- Seiteneinsteiger
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Als Quereinsteiger oder auch Seiteneinsteiger wird eine Person bezeichnet, die aus einer fremden Sparte in ein neues Betätigungsfeld wechselt, ohne die für diesen Beruf sonst allgemein übliche „klassische“ Berufsausbildung absolviert zu haben. Dies ist vor allem bei nicht geschützten Berufsbezeichnungen wie Schauspieler, Journalist, Politiker, Sänger, Produzent, Moderator, Künstler usw. oft der Fall. Bei besonderem Fachkräftemangel kann man als Seiten- bzw. Quereinsteiger jedoch auch Zugang zu stark reglementierten Berufen wie beispielsweise dem Lehrerberuf (Lehrerausbildung) erhalten. Der Begriff ist zunächst wertungsneutral.
Hintergrund
Häufig wird bei einem Quereinsteiger ein Hobby zum Beruf gemacht oder der Bezug zu einer früheren Tätigkeit zu einem neuen Beruf ausgebaut. Die erforderlichen Kenntnisse und Fertigkeiten erwirbt der Quereinsteiger in der Regel im Training on the Job.
In Deutschland fördert die Bundesagentur für Arbeit die Aufnahme eines Beschäftigtenverhältnisses oder die Existenzgründung aus der Arbeitslosigkeit für Quereinsteiger bei einem für die Sicherung des Lebensunterhalts tragfähigen Konzept. Bei einem Lehrberuf oder einem Beruf, bei dem ein Studium oder eine sonstige fachliche Ausbildung zwingend vorgeschrieben ist – etwa Fleischer, Konditor, Arzt oder Krankenschwester – ist ein Quereinstieg grundsätzlich nicht möglich. So darf sich in Deutschland z. B. jemand, der keine Lehre als Juwelier absolviert hat oder die Gesellenprüfung nicht bestanden hat, zwar als Schmuckhändler als Quereinsteiger selbständig machen, auf dem Firmenschild jedoch nicht die geschützte Berufsbezeichnung Juwelier führen.
Beispiele
Zum Beispiel könnte man den früheren Bundesaußenminister Joschka Fischer als Quereinsteiger bezeichnen, da er unüblicherweise keine Ausbildung absolvierte, die ihn zu einer Karriere an der Spitze der deutschen Diplomatie empfohlen hätte. Ein anderes Beispiel wären Hausfrauen, die man im Schnellkursverfahren zum Führen von Schulbussen ausbildet.
Quereinsteiger wäre auch ein Ingenieur, der zum Vorstand in einer großen deutschen Aktiengesellschaft für das Ressort Personal oder Controlling/Finanzen berufen wird.
Quereinsteiger wäre auch jemand, dem man ohne Fußball-Vorerfahrung im Leiten einer Fußballmannschaft deren Trainingsleitung anvertraut. Ein Quereinsteiger war im gewissen Sinne auch z. B. Franz Beckenbauer als Bundestrainer (man nannte es dann „Teamchef“), da er keine formale Trainerausbildung absolviert hatte und der sich daher auf ausgebildete, lizenzierte Trainer abstützen musste.
Quereinsteiger in der Politik
Auch in der Politik sind Quereinsteiger gelegentlich anzutreffen, z. B. Hochschulprofessoren oder Künstler, die von der jeweiligen Partei entweder wegen ihrer Sachkunde oder wegen ihrer imagefördernden Prominenz nominiert oder in ein exponiertes Amt gewählt werden, ohne die klassische Parteikarriere absolviert zu haben. Beispiele in den USA sind die Wahl des Hollywood-Schauspielers Clint Eastwood 1986 zum Bürgermeister von Carmel oder von Arnold Schwarzenegger 2003 zum Gouverneur von Kalifornien. In Deutschland sind u. a. die Hochschullehrerinnen Uta Ranke-Heinemann (parteilos für die PDS), Dagmar Schipanski (CDU) und Gesine Schwan (SPD) zu nennen, die jeweils (erfolglos) für das Amt des Bundespräsidenten kandidierten oder der ehemalige Manager von Werder Bremen Willi Lemke, der nach seiner Managerkarriere schließlich Innensenator für die SPD in Bremen wurde. In den Parteien sind sie vor allem bei altgedienten Berufspolitikern nicht selten umstritten.
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