Multilevel Governance

Multilevel Governance

Multilevel Governance ist eine analytische Methode der Politikwissenschaft, die sich hauptsächlich auf die deskriptive Beschreibung der EU als erste internationale postmoderne Ordnung konzentriert.

Inhaltsverzeichnis

Merkmale

Hauptmerkmale des Multilevel-Governance-Ansatzes ist eine Mehrebenenverflechtung der politischen Strukturen durch supranationale aber auch intergouvernementale Entscheidungsebenen mit der Einbeziehung einer großen Anzahl von nationalen aber auch subnationalen Akteuren. Ein Multilevel-Governance System zeichnet sich aber auch durch weitgehende funktionale Differenzierung aus, das heißt verschiedene Ebenen werden je nach Funktionalität der Kooperation differenziert strukturiert. Durch supranationale Entscheidungsebenen werden die Souveränitäten der Mitgliedsstaaten in der EU zentral gepoolt, so dass Kompetenzen der Mitgliedsstaaten dauerhaft abgegeben werden. Durch diese Entscheidungen supranationaler Art auf der übergeordneten Ebene kommt es zu einem sogenannten Nullsummen-Spiel. Das heißt, dass es immer Verlierer (−1) und Gewinner (+1) gibt, die Entscheidung als Ganzes allerdings – um in einer Mehrheitsabstimmung akzeptiert zu werden – mindestens eine Nullsumme ergeben muss. Ein weiteres zentrales Merkmal des Ansatzes ist die Verflechtung der Ebenen und Akteure, da Kompetenzen nicht klar abgegrenzt sondern verteilt sind auf verschiedene Ebenen und Akteure.

Kategorisierung und Bewertung des Ansatzes

Da es ein offener Ansatz ist, welcher sich an der Entwicklung der EU als ersten Präzedenzfall orientiert, ist kein vorgegebenes Ziel vorhanden. Dies lässt den Forschern viel Freiraum in der Anwendung und Entwicklung weiterer Aspekte der Theorie. Diese dynamische Entwicklung spiegelt sich in der momentanen Hinwendung zu Fragen der input und output Legitimität der Entscheidungsfindung und normativen Betrachtung der Inklusion nichtstaatlicher Akteure. Dieser Ansatz richtet sich also gegen den intergouvernementalen Ansatz der internationalen Theorie und plädiert für ein Denken, welches besagt, dass übergeordnete Ebenen durchaus Entscheidungen aus Eigeninteresse über die Interessen der Einzelstaaten hinaus treffen können.

Kritik

Der Ansatz überbewertet momentan nichtstaatliche Akteure und ihren Einfluss, da zwar der normative Wille nach Einbeziehung vorhanden ist, real aber die Teilnahme dieser Akteure am Entscheidungsprozess wegen finanzieller und struktureller Bedingungen nur bedingt gleichverteilt auf allen Ebenen stattfinden kann. Diese haben zudem meist nur beratenden Charakter. Auch wird kritisiert, dass keine kausalen Faktoren die in dieser Theorie beschriebenen Fakten stützen, so dass keine zentrale Hypothese abgeleitet werden kann. Auch bleibt die Verflechtung nach außen mit dem internationalen System weitgehend unberücksichtigt (nur low politics werden berücksichtigt). Ein generelles Problem ist der neue Nutzen der Analyseebene. Oft wird unterstellt, dass der Multilevel-Governance-Ansatz nur eine Mischung aus bereits existierenden Ansätzen wie der Netzwerkanalyse, der Policy-Analyse und der Interdependenztheorie sei.

Literatur

  • Arthur Benz (Hrsg.): Governance – Regieren in komplexen Regelsystemen. Eine Einführung. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2004; ISBN 3-8100-3946-2; S. 125–146 (Governance 1)

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