- Laxenburger Straße (Wien)
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Laxenburger Straße Straße in Wien-Favoriten Die Laxenburger Straße in Höhe Arthaberplatz Basisdaten Ort Wien-Favoriten Ortsteil Favoriten Angelegt 1377 erwähnt, 1703 ausgebaut Neugestaltet 1971 Hist. Namen Tolbuchinstraße Anschlussstraßen Favoritenstraße, B230 Querstraßen u.a.Gudrunstraße, Quellenstraße, Raxstraße Plätze Arthaberplatz Bauwerke Arbeiterheim Favoriten, Islamischer Friedhof Wien Nutzung Nutzergruppen Fußverkehr, Radverkehr, Autoverkehr, Straßenbahnlinie O, 67, Autobuslinie 66A, 67A, 70A Straßengestaltung teilweise Baumbestand Technische Daten Straßenlänge 6,2 Kilometer Die Laxenburger Straße verläuft im 10. Wiener Gemeindebezirk Favoriten und im 23. Wiener Gemeindebezirk Liesing. Sie ist Teil der B230 und somit eine der großen Südeinfahrten Wiens. Vom Südtiroler Platz bis zur Stadtgrenze ist sie etwa 6,2 Kilometer lang.
Verlauf und Charakteristik
Die Laxenburger Straße beginnt am Südtiroler Platz gleich südlich der Gleisanlagen der Südbahn als westliche Abzweigung von der Favoritenstraße. Sie verläuft in südlicher, später südwestlicher Richtung ansteigend gegen die Höhe des Wienerberges und senkt sich danach auf dessen anderer Seite bis zur Bezirksgrenze zwischen Favoriten und Liesing bei der Donauländebahn hinab. Diese überquerend führt sie weiter durch Inzersdorf bis zur südlichen Stadtgrenze Wiens. Dort setzt sie sich in Niederösterreich unter gleichem Namen bis Vösendorf weiter fort.
Der vom Autoverkehr geprägte Ausfallstraße werden durch mehrere großen Straßen, die sie in ost-westlicher Richtung queren, weiterer Autoverkehr zugeführt. Von Norden nach Süden sind dies die Gudrunstraße, die Quellenstraße, die Troststraße und auf der Höhe des Wienerberges die Raxstraße bzw. Grenzackergasse mit Verbindung zur Autobahn Südosttangente Wien. Knapp vor der Bezirksgrenze wird die Südosttangente überbrückt, dort gibt es jedoch keine Auf- und Abfahrmöglichkeit. In Inzersdorf sind die Oberlaaer Straße und die Kolbegasse wichtige Zubringer. Öffentliche Verkehrsmittel auf der Laxenburger Straße sind die Straßenbahnlinien O und 67, die Autobuslinien 66A, 67A und 70A sowie regionale Autobuslinien nach Laxenburg und in den Süden. Zwischen Troststraße und südlicher Bezirksgrenze wird die Laxenburger Straße durch Alleebäume gesäumt.
Vom Beginn der Laxenburger Straße bis zur Troststraße finden sich noch zahlreiche Gebäude vom Ende des 19. Jahrhunderts oder dem Beginn des 20. Jahrhunderts. Dieser dicht bebaute älteste Abschnitt wird durch den Quellenplatz unterbrochen und besitzt am Arthaberplatz die einzige Grünfläche dieser Gegend. Zwischen Troststraße und Raxstraße dominieren Gemeindebauten, errichtet von den 1930er Jahren bis zur Gegenwart. Von der Raxstraße südlich bis zur Bezirksgrenze ändert sich der Charakter der Straße, da in diesem Abschnitt die Häuser nicht direkt entlang der Straße stehen, sondern sich die hier befindlichen großen Wohnsiedlungen innerhalb von Grünanlagen etwas weiter vom Straßenverlauf entfernt befinden. Auch Kleingartenanlagen und Sportplätze tragen zum Charakter dieses Straßenabschnitts bei. Mit der Überquerung der Südosttangente und der Donauländebahn tritt die Laxenburger Straße in Inzersdorf in einen weiteren Abschnitt ein, der durch Firmen- und Industriegelände geprägt ist. Dieser Eindruck dominiert, wenn sich auch an der östlichen Straßenseite die Gartensiedlung Blumental befindet. Da die Laxenburger Straße hier durch großflächige Firmengelände führt, wird der Verkehr weitgehend durch große LKWs gekennzeichnet. In diesem Abschnitt befindet sich auch der Großmarkt Wien. An der Stadtgrenze Wiens befindet sich eine wichtige Zufahrt zur Wiener Außenring Schnellstraße S1.
