Modern Jazz

Modern Jazz

Modern Jazz (auch: Modernjazz) ist eine Sammelbezeichnung verschiedener Jazzstile, die besonders etwa zwischen 1940 und 1960 (zwischen dem Swing-Stil der 1930er und frühen 1940er und dem Free Jazz ab etwa 1960) einzuordnen ist. Teilweise wird der Begriff auch verwendet, um alle Jazzformen, die nach dem Oldtime Jazz entstanden, zu bezeichnen.

Modern Jazz wurde durch das Modern Jazz Quartet zu einem Begriff.

Inhaltsverzeichnis

Allgemeines

Der Bebop löste Anfang der 1940er Jahre den Swing(stil) ab und war der erste Stil des Modern Jazz. Mit seiner Entstehung werden vor allem die Musiker Charlie Parker, Dizzy Gillespie, Thelonious Monk und Kenny Clarke verbunden. Im Gegensatz zu den vorherigen Jazzstilen ist er nicht mehr ein Massentanzstil wie besonders der Swingstil der 1930er, sondern mehr 'Zuhörmusik' ('sophisticated').

Im Gegensatz zu den Stilen des Traditional Jazz, dessen Songs auf einfachen Harmonien aufbauen, wurde nun eine mit erweiterten Akkorden angereicherte komplexe Harmonik verwendet. Zudem besaß der Modern Jazz eine wesentlich größere Dynamik sowie Abstraktheit. Er erreichte in der öffentlichen Wahrnehmung Höhepunkte mit Musikern wie Miles Davis, Oscar Peterson oder Cannonball Adderley.

Der Modern Jazz reicherte den Jazz insgesamt und die ganze Popularmusik mit vielerlei neuen Einflüssen an. Man führte ab Anfang der 1950er Jahre neue Instrumente (beispielsweise Horn und Blockflöte) ein. Außerdem begann man, mit Einflüssen anderer Kulturen, beispielsweise aus Afrika und Indien, zu experimentieren. Der so genannte Achtel-Swing (höre/siehe besonders Charlie Parker, as) entstand, und ungerade Taktarten fanden Eingang (Take Five, komponiert von Paul Desmond und populär geworden durch dessen Einspielung mit dem Quartett von Dave Brubeck, 1959).

In den späten 1950er Jahren begannen Musiker wie John Lewis oder Gunther Schuller, Elemente des Jazz mit Neuer Musik (aus dem Bereich der 'Klassischen Musik' oder 'E-Musik') zu kombinieren. Diesen Stil nennt man Third Stream.

1959 erschien mit „Kind of Blue“ von Miles Davis, das er unter anderem mit John Coltrane und Cannonball Adderley einspielte, das erste einflussreiche Album des Modalen Jazz. Dieser Stil basiert auf der Jazztheorie der Skalen („theory of modes“) des Pianisten George Russell. Jener Jazzstil ist dadurch gekennzeichnet, dass über eine Tonleiter (Modus, Skala) anstatt über einer Harmoniefolge des Themas improvisiert wird. Der Modal Jazz ist die letzte Modernjazzstufe vor dem Freejazz.

Das Newport Jazz Festival 1958, das in einen berühmten Film dokumentiert ist, gilt als das letzte Jazzfestival des Modernjazz vor dem Übergang zum Freejazz.

Modernjazz ist jazziger Ausdruck der Klassischen Moderne, obwohl zu deren Hoch-Zeit (1920er Jahre) der Jazz noch in den Kinderschuhen des Oldtime Jazz steckte. Doch kommen das, was Bauhausstil, Mies van der Rohe, Glas-Stahl-Hochhaus-Fassaden, schwarze Ledersessel mit chrom-blitzendem Gestell usw. ausmachen, besonders nach dem Zweiten Weltkrieg und in den 1950ern, einhergehend mit „Straßenkreuzern“ und dem flirrend-federnden Modernjazz, zur breiten Anerkennung. Den Bruch bringen die 1960er mit Auflösungserscheinungen in den Freejazz, der jäh alles verdrängenden Beat- und Rockmusik sowie der politisch-gesellschaftlichen Entthronung des damals so genannten Establishments, das großenteils die Moderne verkörperte.

Modernjazzstile

Nach der ersten, engeren Definition (s. o.) ist die Entwicklung mit dem Modernjazz nicht zu Ende. Vielmehr entstehen ab etwa 1960 der Freejazz und Fusion, die als außerhalb des Modernjazz stehend angesehen werden. Selbst der Neobop müsste dann ebenso wie der postmoderne Avantgarde Jazz, der Ethno-Jazz oder andere Formen eines Cross-Over abgegrenzt werden, weil in sie Elemente späterer Jazzstile eingegangen sind.

Modernjazz-Standards

Im Modernjazz zwischen 1940 und 1960 entstanden zahlreiche Kompositionen, die im Laufe der Jahre häufig auch von anderen Musikern aufgegriffen und zu Jazzstandards wurden. Hierzu zählen Bebop heads von Charlie Parker (z. B. „Billie’s Bounce“ oder „Ornithology“), aber auch zahlreiche Original-Kompositionen von Dizzy Gillespie („A Night in Tunisia“) und von Thelonius Monk (z. B. „Round Midnight“, „Well You Needn’t“, „Blue Monk“) ebenso wie Kompositionen von John Lewis (z. B. „Django“) und weiteren Boppern und Cooljazz-Protagonisten. Auch nach der ersten Blütezeit des Modernjazz sind aber noch Stücke entstanden, die heute im allgemeinen Repertoire sind; beispielhaft seien hier „Bluesette“ (von Toots Thielemans), „The Girl from Ipanema“ (Antônio Carlos Jobim), „St. Thomas“ (Sonny Rollins), „Moanin’“ (Bobby Timmons) oder „Giant Steps“ (John Coltrane) genannt. Andere Stücke sind von „außen“ in den Jazz gelangt – etwa Manhã de Carnaval aus dem Film Orfeu Negro oder Autumn Leaves aus dem Bereich des Chanson.

Quellen (Auswahl)

Siehe auch


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