- Schlüsselindustrie
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Als Schlüsselindustrien bezeichnet man Industriebranchen, die in Bezug auf bestimmte Kriterien für ein Land von besonderer Bedeutung sind. Welche Kriterien im Einzelfall herangezogen werden, hängt vom jeweiligen Kontext und Diskurs ab, üblich sind bspw. Bedeutung als Zulieferer für andere Branchen, Innovationsstärke, Image des Landes, Versorgungsaspekte oder militärische Gesichtspunkte. Eine objektive Festlegung, ob eine Schlüsselindustrie vorliegt, gibt es daher nicht. Schlüsselindustrien sind in besonderem Maße Gegenstand der Industriepolitik eines Staates.
Inhaltsverzeichnis
Beispiele
In Deutschland werden besonders häufig die Automobilindustrie und der Maschinenbau als Schlüsselindustrien bezeichnet, da sie einen hohen Anteil an der gesamten Wertschöpfung des Landes ausmachen, als Vorzeigebranche für Deutschland angesehen werden, stark als Abnehmer anderer Branchen fungieren und damit auch als Technologietreiber für weitere Branchen gelten (z.B. Elektroindustrie, Mikroelektronik, Optik) und eine hohe Anzahl an Arbeitnehmern beschäftigen. Unter dem Gesichtspunkt der Versorgungssicherheit werden auch Bergbau, Landwirtschaft und Energieversorger als Schlüsselindustrien bezeichnet. Oft werden andererseits eher junge Branchen wie die Biotechnologiebranche, die Mikroelektronik oder die Nanotechnologie als Schlüsselindustrien bezeichnet, weil man erwartet, dass sie in der Zukunft für die Wirtschaft eine hohe Bedeutung erlangen werden und für das Land als Wissensstandort wichtig sind. Energiebezogene Branchen, v.a. mit Bezug zu alternativen Energietechniken, werden wiederum unter dem Gesichtspunkt des Umweltschutzes und des für die Welt bedrohlichen Klimawandels als Schlüsselindustrien bezeichnet. Was jeweils eine Schlüsselindustrie genannt wird, hängt also von der Fragestellung und dem jeweils gewählten Standpunkt ab.
Zitate
- „Die Bewusstseins-Industrie … ist die eigentliche Schlüsselindustrie des 20. Jahrhunderts.“ – Hans Magnus Enzensberger.[1]
- „Fernsehen ist heute eine Schlüsselindustrie, die von einigen Zukunftsdenkern der Medienpolitik mit Großchemie, Automobil- und Stahlbau verglichen wird.“ – Ulrich Spies, Adolf Grimme-Institut. [2]
- „Schlüsselindustrie, die Industriezweige, die andere Wirtschaftszweige mit Rohstoffen und Halbfabrikaten versorgen, bes. Bergbau und Hüttenindustrie.“[3]
Quellen
- ↑ Zitiert nach: http://www.raffiniert.ch/senzensberger.html
- ↑ Zitiert nach: http://www.grimme-institut.de/scripts/archiv/download/sp_jurist.pdf
- ↑ Der Neue Brockhaus, Leipzig 1938, Band 3, seite 100
Weblinks
- Zur Definition von „Schlüsselindustrie“. Deutscher Bundestag, Drucksache 15/3408. (PDF-Datei; 104 kB)
- Die Schlüsselindustrie Telekommunikation unter dem Aspekt ihrer treibenden Funktion für andere Wirtschaftsbereiche. Landesinstitut für Schule NRW. (PDF-Datei; 1015 kB)
- Die Sensorik als deutsche Schlüsselindustrie wegen ihrer Bedeutung für „viele“ andere Industriezweige. Fachverband Mikro-Nano-Integration für Sensorik e.V. (PDF-Datei)
- Der Maschinenbau als „wahre Schlüsselindustrie Deutschlands“. Vortrag SITEC Industrietechnologie, Projektträger DLR, 16. Januar 2007. (PDF-Datei; 992 kB)
- Schlüsselindustrien unter dem Aspekt der Entwicklung des Arbeitsmarktes und der Hochschulplätze für IT-Fachkräfte in Deutschland. Dokument der Initi@tive D21, 2001. (PDF-Datei)
- Der Bergbau als Schlüsselindustrie für den Wiederaufbau Deutschlands nach 1945. Tagungsbericht 14/286 von H-Soz-u-Kult 2006.
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