- Mord im Dom
-
Mord im Dom (engl. Murder in the Cathedral) ist ein Drama in Versen von T.S. Eliot über die letzten Tage des Erzbischofs von Canterbury Thomas Becket vom 2. Dezember 1170 bis zu seiner Ermordung durch Ritter Heinrichs II. von England am 29. Dezember 1170.
Im Mittelpunkt steht Beckets innerer Kampf mit einer Reihe von Versuchungen, von denen die ersten drei den Versuchungen Christi (Mt 4, 1-11) nachgebildet sind, während die vierte darin besteht, aus Ruhmsucht das Schicksal des Märtyrers anzustreben. Über diese sagt Becket:
-
-
-
- The last temptation is the greatest treason,
- To do the right deed for the wrong reason.
- (Die letzte Versuchung ist der größte Verrat,
- das Richtige aus dem falschen Grund zu tun.)
-
-
Becket besteht aber auch sie. Am 2. Weihnachtstag, dem Fest des ersten Märtyrers, des heiligen Stephanus, predigt er in seinem Dom und weist jede Blutzeugenschaft für Christus, die aus dem eigenen Willen aufsteigt, von sich. Die Gloriole des Martyriums könne nur Gott verleihen, nie der Mensch sich selbst. Am 29. Dezember erscheinen vier Ritter, beschuldigen Becket des Verrats und der Verschwörung und fordern ihn auf, sich vor dem König zu verantworten. Becket will seine Sache aber nur vor den Papst bringen. Die Priester schließen sich voll Angst mit ihrem Erzbischof in der Kathedrale ein, doch Becket lässt die Türen wieder öffnen, da das Gotteshaus jedermann zugänglich sein muss. Die vier Ritter dringen nun ein und erschlagen den Erzbischof. Darauf wandelt sich die Szene zu einem modernen Tribunal mit dem Publikum als Richter, vor dem die Ritter ihre Untat mit der Staatsräson rechtfertigen. Mit einer Totenklage und einem Lobgesang auf den heiligen Blutzeugen Thomas schließt das Drama.
T.S. Eliot, der stark von der hochkirchlichen Richtung des Anglikanismus geprägt ist, schrieb das Stück auf Anregung von Bischof George Bell, um die Menschen, die in faschistisch regierten Ländern lebten, dazu aufzurufen, die christliche Kirche gegen den Missbrauch durch Faschisten und Nationalsozialisten zu verteidigen.
Das Stück wurde 1935 beim Canterbury Festival unter der Regie von E. Martin Browne mit Robert Speaight in der Rolle des Becket uraufgeführt und 1951 von George Hoellering verfilmt.[1] Zur deutschsprachigen Erstaufführung - Übersetzung von Rudolf Alexander Schröder - kam es am 20. Januar 1939 in Basel. Die Erstaufführung in Deutschland fand am 18. Oktober 1947 gleichzeitig an den Städtischen Bühnen Köln unter der Regie von Karl Pempelfort (*22. Februar 1901 Düsseldorf; † 16. Dezember 1975 Bonn) und am Stadttheater Göttingen unter der Regie von Hans Dietrich Keuter statt.
Die auf dem Drama basierende Oper Assassinio nella cattedrale von Ildebrando Pizzetti wurde zum ersten Mal am 1. März 1958 am Teatro alla Scala unter der Regie von Margherita Wallmann und der musikalischen Leitung von Gianandrea Gavazzeni gezeigt (mit Nicola Rossi-Lemeni als Becket und Leyla Gencer als prima corifea).
Einzelnachweise
Kategorien:- Literarisches Werk
- Literatur (20. Jahrhundert)
- Literatur (Englisch)
- Drama
-
Wikimedia Foundation.