Mueterschwanderberg

Mueterschwanderberg

Die Artilleriefestung Mueterschwanderberg liegt zwischen Stans und Alpnach in der Schweiz. Die Festung besteht aus den drei Werken Blattiberg (A2288.01), Drachenfluh (A2288.02) und Zingel (A2288.03). Die drei Werke befinden sich auf zwei Hauptebenen, welche mit Treppen und einer unterirdischen Standseilbahn miteinander verbunden sind. Der Eingangsbereich Zingel konnte mit Lastwagen befahren werden. Die Festung Mueterschwanderberg war die grösste Artilleriefestung der Schweizer Armee.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Mit dem Bau der Festung wurde im Juli 1941 begonnen. Im Jahre 1943 waren die ersten Teile der Festung fertiggestellt. Komplett einsatzbereit waren alle drei Werke erst Ende 1944. Die Baukosten für die gesamte Anlage beliefen sich auf 8 Millionen Schweizer Franken (ohne Munition und Geschütze).

Die Festung wurde der Reduitbrigade 22 übergeben. Die Besatzung bestand aus der Festungsabteilung 23 (Typ A). Die Geschütze wurden durch die Festungs-Artilleriekompanie III/23 bedient.

Bewaffnung

Das Werk Zingel war 1941 schussbereit. Die Geschütze hatten einen Schussektor von Kriens-Obernau nach Weggis. Das Werk verfügte über folgende Geschütze:

Das Werk Drachenfluh war 1942 schussbereit. Die Geschütze hatten einen Schussektor von Vitznau nach Emmetten. Das Werk verfügte über folgende Geschütze:

Das Werk Blattiberg war 1942 schussbereit. Die Geschütze hatten einen Schussektor von Stans nach Emmetten. Das Werk verfügte über folgende Geschütze:

  • 12 × 7,5-cm-Kanonen 03/22
  • 1 × 9-cm-Pak-Kanone 50/57
  • 1 × 7,5-mm-MG 51

In den Jahren 1956–1958 wurden die technischen Installationen der Festung Zingel verbessert, der Kommandotrakt neu eingebaut die Küche moderniesiert sowie der Zugang zur Bttr rechts G5+6 neu gesprengt. Im Blattiberg und in der Drachenfluh wurden keine Veränderungen vorgenommen Die Anlage wurde Mitte der 1980er Jahre „umgerohrt“, das heißt die alten 7,5- und 15-cm-Geschütze durch modernere 10,5-cm-Haubitzen ersetzt. Dadurch wurde die Kampfkraft durch Reichweitensteigerung massiv aufgewertet bei gleichzeitiger Reduktion der Geschütze. Im Zingel wurde die Bttr links mit 4 × 15-cm-Hb 16 und in der Bttr rechts die beiden 7,5-cm-Kan 03/22 aufgelassen und durch insgesamt 4 × 10,5-cm-Hb 35/41 in der Bttr rechts ersetzt. Im Blattiberg wurden die 12 × 7,5-cm-Kan 03/22 aufgelassen und durch 6 × 10,5 cm Hb 35/41 ersetzt. Gleichzeitig wurde in den 11 Geschoss- und Ladungs-Magazinen die alte Munition durch Munition für die „neuen“ Geschütze ersetzt. Beim Munitionsaustausch entgleiste ein mit 15-cm-Stahlgranaten beladener Wagen der Standseilbahn bei der Ausweichstation. Die auf dem Trasse nach unten donnernden 50-kg-Geschosse demolierten beinahe alle Seilführungsrollen, Personen kamen dabei keine zu Schaden.