Geschichte
Der alte, bereits 1377 urkundlich erwähnte Verkehrsweg wurde im heutigen Sinne 1703 als Verbindungsstraße zwischen den kaiserlichen Schlössern Neue Favorita (im heutigen 4. Bezirk) und Laxenburg (im südlichen Umland Wiens) ausgebaut. Seit 1892 trägt die Straße ihre amtliche Bezeichnung. Nach dem Zweiten Weltkrieg, als der 10. Bezirk nördlich der Donauländebahn bis 1955 zum sowjetischen Sektor Wiens gehörte und das Stadtgebiet südlich der Bahn von den Besatzungsmächten zur sowjetisch besetzten Zone, zu Niederösterreich, gerechnet wurde, wurde die Laxenburger Straße von 1946 bis 1956 nach dem Befehlshaber der siegreichen Roten Armee in der Schlacht um Wien 1945, Marschall Fjodor Iwanowitsch Tolbuchin, als Tolbuchinstraße bezeichnet. Seit 1971 wurde sie in ihrer heutigen Form als Durchzugsstraße ausgebaut.
Bemerkenswerte Gebäude
Nummer 1–5 Professor-Raimund-Jungbauer-Hof
Diese Wohnhausanlage aus dem Jahr 1966 besitzt an der Laxenburger Straße zwei Reliefs, die Arbeiter darstellen, und vier Mosaike mit Motiven aus der Geschichte Wiens. Abgebildet sind Prinz Eugen, Georg Franz Kolschitzky und das belagerte Wien zur Zeit der Zweiten Türkenbelagerung, das Schloss Favorita und ein weiteres Bild zeigt Till Eulenspiegel.
An dieser Stelle zwischen Laxenburger Straße und Favoritenstraße befand sich der Ausgangspunkt für die weitere Besiedlung Favoritens. Hier errichtete Johann Mathias Steudel 1830 einen Einkehrgasthof, der volkstümlich als Spitzwirtshaus bezeichnet wurde. Knapp hinter dem Linienwall und dem Viadukt der neuen Eisenbahn wurde diese Gaststätte zu einem beliebten Rastplatz der aus Ungarn nach Wien kommenden Fuhrleute. Später verkehrte hier die immer größer werdende Anzahl von Arbeitern, die sich in der Gegend ansiedelten. 1847 übernahm der Sohn, Johann Heinrich Steudel den florierenden Betrieb und machte das erste Kaffeehaus vor der Favoritenlinie daraus. Auf die Zerstörungen während der Revolution 1848 folgte der weitere Ausbau des Anwesens. Ein Verbindungstunnel für die Eisenbahn vor dem Gasthof erhielt den Namen Steudeltunnel. Steudel wurde Politiker und maßgeblich an der Gründung des neuen 10. Wiener Gemeindebezirkes Favoriten beteiligt. Das Steudel-Haus bestand bis zum Zweiten Weltkrieg, in dem es beschädigt und zerstört wurde.
Nummer 2A und 4 Bahngebäude
Auf dem großflächigen Betriebsgelände der Bahn, das durch die Schaffung des neuen Zentralbahnhofes für Wien erhebliche Veränderungen erfahren wird, befinden sich noch mehrere Hallenbauten aus Backstein vom Ende des 19. Jahrhunderts und ein Verwaltungsgebäude aus der Zeit um 1910.
