village. Der Weg der Mediengesellschaft in das 21. Jahrhundert, Paderborn 1995)
  • 1988: Laws of Media: The New Science (mit Eric McLuhan), University of Toronto Press
  • 1977: Take Today. The Executive as Dropout (mit Barrington Nevitt), New York
  • 1970: From Cliché to Archetype (mit Wilfred Watson), New York
  • 1968: War and Peace in the Global Village (mit Quentin Fiore), New York (dt. Ausgabe: Krieg und Frieden im globalen Dorf, Düsseldorf-Wien 1971
  • 1967: The Medium is the Massage (mit Quentin Fiore), New York (dt. Ausgabe: Das Medium ist Massage, Frankfurt/M.-Berlin-Wien 1969) (zum Titel vgl. The Medium is the Message)
  • 1964: Understanding Media: The Extensions of Man (dt. Ausgabe: Die magischen Kanäle. 'Understanding Media', Düsseldorf und Wien: Econ 1968)
  • 1962: The Gutenberg Galaxy, London (dt. Erstausgabe: Die Gutenberg-Galaxis. Das Ende des Buchzeitalters, Düsseldorf, Wien 1968).
  • 1951: The Mechanical Bride. Folklore of Industrial Man, New York (dt. Ausgabe: Die mechanische Braut. Volkskultur des industriellen Menschen, Amsterdam 1996)

Literatur

  • Martin Baltes: Marshall McLuhan. In: Martin L. Hofmann u.a. (Hg.): Culture Club II. Klassiker der Kulturtheorie. Frankfurt/M. 2006, S. 148-163
  • Stefan Hoffmann: Rezension zu Marshall McLuhan absolute, hg. von Martin Baltes und Rainer Höltschl. In: Medienwissenschaft (2003), Heft 1, S. 57-58.
  • Stefan Hoffmann: Wiedergelesen: Marshall McLuhans „Understanding Media“. In: Medienwissenschaft (2002) Heft 1, S. 118-121.
  • Philip Marchand: Marshall McLuhan. Botschafter der Medien. Biographie. Stuttgart 1999
  • Rezension zu Understanding McLuhan. In the electric world change is the only stable factor. CD-ROM, Voyager, New York; Systhema, München 1996. In: c't Heft 10 (1996) S. 406.

Trivia

1977 hatte McLuhan einen kurzen Auftritt in Woody Allens Filmklassiker Der Stadtneurotiker. Er spielte sich selbst.

Siehe auch

Weblinks


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