Somit Standen ab 1987 bis 1993 der Trp folgende Art-Geschütze zur Verfügung:

  • Zingel: 4 × 10,5-cm-Haubitzen 35/41 L22, HL
  • Drachenfluh: 2 × 10,5-cm-Kanonen 35/39, L42 HL
  • Blattiberg: 6 × 10,5-cm-Haubitzen 35/41, L22 HL

1993 wurden bei allen 10,5-cm Hb 35/41, L22 die Rohre durch „neuere“ Rohre mit Jahrgang 46/48 ersetzt. Das Bodenstück mit Verschluss wurden weiterverwendet. Mit den Rohren des Modells 35/41 durften aus Sicherheitsgründen, wegen der schlechteren Stahlqualität, die oberste Ladungsgruppe 5 nicht verschossen werden. Nach dem Umrohren konnte mit den „neuen“ 10,5-cm-Haubitzen 42/46, L22 HL die volle Schussdistanzvon knapp 10 km genutzt werden. Die alten Rohre wurden direkt im Stahlwerk Monteforno entsorgt.

Aussenverteidigung

Zur Aussenverteidigung der Schiess-Scharten und Zugänge wirkten im Zingel aus 4 verbunkerten Stellungen 6 × 7,5-mm-MG 51/80. Die MG-Bunker trugen die Anlage-Nr A2289, A2290, A2291. Für die Fest-Flab Bttr wurde ca. 150 m unterhalb des Gipfelkreuzes Zingel dem Waldrand entlang Richtung Kerns ein Stollen A2292 ausgebrochen. Zusätzlich wurden im selben Bereich Flabstellungen vorbereitet, d. h. aus dem Fels gesprengt und wieder eingedeckt.

Die 12 × 20 mm Flab Kan 51 inkl. Munition der Fest-Flab Bttr I/22(-) waren ebenfalls in der Drachnefluh (A2288-02) gelagert. An mobilen Infanterie-Waffen inkl Munition waren unter anderem 8,1-cm-Minenwerfer, 8,3-cm-Raketenrohre, 300 Tretminen und 450 Springminen eingelagert.

Die auf der Höhe des unteren Eingangs vorhandenen Maschinenwaffen (Infanteriewerk Blattiberg) waren Bestandteil der Sperrstelle Drachenried. Nicht zur Sperrstelle Drachenried gehörte das Panzerhindernis T1361 in der Zufahrtsstrasse zum Eingang Blattiberg. Dieses hatte nur die Zufahrt vor die Anlage zu verhindern. Auf diese Sperre konnte aus einem Kugelbunker F20501 mit zugeteilten Korpswaffen gewirkt werden. Unmittelbar vor dem Eingang Blattiberg stand die Baracke B1073, die als Garage für Fahrzeuge genutzt wurde. Die in der Ebene des Drachenried stehende Materialbaracke B1072 rundet den Bestand ab.

Die Scharten- und Zugangsbereiche wurden zusätzlich mit Stacheldraht-Hindernissen geschützt. Insgesamt wurden rund 6 km Infanterie-Hindernisse, zum Teil in senkrechten Felswänden desarmiert.

Sperrstelle Drachenried

Zur Sperre gehörte das auf Höhe des unteren Eingangs des Artilleriewerkes Muetschwanderberg gelegene Infanteriewerk Blattiberg. Die Bewaffnung umfasste 2 × 7,5 mm MG 11 (ersetzt durch 2 × 7,5 mm Fest-Mg 51/80 auf Schartenlafette) und einer 4,7 cm Festungspak (ersetzt durch 1 × 9-cm-Pak 50 auf Pivotlafette). Dazu kam der Infanteriebunker Ennetmoos Ost A2293 mit einem MG und einer 9-cm-Pak. Das Hindernis bestand aus abgeschrägten Betonklötzen mit vorgelagertem Graben, einem aufgeschütteten Erddamm sowie einem Stauwehr: Der Mehlbach wäre vorsorglich gestaut worden, eine Überflutung westlich der Kantonsstrasse wäre dann möglich gewesen. Aufgabe war die Sperrung der Ebene Drachenried zwischen dem Allweg und St. Jakob in Richtung Kerns. Die abgeschrägten Betonblöcke wurden an der Südflanke nur bis zum Waldrand hochgezogen. Der vorgelagertem Graben wurde im Wald weitergeführt und war auf der ganzen Länge mit Stacheldrahthinderniss verstärkt.

