Moorbutter

Moorbutter
Moorbutter
(A Descriptive Catalogue of the Antiquities in the Museum of the Royal Irish Academy, 1857)

Moorbutter ist die Bezeichnung für wachsartige Substanzen, die in Torfmooren gefunden wurden. Die Mehrheit der Funde hat ihren Ursprung in Milchfett, bei den anderen handelt es sich um Schlachtfett wie Schmalz. Die häufigsten und von der Masse größten Funde wurden in Irland und Schottland gemacht. Eine geringere Zahl, ausschließlich Kleinmengen, stammt aus Norwegen, den Niederlanden, Schleswig-Holstein, Ostfriesland und Pommern.

Inhaltsverzeichnis

Britische Inseln

Funde von Moorbutter sind aus Irland und Schottland seit dem 17. Jahrhundert dokumentiert. Sie wurden besonders im 19. Jahrhundert in Torfstichen gemacht, als der Torf in verstärktem Umfang abgebaut wurde. Die Torfstecher hatten durch den Verkauf der Moorbutter, die als Wagenschmiere oder Heilmittel zur äußeren Anwendung benutzt wurde, einen Nebenverdienst.

Bisher sind etwa 270 Funde von Moorbutter dokumentiert. Die Größen der Einzelfunde beginnen bei Kleinmengen von 100 bis 150 g, erreichen aber häufig mehr als 20 kg in einem Fall sogar 50 kg.[1] Die Butter wurde in Blätter von Pflanzen, Tierhäute oder Tücher eingewickelt, auch in Schweinsblasen, häufig in Weidenkörbe oder hölzerne Gefäße gefüllt. Butterfunde sind unter anderem im National Museum of Ireland in Dublin sowie im National Museum of Scotland in Edinburgh ausgestellt. Mittels Radiokohlenstoffdatierung wurden die ältesten schottischen Funde auf das 2. und 3. Jahrhundert datiert. Der älteste untersuchte irische Fund stammt aus Gilltown, County Kildare. Das gefüllt etwa 35 kg wiegende Eichenfass datiert in das 1. Jahrtausend v. Chr.[2] Eine Forschungsgruppe der Universität Bristol untersuchte in den 1990er-Jahren die Zusammensetzung der Fettsäuren schottischer Moorbutter. Von neun untersuchten Proben waren sechs auf der Basis von Milchfett, die anderen aus Schlachtfett erzeugt worden.[3]

Warum die Butter im Moor vergraben wurde, ist nicht abschließend geklärt. Als wahrscheinlichste Variante gilt, dass überschüssige Butter im Sommer auf diese Weise unter Luftabschluss konserviert wurde. Möglicherweise handelte es sich dabei auch um eine Art Geschmacksveredelung. So erwähnte William Petty im 17. Jahrhundert, dass die Iren „strong butter“, eine ranzige Butter aßen, die durch Lagerung im Moor reif gemacht worden war.[4] Auch sein Zeitgenosse, der Dichter Samuel Butler, berichtete, dass in Irland Butter für sieben Jahre im Moor vergraben wurde.[3]

Europäisches Festland

In den Mooren Kontinentaleuropas wurden bisher nur geringe Mengen von Butter gefunden. Hier handelt es sich wahrscheinlich um Opfer- oder Grabbeigaben. Der in Fachkreisen umstrittene Archäologe Alfred Dieck erwähnte Butter als Beigabe bei einer 1879 im Günzer See bei Stralsund sowie bei einer 1861 auf der Insel Fehmarn gefundenen Moorleiche.[5][6] Diese beiden Funde lassen sich jedoch aufgrund der nicht nachprüfbaren Quellen nicht bestätigen. [7]

Literatur

  • Hermann Van Aken-Quesar: Moor und Torf in der Volkskultur des steirischen Ennstales in vergleichenden europäischen Bezügen. Dissertation, Graz 1995, S. 227–229. (Digitalisat, PDF, 7.4 MB)

Einzelnachweise

  1. Peatlands - Archaeology - Occasional finds (englisch, 3. April 2011)
  2. Ein nahezu 3000 Jahre alter Fund aus Irland bei epoc (2. September 2009)
  3. a b David Prudames: Experts get to the bottom of ancient bog butter mystery. 23. März 2004
  4. William Petty: The political Anatomy of Ireland. London 1691, S.82ff.
  5. Alfred Dieck: Die Moorleiche vom Günzer See bei Stralsund vom Sommer 1879 und das Problem der Moorbutter. In: Greifswald-Stralsunder Jahrbuch. Band 1, Petermänken-Verlag, Schwerin 1961, S. 26–39.
  6. Alfred Dieck, Otto Stöber: Moorbutter - Eine kulturhistorische Studie. In: Schriftenreihe des "Österreichischen Moorforschungs-Institutes" Bad Neydharting. 22, Länderverlag, Wien / Frankfurt a. M. 1962, ISSN 0075-2932, S. 96-106.
  7. Sabine Eisenbeiß: Berichte über Moorleichen aus Niedersachsen im Nachlass von Alfred Dieck. Archäologisches Institut, Hamburg 1992 (Magisterarbeit).

Weblinks


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