- Mentalitätsgeschichte
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Mentalitätsgeschichte ist der Versuch von Historikern, die Mentalitäten, d. h. die Einstellungen, Gedanken und Gefühle der Menschen einer Epoche, darzustellen und zu erklären.
Die Mentalitätsgeschichte entstand im Zusammenhang mit der Annales-Schule, auch wenn Johan Huizingas Herbst des Mittelalters als Pionierwerk dieses historischen Ansatzes gilt.
Über Mentalitäten erfährt man aus den üblichen Quellen nur sehr wenig, deshalb ist die Erschließung neuer Quellengattungen für die Mentalitätsgeschichte typisch. Philippe Ariès etwa verarbeitete für L'enfant et la vie familiale sous l'ancien régime (Das Kind und das Familienleben im Absolutismus) nicht nur Briefe und Tagebucheinträge, sondern auch Porträts, um Kindermode zu analysieren und altes Spielzeug.
Die Themenbereiche der Mentalitätsgeschichte sind sehr vielfältig und umfassen Sexualität und Liebe, Tod und Feste, Alphabetisierung und besonders die Einstellung von breiten Bevölkerungsschichten zu großen historischen Ereignissen, etwa zum Ersten Weltkrieg.
In Deutschland hat die Mentalitätsgeschichte keine große Tradition, an den Universitäten hat sie keinen wichtigen Vertreter.
Es sei an dieser Stelle auf den von Philippe Arìes in seinem Aufsatz "Die Geschichte der Mentalitäten"[1] erwähnten deutschen Historiker Norbert Elias hingewiesen, den er in seinem Werk als einen "Einzelgänger, [dessen] Gedankengänge und Einsichten von großer Wirkung" auf die "Idee der Mentalitäten" gewesen ist, bezeichnet.
Literatur
- Ulrich Raulff (Hg.): Mentalitäten-Geschichte. Hg. von Ulrich Raulff, Wagenbach, Berlin 1987.
- Hirschfeld / Krumeich / Renz (Hg.) (1993): „Keiner fühlt sich hier mehr als Mensch“. Erlebnis und Wirkung des Ersten Weltkriegs. Essen: Klartext. ISBN 3-88474-004-0
- Peter Dinzelbacher (Hg.) (1993, 2. Aufl. 2008): Europäische Mentalitätsgeschichte. Stuttgart: Kröner. ISBN 978-3-520-46902-1
Quellen
- ↑ Philippe Ariès, Die Geschichte der Mentalitäten, in: Jacques LeGoff, Roger Chartier, Jacques Revel (Hrsg): Die Rückeroberung des historischen Denkens. Grundlagen der Neuen Geschichtswissenschaft, Frankfurt/M: Fischer, 1994, p.138f
Siehe auch
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