Missionsschiff Kandaze

Missionsschiff Kandaze
Modell des Missionsschiffes Candace im "Ludwig-Harms-Haus" in Hermannsburg

Das Missionsschiff Candace, auch Königin Kandaze oder einfach Kandaze, bzw. Candaze, genannt, gehörte der 1849 in dem kleinen Heideort Hermannsburg gegründeten Missionsgesellschaft Hermannsburger Mission. Mit ihr sollten die ersten fertig ausgebildeten Missionare nach Äthiopien ausgesandt werden. Am Bug befand sich die Galionsfigur der „schwarzen Königin“ Kadoze, nach der das Schiff benannt wurde. Der Name leitet sich nach einer von Martin Luther 1545 übersetzten Bibelstelle, Lukas Apostelgeschichte 8,27, ab, die eine gleichnamige äthiopische Königin erwähnt. In der Schifffahrt geht es meist englisch zu. In der englischen Bibel wird der Name Candace geschrieben. So stand es dann auf dem Wimpel des Schiffes.

Gebaut wurde das Schiff auf der ehemaligen Harburger Werft Renk und bestand aus Eichenholz, welches aus Bröckel bei Celle stammte. Initiator war der Gründer der Hermannsburger Mission Ludwig Harms. In Harburg gab es den Hafenmeister Stürye, der Harms´ Pläne tatkräftig unterstützte und den Kontakt mit der Werft herstellte. Auch der Hamburger Kaufmann Nagel hat sich beim Bau des Schiffes besonders hervor getan.

Harms fand in seiner unnachahmlichen Art für die Beiden die lobenden Worte:

Er (Gott) hat um des Schiffes willen den Stürye nach Harburg gesteuert und den Nagel in Hamburg eingeschlagen.

Der Stapellauf erfolgte am Dienstag, dem 27. August 1853. Etwa 400 Männer und Frauen aus Hermannsburg waren mit einem Sonderzug extra zum Stapellauf nach Harburg gekommen. Bereits einen Monat später, am 28. Oktober 1853, stach die Candace zu seiner Jungfernfahrt mit einigen Missionaren, Theologen, Bauern und Handwerkern, die man „Kolonisten“ nannte, in See. Mit Hilfe der „Kolonisten“ wollte man in den fremden Ländern weitgehend autark leben, und so den Einheimischen nicht zur Last fallen. Jeweils auf einen Missionar kam in der Regel ein „Kolonist“. Die Candace umschiffte das Kap der Guten Hoffnung und gelangte an die Küste Sansibars, doch der dort ansässige muslimische Imam und Sultan, welcher die gesamte Küste Ostafrikas beaufsichtigte, verweigerte den Hermannsburgern die Erlaubnis, das Festland zu betreten, weil er offensichtlich fürchtete, dass dies zu Schwierigkeiten mit dem schwungvollen und lukrativen Sklavenhandel seiner Untertanen führen würde. So segelten die dort unerwünschten Missionare in südlicher Richtung wieder zurück und landeten nach dreieinhalb Monaten, am 21. Januar 1854 zunächst in Kapstadt. Danach ging es weiter nach Port Natal (heute Durban) in Südafrika. Hier führten sie ihre ausgedehnte Missionsarbeit unter den Zulu und Tswana aus. Ein wichtiger Stützpunkt wurde für sie dabei ein Ort in den Bergen Natals, der zur englischen Kolonie gehörte und den sie nach ihrem deutschen Aussendungsort Hermannsburg nannten. So wurde Südafrika zum Hauptarbeitsgebiet der Hermannsburger Mission. Zwei Jahre nach der Abreise, im September 1855, kehrte die Candace erstmals nach Hamburg zurück. 1927 gelang es ihnen erst wieder, in Äthiopien die Missionsarbeit aufzunehmen.

Mit dem Schiff kamen nach dem Scheitern der Mission in Äthiopien auch viele Auswanderer in die Neue Welt. Auf diese gehen zurück die Gründung von

Zu Lebzeiten von Ludwig Harms, dem Gründer der Hermannsburger Mission, hat die Candace neun Fahrten unternommen und sechs noch nach seinem Tod. Es blieb bis 1875 in Dienst und wurde dann „wegen Altersschwäche“ für 5000 Taler verkauft.

Ein Modell des Schiffes befindet sich noch heute im Altarraum über der Kanzel der Peter-Paul Kirche zu Hermannsburg. Ein weiteres Modell befindet sich im "Ludwig-Harms-Haus" in Hermannsburg (siehe Bild). Dort ist auch im Rahmen der Ausstellung "Candace - Mission possible" der Originalwimpel des Schiffes zu besichtigen.

Neue literarische Bekanntheit erreichte das Schiff durch den Roman „Die Schule der Atheisten“ des deutschen Schriftstellers Arno Schmidt, in dem es eine handlungstragende Rolle spielt.

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