Bekannte Objekte der Sperre:

  • Infanteriewerk Blattiberg (in A2288.01, Bewaffnung wie A2293)
  • Infanteriebunker Ennetmoos Ost A2293 (1 × 7,5 mm MG 11 später MG 51/80, 1 × 4,7 cm IK35/41 PL später 9cm Pak 50/57)
  • Geländepanzersperre Drachenried T1360
    • mit Stauwehr Mehlbach

Zugeteilte Truppen nach Truppenordnung 61

  • Stab Fest Rgt 22
  • Stabskp Fest Rgt 22
  • Stab Fest Art Abt 23
  • Fest Inf Kp I/23
  • Fest D Kp II/23
  • Fest Art Kp III/23
  • Fest Flab Stabsbttr 22
  • Fest Flab Bttr I/22

Das Korpsmaterial für rund 2200 Mann wurde innerhalb der Anlage für alle 9 Einheiten gelagert, bereitgestellt und retabliert.

Zugeteilte Truppen nach Truppenordnung 95

  • Fest Art Kp 16/3

Das Korpsmaterial wurde 1995 ausgelagert und in der Folge durch die Zeughäuser abgegeben.

Die Infrastruktur der Festung

  • Total 715 Liegestellen für die Besatzung
  • Eine unterirdischen Standseilbahn mit 2 Wagen zu je 12 Personen oder 1500 kg Material. Höhendifferenz von 240 m, Schienenlänge: 435 m, mittlere Steigung 60 %, 1372 Treppenstufen parallel zur Bahn-Trasse.
  • Zwei Küchen mit sechs Kochkesseln zu 100, 150, 175, 250 und 300 Liter, Kapazität 1200 Personen bzw. Mahlzeiten; Küche Blattiberg mit Holzfeuerung, Küche Zingel elektrisch mit Anschlusswert von 140 kWh
  • 34'000 eingelagerte Essensrationen
  • 3 Dieselmotoren Saurer 6 Zyl BXDSL mit je 220 PS / 200 kVA Leistung und einer Betriebsstoffreserve von 3 × 26.4 m³ Diesel
  • 1 Grundwasserpumpwerk für die Wasserversorgung
  • Zingel: 2 Zisternen mit je 128 m³ und 120 m³ Fassungsvermögen
  • Blattiberg: 1 × 5,5 m³ aus Noteinspeisung, 1 × 8.5 m³ Tagesreservoir, 1 × 144 m³ Speicherreservoir

Rückbau und Ende

Nach dem Entscheid von 1998, alle grossen Artillerie-Forts in der Schweiz aus Spargründen stillzulegen, wurde erst sämtliche Munition ausgelagert. Rund 15'000 Granaten 10,5cm und entsprechende Ladungen wurden verpackt und in die Munitionsfabrik Altdorf transportiert. Die Festung A2288 Mueterschwanderberg wurde im Jahre 2001 entklassifiziert und stillgelegt und durch einen Profifotografen zu Handen der Militärbibliothek dokumentiert.

2004 wurde mit ca. 30 Angehörigen des neugebildeten Infrastruktur Bataillon 2 (Infra Bat 2) sämtliches Mobiliar abtransportiert und alle Holzeinbauten wurden demontiert.

Seit Januar 2007 lagen die definitiven Genehmigungen zum Rückbau der Festung vor. Im selben Jahr wurde das Bauunternehmen Anliker AG mit dem endgültigen Rückbau der Installationen bis auf Beton / Mauerwerk beauftragt. Hierbei wurden auch sämtliche Tarnungen der Eingänge und Geschütze entfernt und nach 60 Jahren im Geheimen kam die Festung Mueterschwandenberg ans Tageslicht.

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