- Mikater
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Der Begriff Mikätzchen oder auch Mikater bezeichnet ein wenig abfällig Lehrer, die in Nordrhein-Westfalen auf Initiative des damaligen Kultusministers Paul Mikat zu vereinfachten Bedingungen (auch materiellen) als "Seiteneinsteiger" in den Staatsdienst gelangten.
In der etablierten Lehrerschaft gab es im Einführungszeitraum und in den Jahren danach erhebliche Unruhe und Sorge um eine eventuell ungerechte Bevorzugung "minder qualifizierter" Lehrerkollegen.
Diese Aktionen wurden um die Mitte der 1960er Jahre letztlich von der Landesregierung für erforderlich gehalten, um irgendwie der Flut der Kinder, der sogenannten Baby Boomer, Herr zu werden und die Klassengrößen nicht noch über die schon extremen Größen über 50 Kinder weiterwachsen zu lassen.
Lehrer im Mikatschen Schnellverfahren konnte werden, wer das Abitur hatte und somit die Berechtigung, für ein Lehramt zu studieren. Tätigkeitsbegleitend wurden Aus- und Weiterbildungen angeboten, die das Kenntnisprofil der "Mikätzchen" auf den Stand ihrer akademisch vollausgebildeten Kolleginnen und Kollegen heben sollten.
"Mikätzchen" fanden sich zuvorderst im Schuldienst der heutigen Grund- und Hauptschulen. Mittlerweile ist altersbedingt der Bestand an noch aktiven "Mikätzchen" auf einen geringen Stand gesunken.
Aktuelle Seiteneinsteiger-Programme
Seit den frühen 2000er Jahren gibt es in NRW nun ein Programm zur Lehrereinstellung sogenannter Seiteneinsteiger, dessen Ansatz Ähnlichkeiten mit dem Vorgehen der 1960er Jahre zur Einführung der "Mikätzchen" aufweist, um der Probleme überalterter Lehrerschaft, hoher Anteile ausfallender Stunden und eines hohen Krankenstandes (i. d. R. > 10%; in der Industrie um 3%) Herr zu werden.
Die Einstellung von Lehrern auf diese sogenannten "schulscharfen Stellen" fällt ein Gremium der Schule, bestehend aus dem Rektor und Personen der Schulvertretung.
In der Anfangszeit des neuen Programmes in der Ägide Gabriele Behler wurde ein hoher Anteil der sogenannten "schulscharfen Stellenbesetzungen" im Ergebnis durch vollexaminierte Lehrer (mit zweitem Staatsexamen) angetreten, die sich genauso wie Bewerber ohne zweites Staatsexamen auch um die ausgeschriebenen Stellen bewerben können.
U.v.a. ist das Einstellungsverfahren begleitet von Ranglisten-Vorgaben der Regierungspräsidien mit einer Auflistung möglicher Stellenbesetzer mit bereits bestandenem zweitem Staatsexamen, gestaffelt nach Examensnoten. Diese Listen bringen für die Schulen den argumentativen Zwang mit sich, eine Stellenbesetzung mit einem Externen ohne zweites Staatsexamen mit derart guten, starken Gründen darzulegen, dass diese Einstellungs-Maßnahme gegebenenfalls "verwaltungsgerichtsfest" ist, wenn ein abgelehnter Bewerber mit zweitem Staatsexamen den Klageweg gegen eine Absage beschreitet: ein Tort, dem sich die meisten einstellenden Schulen schlicht dadurch entziehen, dass sie keine echten Seiteneinsteiger einstellen und die "Seiteneinsteiger"-Stellen vorsorglich lieber an Lehrerbewerber mit gutem zweitem Staatsexamen vergeben, um der Gefahr von Rechtsstreitigkeiten vorzubeugen. Die echten Seiteneinsteiger (ohne zweites Staatsexamen) gehen hierbei leer aus: sie bewerben sich, werden zu einem Vorstellungstermin eingeladen, aber bekommen in hohem Anteil doch eine Absage, meist ohne diese Hintergründe zu kennen.
Bewerber bekommen von diesen Dingen in aller Regel nichts mit, da praktisch alle Bewerber (außer die formal bzw. offenkundig deplatzierten) auf eine Stelle auch zu einer Vorstellung eingeladen werden: in Fällen "vorprogrammierter" anderweitig vorgeplanter Stellenbesetzung ist diese Vorgehensweise eine beträchtliche Verschwendung von Zeit für alle Beteiligten und eine Demotivierung für hoffnungsfrohe Seiteneinsteiger, deren Chancen zwar nicht explizit Null sind, aber bislang kaum darüber lagen.
Hingegen werden so neue, im Lehrerestablishment ungelittene "Mikätzchen" zu weiten Teilen verlässlich vermieden.
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