Modal Jazz

Modal Jazz

Modaler Jazz (engl. Modal Jazz) ist eine stilbildende Spielart (in Komposition und improvisierender Spielweise) im Modern Jazz, welche sich während der 1950er Jahre aus dem New Yorker Cool Jazz entwickelte und zum Free Jazz überleitete.

Inhaltsverzeichnis

Entwicklung und Vertreter

Aus dem ab 1940 entstandenen Bebop entwickelte sich in den frühen 1950er Jahren der Cool Jazz, aus dessen New Yorker Szene sich Mitte der 1950er Jahre wiederum der Modal Jazz ableitete.

In den beiden in New York arbeitenden Cool-Jazz-Kreisen um Gil Evans, Gerry Mulligan, John Lewis mit Miles Davis und andererseits und besonders Lennie Tristano und seiner Schule entwickelte sich im Interesse ungebundenerer Improvisationsmöglichkeiten der Solisten die Spielart des Modalen Jazz. Sie basiert auf der Theorie der diatonischen Skalen die der Komponist und Arrangeur George Russell 1953 in seinem musiktheoretischen Werk „The lydian chromatic concept of tonal organization“ (kurz „theory of modes“), veröffentlichte. (Vgl. dazu auch das Zwölfton-Konzept des Komponisten Arnold Schönberg (1874–1951) und die Atonalität der Zweiten Wiener Schule.)

Als wichtige Wegbereiter des Modalen Jazz gelten neben Russell die genannten Komponisten/Arrangeure Gil Evans und Lennie Tristano, sowie die Musiker Miles Davis, John Coltrane, Bill Evans. Als das erste Schallplattenwerk des Modalen Jazz gilt Milestones von Miles Davis aus dem Jahre 1958. Das Album Kind Of Blue, das Davis 1959 mit John Coltrane, Julian Cannonball Adderley, Bill Evans, Paul Chambers und Jimmy Cobb in modaler Spielweise aufnahm, ist bis heute das meistverkaufte Jazzalbum.

Improvisationstechnik

Im Modalen Jazz verläuft die Improvisation des Solisten auf wenigen über weite Strecken ausgehaltenen Modi (Skalen) statt nach Vorgabe der konventionellen harmonischen Akkordfolgen. Neben den konventionellen Tonleitern der westlichen Musik werden ebenso die älteren diatonischen Kirchentonarten und außereuropäische Tonskalen verwendet und auch chromatische Passagen finden vermehrt Verwendung. Den Primat hat der hierüber frei improvisierende Solist, ohne an ein Korsett der konventionellen Harmonien melodietragender Begleitakkorde des Ensembles gebunden zu sein. Die Begleitung besteht oft nur aus wenigen, ständig wiederholten Akkorden (Vamps).

Charakteristik und jazzhistorische Einordnung

Modaler Jazz lässt sich als ein Ergebnis der endgültigen Abwendung vom Bebop interpretieren, für den komplizierte Akkordfolgen und artistische Phrasierungen besonders der Soli charakteristisch waren. Während der Bebop mit seinen vielen Verzierungen die Musiker zu komplizierten Fingerübungen zwang, wirkte der Modale Jazz mit seinen eher kargen, minimalistischen Tonfolgen in dieser Hinsicht entspannter. Modaler Jazz ist im Tempo häufig von ruhigem bis meditativen Charakter, verfügt aber durch seine oft ungewöhnlichen Harmonien bis hin zu scharfen (nicht rauen) Dissonanzen gleichwohl über genügend Spannung.

Die Anerkennung des Modalen Jazz als eigene Stilrichtung gilt als umstritten. Seine große Bedeutung für den stilistischen Übergang von der akkordgebundenen Improvisation des Solisten zu freien Tonskalen hin zum Free Jazz ist jedoch allgemein anerkannt.

Wichtige Titel (Stücke)

  • All Blues
  • Cantaloupe Island
  • Impressions
  • Little Sunflower
  • Maiden Voyage
  • Milestones
  • So What
  • Speak No Evil

Wichtige Alben

Siehe auch

Modal (Musik)

Literatur

  • George Russell: The Lydian Chromatic Concept of Tonal Organization (1953; 2001: ISBN 0970373902 - en)
  • Reclams Jazzlexikon (Sachabteilung), Ph. Reclam jr., Stuttgart 2003.

Weblinks


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