Mindaugas I. (Litauen)

Mindaugas I. (Litauen)
Mindaugas, König Litauens

Mindaugas (polnisch Mendog, weißrussisch Міндоўг, Mindoug), (* um 1203; † 12. September 1263) regierte zwischen 1238 und 1263 als litauischer Fürst bzw. später Großfürst. Im Sommer 1253 erhielt er auf Veranlassung des Papstes Innozenz IV. sogar die Königskrone. Der Krönungstag ist heute ein offizieller Feiertag in Litauen. Um dies zu ermöglichen, wurde dieser auf den 6. Juli 1253 festgelegt.

Mindaugas wird die Einigung der fünf Fürstentümer Litauens zu einem Staatswesen angerechnet, auch wenn seine Machtposition nicht unumstritten war. Voraussetzung war die Bildung militärischer Gefolgschaften, zum Teil aus der bäuerlichen Bevölkerung abgesondert, zum Teil aus geflohenen Russen rekrutiert, welche die Machtposition des Fürsten im Land stärkten.

Erstmals wird sein Name in einem Vertrag von 1219 erwähnt, in dem er und andere litauische Fürsten (seine Verwandten, sowie sein Bruder Dausprungas) ein Bündnis mit dem russischen Fürsten Daniel von Galizien eingingen. Auch in der Folge leistete er Söldnerdienste für Konrad von Masowien (1237) und Daniel von Galizien (1245).

Bald trugen ihm die Bojaren die Herrschaft Litauens an, so dass er 1238 als Herrscher des Landes erwähnt wurde. 1249 verjagte er seine Neffen Tautvilas und Gedivydas, sowie deren Onkel mütterlicherseits, den Schemaiten-Fürst Vykintas nach Galizien, als sie bei einem Feldzug gegen Wladimir-Susdal erfolglos blieben. In den nächsten zwei Jahren wies er ihre Rückkehrversuche ab. Somit erlangte er auch die tatsächliche Herrschaft. Einer der Neffen, Dausprungas Sohn Tautvilas, ließ sich in Riga taufen und erlangte so die Unterstützung des Deutschen Ordens. Mindaugas musste nachziehen. Auch er ließ sich 1251 taufen und empfing daraufhin 1253 vom Papst die Königskrone. Später söhnte er sich mit Tautvilas aus.

Mindaugas verbündete sich auch mit Daniel von Galizien († 1264), der sich damals gegen die Goldene Horde auflehnte. Eine Heirat zwischen Mindaugas' Tochter und Daniels Sohn Švarno verband zudem beide Häuser (1255). Das Bündnis blieb fruchtlos, die Tataren zwangen 1258/59 beide zur Flucht. Das schwächte Mindaugas' Position gegenüber den Schemaiten, die am 13. Juli 1260 in der Schlacht an der Durbe dem Deutschen Orden eine schwere Niederlage beibringen konnten - und zwar ohne Mindaugas.

Mindaugas wandte sich wieder vom Christentum ab (wobei diese Tatsache umstritten bleibt) und verbündete sich nun mit den heidnisch gebliebenen Schemaiten seines Neffen Treniota gegen den Orden. Aber der Feldzug 1261 blieb erfolglos und Mindaugas war unglaubwürdig geworden, sodass ihn sein Schwager Daumantas und Treniota im Herbst 1263 samt zweier Söhne ermorden konnten.

Mindaugas Sohn Vaisalga übernahm 1264 die Regierung, trat aber wieder zurück und wurde bald ebenfalls ermordet. Bis zum Ende des Jahrhunderts herrschte dann weitgehende Unordnung in Litauen, so dass selbst über die Lebensdaten der Großfürsten Unklarheiten bestehen.


Vorgänger Amt Nachfolger
Roman von Ruthenien König von Litauen
1238–1263
Treniota

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