Militärisch-Industrieller Komplex

Militärisch-Industrieller Komplex

Der Begriff Militärisch-industrieller Komplex wird in gesellschaftskritischen Analysen verwendet. Autoren, die vor dem Entstehen eines militärisch-industriellen Komplexes warnen, gehen davon aus, dass es in privatwirtschaftlich organisierten Gesellschaften leicht zu unheilsamen Bündelungen der Interessen von Politikern, Vertretern des Militärs und Vertretern der Rüstungsindustrie kommen kann. In den USA gelten Denkfabriken (think tanks) als mögliche weitere involvierte Interessengruppe.

Der Ausdruck wurde durch den US-Präsidenten Dwight D. Eisenhower populär. In seiner Abschiedsrede vom 17. Januar 1961 warnte Eisenhower, der selbst Militär war, die Nation ausdrücklich vor den Verflechtungen und Einflüssen des militärisch-industriellen Komplexes in den USA.

Eisenhower sah darin eine Gefahr für die demokratischen Institutionen und die Demokratie an sich. Durch die Einwirkung dieses Komplexes auf Arbeitsplätze und Wirtschaftskraft könne die politische Führung veranlasst werden, Konflikte eher militärisch als politisch lösen zu wollen und damit als verlängerter Arm der Rüstungsindustrie-Lobby agieren.

Von einem militärisch-industriellen Komplex wird gesprochen, wenn es in einer Gesellschaft Phänomene dieser Art gibt:

  • Ausgeprägte Lobby-Arbeit von Vertretern der Militärindustrie.
  • Zahlreiche persönliche Kontakte zwischen Vertretern des Militärs, der Industrie und der Politik.
  • Als "verdächtig" kann es angesehen werden, wenn Personen, die zunächst Vertreter des Militärs oder der Politik waren, auf wesentlich besser dotierte Posten in dieser Industrie wechseln.

In der Bundesrepublik Deutschland ist der Begriff "militärisch-industrieller Komplex" im Zusammenhang mit der Starfighter-Affäre unter Verteidigungsminister Strauß verwendet worden. Heute wird er eher selten verwendet, da die – beispielsweise im Fall Holger Pfahls offenkundig gewordene – Verknüpfung von Politik und Wirtschaft heute als Problematik gesehen wird, die nicht nur auf die Rüstungsindustrie beschränkt ist.

Siehe auch

Literatur

  • Michael Hennes (2003): Der neue Militärisch-Industrielle Komplex in den USA in: Aus Politik und Zeitgeschichte (B 46/2003)
  • C. Wright Mills (1956): The Power Elite, New York, 1956
  • Dwight D. Eisenhower: The White House Years: Waging Peace, 1956-1961, Garden City 1965. (Zitat des Begriffs auf Seite 614)
  • David Rothkopf (2008): Die Super-Klasse. Die Welt der internationalen Machtelite. Riemann Verlag, München. (Vgl. Rezension Marcus Klöckner in der FR v. 18. September 2008 [1])

Weblinks


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