Monochord

Monochord
Monochord mit drei Saiten (Physiksammlung der Kantonsschule Rychenberg [Winterthur])

Ein Monochord (griech. μόνος monos: einzeln, χορδή chorde: Saite[Notiz 1]) oder Kanon ist ein musikinstrumentenähnliches Werkzeug, das aus einem länglichen Resonanzkasten besteht, über den der Länge nach eine Saite gespannt ist. Diese kann mit Hilfe eines Stegs, der beweglich unter ihr angebracht ist, geteilt werden. Das Teilungsverhältnis kann auf einer Skala auf der Decke des Resonanzkastens abgelesen werden. Einfache Teilungsverhältnisse ergeben Konsonanzen, komplizierte Dissonanzen.

Mit dem Begriff Monochord werden auch Instrumente mit mehreren Saiten bezeichnet, deren Saiten parallel über einen rechteckigen Resonanzkörper gespannt und auf den gleichen Ton gestimmt sind. Durch bewegliche Stege können die Saiten unterteilt werden, wodurch auf demselben Instrument verschiedene Töne spielbar werden.

Inhaltsverzeichnis

Physikalisches Prinzip

Monochord mit einer über einer Rolle geführten Saite (orangefarben) der maximalen schwingenden Länge l zwischen den beiden Stegen bei "1:1" und "0" (schwarz) auf einem Resonanzkasten. Die Kraft F spannt die Saite.

Die nebenstehende Zeichnung erklärt das physikalische Prinzip des Monochords. Zur Verdeutlichung der geometrischen Verhältnisse ist die Saitenlänge mit einer zwölfteiligen Skala versehen. Wird die Saite mit einem dritten Steg von links nach rechts immer weiter verkürzt, ergeben sich zunehmend höhere Töne, wenn die Saite in der Nähe des Nullpunkts am rechten Steg angeschlagen oder gezupft wird. Bei einer Verkürzung der Saite

auf \frac {9}{12} \ {l} = \frac {3}{4} \ {l} \ klingt sie eine Quarte höher (dunkelrot),

auf \frac {8}{12} \ {l} = \frac {2}{3} \ {l} \ klingt sie eine Quinte höher (blau) und

auf \frac {6}{12} \ {l} = \frac {1}{2} \ {l} \ klingt sie eine Oktave höher (grün)

als die ungekürzte Saite mit der Gesamtlänge l.

Geschichte

Der Benediktinermönch Guido von Arezzo (links), der Bischof Theobald von Arezzo (rechts) um 1025 am Monochord unterweist. Darstellung aus dem 12. Jahrhundert, Codex Lat. 51 f°35v., Wien, Österreichische Nationalbibliothek, Musiksammlung

Seit der Antike wurde das Monochord verwendet, um musiktheoretische und physikalische Zusammenhänge zu demonstrieren. Pythagoras soll nach seiner legendären Entdeckung in der Schmiede damit die Teilungsverhältnisse von Saiten erforscht und seine Theorie der Konsonanz entwickelt haben. Das älteste Dokument mit einer Tonsystemdarstellung am Monochord ist die Teilung des Kanons von Euklid. Von Ptolemaios stammen die ältesten messtechnischen Verfeinerungen am Kanon. Genauere Angaben über Teilungsverhältnisse finden sich bei Guido von Arezzo in seinen Schriften.

Heutige Verwendung

Im Unterricht

Das Monochord dient heute noch im Physikunterricht zur Veranschaulichung von akustischen Phänomenen, wie dem Zusammenhang zwischen Tonhöhe und Saitenlänge; der Bildung von Obertönen durch harmonische Teilung; sowie der Resonanz und Schwingung.

Das Monochord wird daneben auch im Musikunterricht eingesetzt. Das Spielen auf dem Monochord lässt sich schnell erlernen, und die am Monochord erlernten Prinzipien können auch auf andere Instrumente übertragen werden, beispielsweise für das Stimmen der Gitarre.

Als Musikinstrument

Einsaitige Monochorde

Spielerin des Đàn bầu

In manchen Länder finden sich einsaitige Volksmusikinstrumente, die im Prinzip dem Monochord entsprechen, zum Beispiel das Đàn bầu in Vietnam, welches ohne Bünde in Flageoletttechnik gespielt wird. Auch das mit einem Bogen gespielte Trumscheit ist ein historisches einsaitiges Instrument.

In den 1950er Jahren spielte der US-amerikanische Bluesmusiker Willie Joe Duncan, genannt „One-String-Joe“ und „One-String-Willie“, ein Monochord von mehr als Körperlänge, welches er „Unitar“ bzw. „Unitarre“ nannte.[1]

Vielsaitige Monochorde

Weitere moderne Bauformen des Monochords sind oft mit vielen parallelen Saiten versehen, die auf den gleichen Ton gestimmt sind und dadurch einen sehr vollen Klang mit reichem Obertonspektrum ergeben. Diese Instrumente werden meistens immer noch als Monochord bezeichnet, teilweise aber heute auch „Polychord“[2] genannt (griech. poly: mehrere, chorda: Saiten). Das Prinzip des gleichzeitigen Anstreichens vieler gleichgestimmter Saiten kennt man bereits seit Jahrhunderten von Bordunzithern, es erzeugt den „Hummelklang“, genannt Bordun (von franz. bourdon: Hummel).

Doppel-Monochord "Klangwiege" der Firma Allton

Große Monochode/Polychorde findet man zur Meditationsbegleitung, im Bereich Wellness sowie in der Alternativmedizin für klangtherapheutische Anwendungen (Phonophorese), da ihr Klang als angenehm und beruhigend empfunden wird. Der Form des Resonanzkastens sind keine Grenzen gesetzt. Teilweise werden sie als „Klangmöbel“ gebaut, in der Form von Liegen, Schalen oder Röhren, auf oder in denen ein Mensch liegend oder sitzend Platz findet.

Das vielsaitige Monochord kann instrumententechnisch weiter erweitert werden. Eine Möglichkeit ist die Kombination mehrerer Monochorde, die auf verschiedene Töne (z.B. Grundton und Quinte) gestimmt sind. Das isländische Langspil ist ein zwei- bis sechssaitiges Monochord, dessen eine Saite mit einem bundierten Griffbrett zur Melodiesaite wird. Eine andere Erweiterungsmöglichkeit besteht im Einsetzen beweglicher Stege oder der Verwendung von Flageoletttechniken, um höhere Töne spielbar zu machen. Noch weitergehend ist das Kotamo, welches ein Monochord ist, auf dessen Gegenseite des Resonanzkastens eine japanische Koto mit 13 Saiten und eine indische Tanpura mit 4 Saiten angebracht ist.

Siehe auch

Anmerkungen

  1. Der Lateinische Ausdruck Chorda bedeutet jedoch nicht nur Saite sondern auch ein Teilstück einer Saite oder der Klang der von Saiten erzeugt wird.

Einzelnachweise

  1. Google Übersetzung eines Beitrages im Netz
  2. The Polychord, Walter Nef, The Galpin Society Journal, Vol. 4, (Jun., 1951), pp. 20-24 Online

Weblinks


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