Monoklonale Gammopathie

Monoklonale Gammopathie
Beispiel einer monoklonalen Gammopathie bei IgA-Plasmozytom
Klassifikation nach ICD-10
D47.2 Monoklonale Gammopathie
ICD-10 online (WHO-Version 2011)

Eine monoklonale Gammopathie ist eine Veränderung der Proteine des Blutplasmas, die mit einer krankhaften Vermehrung eines einzelnen Immunglobulins einhergeht. Sie entstehen bei der Proliferation (Reifung) eines spezifischen Klons von malignen (bösartigen) oder hyperstimulierter Plasmazellen. Der Name beruht auf der Tatsache, dass die Immunglobuline bei der elektrophoretischen Aufteilung der Plasmaproteine (Serumelektrophorese) in der sogenannten γ-Fraktion zu finden sind. Das pathologische Immunglobulin gehört einer der Immunglobinklassen an, am häufigsten ist eine monoklonale Gammopathie vom IgG, IgA, IgM oder IgD-Subtyp.

Ursache ist eine Vermehrung eines einzelnen Klons von Antikörper-bildenden Plasmazellen bzw. deren Vorläufern. Aus diesem Grund werden die monoklonalen Gammopathien auch (insbesondere in der englischsprachigen Literatur) als Plasmazell-Dyskrasien (Dyskrasie: nach Hippokrates falsche Zusammensetzung der Körpersäfte) bezeichnet.

Der Verdacht auf eine monoklonale Gammopathie ergibt sich aus einer auffälligen Serumelektrophorese mit der typischen Spitze (sogenannter M-Gradient), der definitive Nachweis erfordert eine Immunelektrophorese oder eine Immunfixation. Das pathologische Immunglobulin lässt sich teilweise auch im Urin nachweisen, in manchen Fällen findet sich kein komplettes Immunglobulinmolekül, sondern nur freie κ- oder λ-Leichtketten. Man spricht dann von einer Bence-Jones-Proteinurie.

Die häufigsten monoklonalen Plasmazellerkrankungen sind:

MGUS und SMM sind Störungen, bei denen weder Symptome noch Endorganschäden nachweisbar sind. Beim multiplen Myelom sind Endorganschäden nachweisbar, meist Blutarmut (Anämie), Erhöhung des Calciumspiegels (Hypercalcämie), Störungen der Nierenfunktion und umschriebene Auflösungen des Knochengewebes (Osteolysen). Die AL-Amyloidose kann alle Organsysteme befallen, am häufigsten betroffen sind Herz (restriktive Kardiomyopathie), Niere (Nephrotisches Syndrom, Niereninsuffizienz), Leber, Verdauungstrakt und Peripheres Nervensystem. Die Makroglobulinämie Waldenström geht einher mit einer vermehrten Bildung von monoklonalem Immunglobulin M und kann zu Hyperviskositätssyndrom, Anämie, Schwellung von Lymphknoten (Lymphadenopathie) und Vergrößerung von Leber und Milz (Hepatosplenomegalie) führen. Die Leichtketten-Ablagerungs-Krankheit befällt in erster Linie die Nieren und führt innerhalb weniger Jahre zum terminalen dialysepflichtigen Nierenversagen.

Diagnostische Kriterien und klinischer Verlauf monoklonaler Plasmazell-Erkrankungen[1]
Erkrankung Diagnostische Kriterien Klinik und Verlauf
Monoklonale Gammopathie unklarer Signifikanz (MGUS)
  • Monoklonales Protein im Serum <3g/dl
  • Plasmazellen im Knochenmark <10%
  • Keine Endorganschäden, die auf die Plasmazellerkrankung zurückgeführt werden können
Schwelendes Multiples Myelom (Smoldering Multiple Myeloma, SMM)
  • Monoklonales Protein im Serum ≥3g/dl
  • und/oder Plasmazellen im Knochenmark ≥10%
  • Keine Endorganschäden, die auf die Plasmazellerkrankung zurückgeführt werden können
Multiples Myelom
  • Nachweis von Endorganschäden ist Voraussetzung zur Diagnose
  • Mittlere Überlebenszeit ca. 4 Jahre
Morbus Waldenström
  • Monoklonales Immunglobulin M im Serum
  • Typische Plasmazellen im Knochenmark ≥10% (lymphoplasmazelluläre Infiltration)
AL-Amyloidose
Leichtketten-Ablagerungs-Krankheit (Light Chain Deposition Disease)

Einzelnachweise

  1. N. Leung, S. V. Rajkumar,: Renal Manifestations of Plasma Cell Disorders. In: American Journal of Kidney Diseases. Nr. 50, 2007, S. 155-165 (Abstract).
  2. Kyle, Robert A.: Clinical Course and Prognosis of Smoldering (Asymptomatic) Multiple Myeloma. In: N Engl J Med. Nr. 356, 2007, S. 2582-2590 (Abstract).
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