Moses Schorr

Moses Schorr
Moses Schorr um 1920

Moses Schorr (* 10. Mai 1874 in Przemyśl; † 8. Juli 1941 in Posty in Usbekistan) war ein polnischer Historiker, Orientalist, Rabbiner und Politiker jüdischer Herkunft. Schorr befasste sich als erster Historiker systematisch mit der Geschichte der Juden in Polen. Der Schwerpunkt seiner Forschung lag jedoch in Altertumswissenschaften, speziell in Geschichte und Sprachen Vorderasiens in vorchristlicher Zeit. Die polnische Namensform lautet: Mojżesz Schorr.

Seit 1893 studierte Schorr Geschichte und Philosophie an der Universität Wien und besuchte gleichzeitig Seminare an der Israelitisch-Theologischen Lehranstalt (Rabbinerseminar). 1896 wechselte er an die Universität Lemberg, wo er 1899 mit einer Arbeit über die Organisation der Juden in Polen promovierte. Im darauf folgenden Jahr wurde er Rabbiner. 1904 wurde er Privatdozent und 1910 Professor für semitische Sprachen. Parallel zur akademischen Lehre beteiligte sich Schorr am sozialen und politischen Leben. Zeitweise war er Vorsitzender des Lehrerverbandes für Jüdische Religion in Galizien, dann noch Vorsitzender der Gesellschaft für Förderung der Bildung unter den Juden und er gründete die Fördergesellschaft der Jüdischen Jugend. Schorr unterstützte die Siedlungsaktion in Palästina und war Vorsitzender des Freundeskreises der Hebräischen Universität Jerusalem, zu deren Eröffnung 1925 er als Ehrengast eingeladen wurde.

Moses Schorr nach seiner Inhaftierung durch den NKWD

Seit 1925 war Schorr Professor an der Universität Warschau und zugleich Mitbegründer des Institutes für Judaistik. Gleichzeitig bekleidete er das Amt des Rabbiners an der Großen Synagoge in Warschau, an der er auch die Judaistische Bibliothek organisierte. Zeitweise fungierte er als Vize-Vorsitzender der Loge B’nai B’rith. Seit 1918 war Schorr Mitglied der Orientalischen Kommission der Akademie der Wissenschaften in Krakau. 1935 wurde Schorr in direkter Wahl in den Senat des polnischen Parlaments gewählt.

Nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges befand sich Schorr im sowjetisch besetzten Teil Polens. Er wurde verhaftet und in ein Straflager in Usbekistan verbannt. Um seine Freilassung bemühten sich vergeblich aufgrund der Bitten seiner Verwandtschaft aus Palästina und aus Frankreich die USA, der Papst und die polnische Gesandtschaft in der UdSSR.

Die wissenschaftliche Leistung und das soziale Engagement Schorrs wurden mit der im Jahre 2001 in Warschau gegründeten und nach ihm benannten Stiftung (Mojżesz-Schorr-Stiftung) gewürdigt. Das Ziel der Stiftung ist die Förderung der jüdischen Kultur. Die von Sponsoren finanzierte Stiftung unterhält das Mojżesz-Schorr-Zentrum, das u.a. Sprachkurse anbietet und Weiterbildungsseminare organisiert.

Schriften

  • Urkunden des altbabylonischen Zivil- und Prozeßrechts. Leipzig 1913.
  • Aus der Geschichte der Juden in Przemysl. Wien 1915.
  • Rechtstellung und innere Verfassung der Juden in Polen. Ein geschichtlicher Rundblick. In: Der Jude. Eine Monatsschrift. Heft 2 (1917/1918); Heft 3, S. 51–58; 179–186; Heft 4, 233–244; auch als Separatdruck Berlin 1917.

Weblinks



Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужна курсовая?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Moses Schorr — Moses Schorr, ca. 1921 Born May 10, 1874(1874 05 10) Przemyśl, Galicia Died July 8, 1942( …   Wikipedia

  • Moses Schorr Centre — The Moses Schorr Centre or the Moses Schorr Adult Education Centre founded in Warsaw, Poland (Polish: Centrum im. prof. Mojżesza Schorra),[1] is a project of Ronald S. Lauder Foundation.[2] It was named after Professor Moses Schorr (1873… …   Wikipedia

  • Schorr — ( he. שור) is a surname and may refer to: * Bill Schorr * Daniel Schorr (b.1916), journalist * Friedrich Schorr (1888 1953), Hungarian Austrian chazzan, singer * Gedalia Schorr (1910 1979), rabbi and philosopher * Israel Schorr (1886 1935) Poland …   Wikipedia

  • Schorr — ist der Name von Friedrich Schorr (1888–1953), ungarischer Bass Bariton jüdischer Abstammung Josua Höschel Schorr (auch: Josua Heschel Schorr; 1814–1895), österreichischer Publizist und jüdischer Gelehrter Karl Schorr (* 1924), deutscher… …   Deutsch Wikipedia

  • Schorr —  Cette page d’homonymie répertorie des personnes (réelles ou fictives) partageant un même patronyme. Schorr est un nom de famille porté par plusieurs personnalités : Anshel Schorr (1871 1942), compositeur, acteur, parolier et directeur… …   Wikipédia en Français

  • SCHORR, MOSES — (Mojżesz; 1874–1941), Polish rabbi and scholar. Schorr, born in Przemysl, Galicia, studied at the Juedisch theologische Lehranstalt and the University of Vienna. In 1899 he became lecturer in Jewish religious subjects at the Jewish Teachers… …   Encyclopedia of Judaism

  • SCHORR, JOSHUA HESCHEL — (commonly known as Osias Schorr; 1818–1895), scholar, editor, and second generation Galician Haskalah leader. Born in Brody, Galicia, to a prominent and affluent family, Schorr became a successful merchant, but devoted much of his time to Jewish… …   Encyclopedia of Judaism

  • SCHORR, ABRAHAM ḤAYYIM BEN NAPHTALI ẒEVI HIRSCH — (d. 1632), Galician rabbi. It has been assumed that Schorr was of German origin since his father signed himself Hirsch of Alsace, and moses isserles in a responsum (no. 95) wrote to him urging him to remain as a rabbi in Germany. Schorr himself,… …   Encyclopedia of Judaism

  • Schorr, Moses — (1874 1941)    Polish rabbi and scholar. He was born in Przemysl, Galicia. He was appointed a lecturer in Jewish religious studies at the Jewish Teachers Seminary in Lemberg in 1899. He eventually became professor of Semitic languages and ancient …   Dictionary of Jewish Biography

  • MAIMONIDES, MOSES — (Moses ben Maimon; known in rabbinical literature as Rambam ; from the acronym Rabbi Moses Ben Maimon; 1135–1204), rabbinic authority, codifier, philosopher, and royal physician. BIOGRAPHY The most illustrious figure in Judaism in the post… …   Encyclopedia of Judaism

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”