Nummer 8–10 Arbeiterheim Favoriten
Das ehemalige Arbeiterheim Favoriten ist ein bemerkenswertes Beispiel der Jugendstilarchitektur in Favoriten. Es wurde 1902 nach Plänen des Architekten Hubert Gessner für den Verein Arbeiterheim in Favoriten errichtet und 1912 durch Zubauten erweitert. Hier befand sich einst das erste Kino des Bezirks und das erste Lokal der Kinderfreunde Österreich. Das Haus war Mittelpunkt der Favoritner Sozialdemokratie und Schauplatz wichtiger politischer Ereignisse. 1903 fand hier erstmals ein Parteitag statt. Karl Kraus hielt im Arbeiterheim seine letzte Lesung ab. 1918 kam es im Gebäude zu schweren Auseinandersetzungen zwischen Victor Adler und bolschewistischen Arbeiterräten. Im selben Jahr fanden hier die Trauerfeiern für die verstorbenen Sozialdemokraten Victor Adler und Engelbert Pernerstorfer statt. Während der Bürgerkriegsereignisse 1934 wurde das Gebäude durch Artilleriebeschuss schwer beschädigt. Nach dem Zweiten Weltkrieg war es bis 1951 Kommandantur der sowjetischen Besatzungsmacht. Danach wurde es 1952 durch Leo Kammel junior wieder hergestellt. Heute ist hier ein Hotel untergebracht.
Nummer 12
An der Fassade des Wohnhauses befindet sich ein großflächiges Mosaik von Rudolf Pleban aus dem Jahre 1955, das die Ziegelarbeiter in Favoriten darstellt.
Nummer 19 Hotel Kolbeck
Dieses Hotelgebäude an der Ecke zum Columbusplatz wurde bereits 1867 errichtet. Es besitzt einen Eckaufsatz und an der Fassade zum Columbusplatz eine Gliederung durch Hermenpilaster.
Nummer 34
Das Wohnhaus zeigt den reichsten historistischen Fassadendekor an der Laxenburger Straße sowie ein Hermenportal.
Nummer 36 Asylgericht
Das moderne, mit spiegelnder Glasfassade geschmückte Gebäude ist Sitz des Asylgerichtshofes.
Nummer 43–47 Magistratisches Bezirksamt
Zwischen Laxenburger Straße, Keplergasse, Keplerplatz und Gudrunstraße befindet sich ein einheitliches Ensemble aus Sichtziegeln, in dem das Bezirksamt, eine Schule und ein Pfarrhof untergebracht sind. Errichtet wurde es ab 1871 von der Hochbauabteilung des Stadtbauamtes unter der Leitung von Friedrich Paul und Josef Pürzl. Gemeinsam mit der benachbarten Johanneskirche auf dem Keplerplatz sollte es das administrative Zentrum des neuen Bezirkes darstellen. Der Gebäudeblock wurde in gotisierenden Formen gebaut, wobei die Seite zur Gudrunstraße die repräsentativste Ausgestaltung erfuhr.
Nummer 49–57 Zürcher-Hof
Diese große, 223 Wohnungen umfassende städtische Wohnhausanlage wurde 1928 von Emil Hoppe und Otto Schönthal errichtet und steht unter Denkmalschutz. Sie wurde 1949 zum Dank für die Hilfe aus der Schweiz nach dem Zweiten Weltkrieg nach der Stadt Zürich benannt. Der Zürcher-Hof, dessen Fassaden durch symmetrische Balkons und Loggien horizontal gegliedert sind, ist um einen großen Innenhof angelegt und weist an der Laxenburger Straße einen breitgelagerten, niederen Torbau auf, der durch den keramischen Fries der Arbeit aus dem Jahr 1930 von Siegfried Charoux geschmückt ist.
Hermine-Fiala-Hof
Die Wohnhausanlage an der Ecke Laxenburger Straße/Troststraße befindet sich in der Troststraße 45. Sie wurde 1980–82 errichtet. Der Wohnblock besitzt 11 Stiegen mit 397 Wohnungen.
Nummer 92
Der unbenannte städtische Wohnhausbau stammt aus den Jahren 1931/32 und wurde nach Plänen von Josef Hahn errichtet. 4 Stiegen mit 67 Wohnungen sind um einen großzügigen Innenhof angelegt.
Nummer 94 Anton-Hölzl-Hof
Ebenfalls 1931/32 entstand der große Anton-Hölzl-Hof mit 16 Stiegen und 346 Wohnungen um einen großen Innenhof herum. Geplant wurde er von Josef Hoffmann. Die Anlage ist sehr zurückhaltend, ohne besondere Details angelegt, das bereits auf das kommende Sparprogramm der 1930er Jahre verweist. Im Hof steht eine große Steinplastik Figurale Gruppe von Otto Fenzl aus dem Jahr 1931, während ein Relief an der Außenfassade der Ecke Leebgasse/Reichenbachgasse ein Relief mit arbeitenden Männern von einem unbekannten Künstler zeigt.
