Meister H. W.

Meister H. W.
Tulpenkanzel im Dom von Freiberg

Hans Witten von Köln (* 1470/80 in Braunschweig; † nach 1522 vermutlich in Annaberg; auch Hans Witten und Meister H. W.) war ein deutscher Bildhauer. Er gilt nicht nur als bedeutender Braunschweiger Bildhauer, sondern als einer der Hauptmeister der Spätgotik, der vermutlich in Braunschweig die Kanzel in der Aegidienkirche schuf, später nach Sachsen ging und dort u. a. die Tulpenkanzel im Freiberger Dom gestaltete.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Namensgebung

Über die Herkunft und das Leben von Hans Witten von Köln ist wenig bekannt.
Im Braunschweiger Stadtarchiv ist ein Meister Johann van Kollen verzeichnet, der am 15. November 1477 sein Testament hinterlegte, dieser hatte einen Sohn namens Hans. Daher wird angenommen, dass Hans Witten von Köln in Braunschweig geboren ist.[1]
Aufgrund von Stilmerkmalen wird Hans Witten die spätgotische Kanzel in der Aegidienkirche zugeschrieben. Des Weiteren ist sein Name im Jahre 1502, zu der Zeit als er die hl. Helena für Halle an der Saale schuf, im „Schoßverzeichnis von Chemnitz“ als Bürger Hans Witten von Köln verzeichnet.[2] Im Jahre 1507 wird einmal Hans von Köln und ein zweitesmal Hans Witten von Köln als Schöpfer des Ehrenfriedersdorfer Altars genannt. Da er drei seiner Werke, Hl. Helena in Halle, Altar in Borna und die Schöne Tür in Annaberg, mit H. W. signierte, wird ihm auch der Name Meister H. W. verliehen.

Werke

Witten wurde wegen seiner einfallsreichen und phantasievollen Kunst als Bildhauerdichter bezeichnet. Er gehört zu den Hauptmeistern der spätgotischen Plastik und war hauptsächlich in Obersachsen tätig. Er entwickelte einen markanten Eigenstil. Seine Kunst wurde von der niedersächsischen Plastik beeinflusst, von den Kupferstichen Martin Schongauers sowie von den Graphiken von Albrecht Dürers. Es lassen sich Bezüge zu Veit Stoß und Tilman Riemenschneider herstellen. Wittens Arbeiten sind mehr spätgotisch als renaissancehaft. Die Arbeiten von Franz Maidburg wurden von ihm inspiriert.[3]

  • Annaberg
    • Sockel der „Schönen Tür“ (1512)
  • Braunschweig
    • Spätgotische Kanzel (vor 1500) in der Aegidienkirche. Die Kanzel, die sich heute (2008) in der Aegidienkirche befindet, befand sich ursprünglich in der Kreuzklosterkirche in Braunschweig. Die Kanzel überstand die Bombennacht vom 15. Oktober 1944 nur, weil sie sich nicht im Kreuzkloster befand, sondern ausgelagert war. Die Kreuzklosterkirche brannte völlig aus und wurde nicht wieder aufgebaut. Die spätgotische Kanzel hat Anton Detlev Jenner 1712, ein Braunschweiger Bildhauer, aus der „Paulinerkirche der Dominikaner“ herausgenommen, als diese zum herzoglichen Zeughaus umgebaut wurde und sie in seine Barocke Kanzelwand in der Kreuzklosterkirche eingebaut.[4]
  • Borna
    • Flügelaltar (1511)
  • Goslar
    • Vesperbild in der Jacobikirche Goslar (vermutlich)[5]
  • Helmstedt
    • Gekreuzigter in der Stephanskirche in Helmstedt (vermutlich)[6]
  • Freiberg
    • Spätgotische Tulpenkanzel im Dom von Freiberg (um 1508-1510) in Sachsen, eine Verkörperung der Legende des Bergbaupatron Daniel

Literatur

  • Ludger Alscher et al: Lexikon der Kunst, Architektur, Bildende Kunst, Angewandte Kunst, Industriegestaltung, Kunsttheorie. Band I, Verlag Das europäische Buch, Westberlin 1984
  • Paul Jonas Meier: Das Kunsthandwerk des Bildhauers in der Stadt Braunschweig seit der Reformation. In: Werkstücke aus Museum, Archiv und Bibliothek der Stadt Braunschweig VIII., Appelhans, Braunschweig 1936.

Einzelnachweise

  1. P. J. Meier: Kunsthandwerk, S. 4 (siehe Literatur)
  2. P. J. Meier: Kunsthandwerk, S. 4 (siehe Literatur)
  3. Ludger Alscher et al: Lexikon der Kunst. Band V, S. 620f (siehe Literatur)
  4. P. J. Meier: Kunsthandwerk, S. 1 (siehe Literatur)
  5. P. J. Meier: Kunsthandwerk, S. 2 (siehe Literatur)
  6. P. J. Meier: Kunsthandwerk, S. 2 (siehe Literatur)

Weblinks


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