- Stimme (Musik)
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Der Begriff Stimme (lat. vox, ital. voce, griech. φωνη) im musikalischen Tonsatz bezeichnet eine zusammenhängende Folge von Tönen. Wenn sie sich nach den Gesetzen der Stimmführung bewegen, können mehrere solcher Stimmen harmonisch zusammenklingen. Daher unterscheidet man einstimmiges und mehrstimmiges Musizieren (siehe Polyphonie) oder Hauptstimme und begleitende Stimmen.
Wenn mehr als zwei Stimmen zusammenklingen, erfordert dies in der Regel eine schriftliche Festlegung (Notation). Dabei wird eine Folge von Musiknoten von der individuellen Klangfarbe und dem individuellen Aufführungszusammenhang abstrahiert: Man meint keine konkrete, klingende Stimme, sondern vielmehr eine Gesangsvorschrift oder Spielanweisung, die mehr oder weniger exakt ausgeführt und verschieden interpretiert werden kann.
Im weiteren Sinn können mit dem Ausdruck Stimme Klangereignisse gemeint sein, die von einem einzigen Musiker oder einer Stimmgruppe erzeugt werden. Weil dieses Verständnis einer Stimme stark an ihre Verschriftlichung gebunden ist, meint man mit „Stimme“ oft die ausgeführten Musiknoten in der Hand des Sängers oder Instrumentalisten (die man auch Part oder Orchesterstimme nennt). Während der Dirigent eines Orchesters aus der Partitur liest, in der alle Stimmen untereinander aufgeführt sind, benötigen die Musiker nur ihre eigene Stimme. Hier ist der Begriff nicht im einstimmigen Sinn gemeint: Die Klavierstimme eines Klavierkonzerts ist normalerweise mehrstimmig, wird aber von einem einzigen Musiker ausgeführt.
Als Hinweise auf den musikalischen Zusammenhang sind manchen Stimmen eine Bezifferung oder ein Klavierauszug des Gesamtklangs beigefügt, besonders wenn es sich um solistische Stimmen oder Chorstimmen handelt.
Geschichte
Das deutsche Wort Stimme im musikalischen Zusammenhang ist die Übersetzung des lateinischen vox und bezeichnet ursprünglich den einzelnen Ton. In der frühen Mehrstimmigkeit ist eine notierte Tonfolge eine „Stimme“. So wurden geistliche und weltliche Melodien durch rhythmische Veränderungen oder hinzugefügte Schlussformeln zu Stimmen gemacht, um sie etwa als Cantus firmus mehrstimmig zu verarbeiten. Die Grundstimme hieß Cantus, die Gegenstimme Organum. Die bis heute gelehrte Basis der Mehrstimmigkeit, vierstimmiger Satz der Stimmlagen im Chor, bildete sich im 15./16. Jahrhundert heraus.
Literatur
- Riemann Musik Lexikon, Sachteil, Mainz: Schott 1967, S. 903–906.
Siehe auch
Kategorien:- Harmonielehre
- Kontrapunkt
- Musizierpraxis
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