Nummer 98 Maria-und-Rudolf-Fischer-Hof
Die unter Denkmalschutz stehende städtische Wohnhausanlage wurde 1930/31 nach Plänen von Konstantin Peller errichtet. Sie umfasst 7 Stiegen mit 133 Wohnungen um einen großen Innenhof. Die Fassade wird durch Gesimsbänder und Balkone gegliedert. In der nationalsozialistischen Zeit trug die zunächst unbenannte Anlage den Namen Otto-Planetta-Hof, seit 1949 ist sie nach den im Gebäude wohnenden kommunistischen Widerstandskämpfern Maria und Rudolf Fischer benannt, an die auch eine Gedenktafel erinnert.
Nummer 100
An der Ecke dieses Gemeindebaus befindet sich ein 48 m² großes Sgraffito Vögel und Pflanzen von Brunhilde Bichler-Dreher aus dem Jahr 1957.
Siedlung Wienerfeld Ost und West
Die Wienerfeld-Siedlung ist eines der wenigen Beispiele des sozialen Wohnbaus aus der nationalsozialistischen Zeit in Wien. Von den hochgesteckten Plänen konnte bedingt durch den Kriegsbeginn nur ein kleiner Teil verwirklicht werden. 1939–1942 entstand um die heutige Munchgasse im Osten und um die heutige Adolf-Kirchl-Gasse im Westen der Laxenburger Straße der älteste Teil der Siedlung nach Plänen der Gemeinnützigen Siedlungs- und Baugesellschaft GESIBA mit ungefähr 500 Wohnungen. Die Siedlungshäuser entstanden entlang von Wohnstraßen, die erst nach dem Krieg benannt wurden, in einheitlicher zweigeschoßiger Form. In den geschützten Bereichen hinter den Wohnzeilen befinden sich die Gärten. Im Siedlungsteil Ost sind die Gebäude durch trauf- oder giebelständige Stellung zu den Straßen und auch durch die dem Geländeverlauf folgende Höhenstaffelung abwechslungsreich gestaltet. Am Ende der Erschließungsstraßen befinden sich Torbogen.
Nördlich daran anschließend wurde die Siedlung in den 1950er Jahren weitergeführt. So entstand im Westen in der Laxenburger Straße 140–142 und im Osten in der Laxenburger Straße 203–207 in den Jahren 1953–56 nach Plänen von Hubert Matuschek und Anton Ubl eine Fortsetzung. Die zwei- bis dreigeschoßigen Häuser mit Satteldächern sind in Zeilen und um einen Hof angelegt und erwecken einen einheitlichen Eindruck. Dieser Bauabschnitt weist an die 300 Wohnungen auf. Bemerkenswert ist hier der baukünstlerische Schmuck mit Reliefs von verschiedenen Künstlern über den Hauseingängen, die meist Menschen in ihren Berufen darstellen. Die beteiligten Künstler waren Josef Franz Riedl, Konrad Calo, Anton Endstorfer, Michael Drobil, Gabriele Waldert, Josef Bock, Margarete Bistron-Lausch, Elisabeth Ziska und Emmi Hausmann-Rada.
An der Westseite wurden 1955 bis 1965 weitere 912 Wohnungen und eine Schule errichtet. Die letzten Gebäude weichen allerdings beträchtlich von der ursprünglichen Wienerfeld-Siedlung ab, da nunmehr bis zu 8 Stockwerke hohe Häuser errichtet wurden.
Islamischer Friedhof
Neben der Liesing wurde 2008 auf einem freien Grundstück zwischen Großmarktstraße und Laxenburger Straße der erste eigene islamische Friedhof Österreichs errichtet. Die Aufbahrungshalle und die Sanitärräume wurden in Sichtziegelbauweise gestaltet, der Eingang befindet sich in der Großmarktstraße.
Literatur
- Herbert Tschulk: Wiener Bezirkskulturführer Favoriten. Jugend & Volk, Wien 1985
- Dehio-Handbuch Wien. X. bis XIX. und XXI. bis XXIII. Bezirk. Anton Schroll, Wien 1996
Weblinks
Commons: Laxenburger Straße – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien48.15640277777816.365744444444Koordinaten: 48° 9′ 23″ N, 16° 21′ 57″ O
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