Arbeiterheim Favoriten

Arbeiterheim Favoriten
Das ehemalige Arbeiterheim und jetzige Hotel Favorita

Das Arbeiterheim Favoriten befand sich im 10. Wiener Gemeindebezirk in der Laxenburger Straße 8 – 10. Es gehört, wie das in den Februarkämpfen 1934 zerstörte Wiener Arbeiterheim Ottakring oder die ebenfalls nicht mehr existierende "Maison du peuple" in Brüssel (Architekt Victor Horta) zum Bautypus Volksheim, der mit seiner Kombination politischer, wirtschaftlicher und kultureller Funktionen die großen Hoffnungen der Arbeiterbewegung im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts repräsentierte.

In Favoriten fehlte es an geeigneten Räumlichkeiten für die Aktivitäten der sozialdemokratischen Partei und Vereine. Um diesem Mangel abzuhelfen, wurde 1896 der Verein „Arbeiterheim Favoriten“ gegründet, um durch verschiedene Aktivitäten die Mittel für die Errichtung eines eigenen Heims zu sammeln.

Aber erst nachdem Victor Adler und die Arbeiter-Zeitung für die Unterstützung des Plans gewonnen worden waren, konnte das Projekt verwirklicht werden. Moriz von Kuffner, Besitzer der Ottakringer Brauerei, gab einen Kredit.

In einem Wettbewerb setzte sich der Architekt Hubert Gessner gegen andere Kollegen (Emil Hoppe und Paul Hoppe, Franz Matuschek) durch und errichtete zwischen 1901 und 1902 (die Eröffnungsfeier fand am 7. September statt) das Arbeiterheim Favoriten.

Für Gessner war dies das erste bedeutende Gebäude in Wien und bei dieser Gelegenheit befreundete er sich mit Victor Adler. Obwohl er bis 1934 zahlreiche Bauwerke für die sozialdemokratisch regierte Stadt Wien und parteinahe Organisationen errichtete, wurde er kein Mitglied der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei.

Für die Sozialdemokraten Wiens war das moderne Haus das erste Arbeiterheim in Wien, es diente gesellschaftlichen und politischen Zusammenkünften. Ab dem Jahr 1903 wurden hier zahlreiche Parteitage abgehalten.

1912 wurde das Arbeiterheim nach Plänen von Hubert und Franz Gessner um einen großen Saal mit Bühne, fünf kleinere Säle, weitere Räumlichkeiten und das erste „Kinderfreunde“-Lokal Favoritens erweitert. Eine Konsumfiliale und eine Zahlstelle der Allgemeinen Arbeiterkrankenkasse wurden ebenfalls errichtet.

Ebenfalls 1912 wurde hier auch das erste Favoritner Kino eingerichtet. Hier wurden Operetten gespielt und andere Unterhaltungsveranstaltungen ebenso arrangiert wie verschiedene Bildungskurse und Vorträge abgehalten.

Zwischen dem 14. und 26. Oktober 1933 wurde der letzte außerordentliche Parteitag vor dem Parteiverbot statt.

Zwar versammelten sich am 12. Februar 1934 hier Schutzbundangehörige, es gibt aber keine Unterlagen über Kampfhandlungen bei der Besetzung durch die Polizei. Noch im gleichen Jahr zogen hier die Austrofaschisten ein. 1938 folgte die Kreisleitung der Nationalsozialisten und 1945 die sowjetrussische Kommandantur.

Am 13. August 1951 wurde das Arbeiterheim Favoriten wieder an die ursprünglichen Eigentümer zurückgestellt, die es 1952 nach Umbauten wieder in Betrieb nahmen. Allerdings verschlechterte sich der Bauzustand des Hauses immer mehr, so dass immer mehr Organisationen auszogen.

Um 1980 wurde der im Jahr 1902 errichtete Hauptsaal abgebrochen und 1984 begannen Überlegungen, das Haus einer neuen Nutzung zuzuführen.

1990 begannen die Planungen für den später erfolgten Umbau in ein Hotel.

Weblinks

 Commons: Hotel Favorita – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
48.18111111111116.3725

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем решить контрольную работу

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Favoriten — 0010X . Wiener Gemeindebezirk Wappen Karte …   Deutsch Wikipedia

  • Laxenburger Straße (Wien) — Laxenburger Straße Straße in Wien Favoriten …   Deutsch Wikipedia

  • Hubert Gessner — Karl Seitz Hof …   Deutsch Wikipedia

  • Zentralverband österreichischer Konsumgenossenschaften — Der Zentralverband österreichischer Konsumvereine (ZÖK) ging 1904 aus dem Verband der Arbeiter Erwerbs und Wirtschaftsgenossenschaften hervor, der 1901 gegründet war. Der Verband der Arbeiter Erwerbs und Wirtschaftsgenossenschaften wurde auf dem… …   Deutsch Wikipedia

  • ZöK — Der Zentralverband österreichischer Konsumvereine (ZÖK) ging 1904 aus dem Verband der Arbeiter Erwerbs und Wirtschaftsgenossenschaften hervor, der 1901 gegründet war. Der Verband der Arbeiter Erwerbs und Wirtschaftsgenossenschaften wurde auf dem… …   Deutsch Wikipedia

  • Volksheim (Gebäude) — Als Volksheim (auch Arbeiterheim oder Volkshaus, französisch maison du peuple) bezeichnet man Gebäude, die als ökonomische, politische und kulturelle Kristallisiationspunkte der Arbeiterbewegung etwa ab der Jahrhundertwende errichtet wurden. Ein… …   Deutsch Wikipedia

  • GöC — Logo aus Werbung 1955 Die Abkürzung GöC stand, mit leichten Variationen des ausführlichen Firmenwortlauts, für die im Wesentlichen von 1905 bis 1978 bestehende Großeinkaufsgesellschaft der österreichischen Konsumgenossenschaften. Gegründet wurde… …   Deutsch Wikipedia

  • Zentralverband österreichischer Konsumvereine — Der Zentralverband österreichischer Konsumvereine (ZÖK) ging 1904 aus dem Verband der Arbeiter Erwerbs und Wirtschaftsgenossenschaften hervor, der 1901 gegründet war. Der Verband der Arbeiter Erwerbs und Wirtschaftsgenossenschaften wurde auf dem… …   Deutsch Wikipedia

  • Verkehrsbüro Hotellerie GmbH — (Austria Trend Hotels Resorts) Rechtsform Gesellschaft mit beschränkter Haftung …   Deutsch Wikipedia

  • Wiener Neustädter Blutgericht — Das alte Wappen Wiens von 1465 1925 mit kaiserlichem Doppeladler Die Geschichte Wiens, der Hauptstadt Österreichs beginnt vor etwa 4000 Jahren. Wegen ihrer Lage am Donaustrom zwischen den Ausläufern der Voralpen (Wienerwald) und der pannonischen… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”