Ministry of International Trade and Industry

Ministry of International Trade and Industry
Sitz des MITI in Chiyoda, Tokio

Das Tsūshō-Sangyō-shō (dt. Ministerium für Internationalen Handel und Industrie, jap. 通商産業省, Tsūshō-Sangyō-shō), im internationalen Kontext allgemein mit MITI für Ministry of International Trade and Industry abgekürzt war ein Ministerium Japans und gilt als entscheidender Architekt hinter dem wirtschaftlichen Aufschwung Japans in der Nachkriegszeit. An seine Stelle trat 2001 das heutige Ministerium für Wirtschaft, Handel und Industrie.

Inhaltsverzeichnis

Aufgaben und Zuständigkeiten

Das japanische Ministerium für Internationalen Handel und Industrie wurde im Jahr 1949 aus der Vereinigung der Handelsagentur und des Ministeriums für Gewerbe und Industrie gegründet. Ziel war, die Nachkriegs-Inflation zu bremsen und die Maßnahmen zur Wiederherstellung der industriellen Produktivität und Beschäftigung zu steuern. Das MITI trug die Hauptverantwortung für die Formulierung und Implementierung internationaler Handelsabkommen, suchte dabei jedoch immer den Konsens mit anderen beteiligten Parteien, etwa dem Außenministerium und dem Finanzministerium. Das MITI koordinierte in entsprechenden Bereichen auch die Handelspolitik, mit dem Wirtschaftsplanungsamt (経企庁, Keiki-chō), der Bank von Japan, und den Ministerien für Landwirtschaft, Bau, Forstwirtschaft und Fischerei, Gesundheit und Soziales, Post und Telekommunikation sowie Verkehr. Mit der Zunahme des internationalen Handels verbreiterte sich die Basis, wodurch die anderen Ministerien mehr Gewicht bekamen. Zusätzlich wurden die Zuständigkeiten des MITI durch die Kommission für den fairen Handel (公正取引委員会, Kōsei-Torihiki-Iinkai), das Parlament und den Premierminister beschnitten. Dadurch hatte das MITI Ende der 80er Jahre weniger Kontrolle über den japanischen Außenhandel als noch in den 50er und 60er Jahren.

Neben Export und Import war das MITI auch zuständig für die Unternehmen und Bereiche, die nicht ausdrücklich durch andere Ministerien abgedeckt waren, und zwar in den Bereichen Anlagevermögen, Kontrolle der Umweltverschmutzung, Energieversorgung, einige Aspekte der Auslands-Wirtschaftshilfen, und Kundenbeschwerden. Dadurch konnte das MITI einen Interessenausgleich schaffen, etwa zwischen der Eindämmung der Umweltverschmutzung und der Konkurrenzfähigkeit im Export, und so Nachteile für die Exportindustrien gering halten.

Koordination der „Japan AG“

Das MITI diente als Architekt der Industriepolitik, als Regulierer und als Schlichter bei Problemen und Meinungsverschiedenheiten in der Industrie. Das Hauptaugenmerk des Ministeriums lag auf der Stärkung der industriellen Basis des Landes. Von einer gelenkten Wirtschaft zu sprechen geht dabei zu weit, aber es hat die Wirtschaft mit formeller und informeller Anleitung bedacht, auf den Gebieten der Technologie, der Modernisierung, der Investition in neue Anlagen, und dem heimischen und internationalen Wettbewerb.

Die enge Verbindung zwischen Ministerium und Wirtschaftsführern hat zu einer Außenhandelspolitik geführt, die in vielen Bereichen eng mit den Bemühungen zur Stärkung der heimischen Wirtschaft verzahnt ist. Das MITI unterstützte die frühzeitige Entwicklung aller Schlüsselindustrien durch die Bereitstellung von Schutzmechanismen vor Importkonkurrenz, Industriespionage, Hilfe bei der Lizenzierung ausländischer Technologien, Zugang zu Devisen sowie Hilfestellungen bei Fusionen.

Diese Politik zur Förderung der inländischen Industrie und deren Schutz vor der internationalen Konkurrenz war in den 50er und 60er Jahren am stärksten. In den 70er Jahren war die japanische Industrie in vielen Bereichen konkurrenzfähig, so dass die Kontrolle des MITI nicht mehr in dem Maße gebraucht wurde. Auch waren einige der Methoden überholt, so verfügten die Unternehmen nun selbst über genug Auslandskapital.

Ausländische Kritik und Marktöffnung

Teilweise musste das MITI die Industrie sogar bremsen. Die japanische Autoindustrie war auf dem US-amerikanischen Markt so erfolgreich, dass ab dem Jahr 1981 von japanischer Seite freiwillige Importquoten erlassen wurden, um Kritik der amerikanischen Autoindustrie und der Gewerkschaften abzuwenden.

Auch der Protektionismus musste verringert werden, insbesondere auf Druck der Welthandelsorganisation und der USA. In den 80er Jahren war das MITI an Maßnahmen zur Marktöffnung und Importförderung beteiligt, es wurde innerhalb des Ministeriums ein Büro zur Importförderung gegründet. Die enge Verbindung zwischen MITI und Industrie erlaubte dem Ministerium eine solche Rolle in der Öffnung der Märkte zu spielen. Die gegenläufigen Interessen zwischen Marktöffnung und Förderung neuer, wachsender inländischer Industrien bleiben bestehen.

Die Wirtschaftskrise der 90er

Eine neue Entwicklung ergab sich durch die lange Nullwachstumsphase in den 90er Jahren, als viele Förderprogramme der Regierung nicht die erwünschte Wirkung zeigten. Insbesondere ist hier auf den Fall Nissan zu verweisen, als ein ausländisches Unternehmen beim zweitgrößten japanischen Automobilbauer einstieg und erfolgreich mit "westlichen" Methoden sanierte. Dies wird nicht ohne Folgen auf die restliche Industrie bleiben.

Im Jahr 2001 wurde das MITI im Rahmen der Zentralen Regierungsreform mit dem Wirtschaftsplanungsamt und den Wirtschaftsabteilungen anderer Ministerien zusammengelegt und in METI (engl. Ministry of Economy, Trade and Industry, dt. Ministerium für Wirtschaft, Handel und Industrie) umbenannt.

Literatur

  • Chalmers Johnson: MITI and the Japanese Miracle: The Growth of Industrial Policy, 1925-1975. Stanford 1982, ISBN 0804711283

35.672116666667139.750883333337Koordinaten: 35° 40′ 20″ N, 139° 45′ 3″ O


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