- Mölmsch (Dialekt)
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Mölmsch Platt ist der niederfränkische Dialekt der Stadt Mülheim an der Ruhr. Es handelt sich dabei um eine Varietät der in den Niederlanden und am Niederrhein verbreiteten Dialektgruppe des Kleverländischen. Verwandt sind zum Beispiel die Dialekte von Arnheim, Nimwegen und Venlo. Gemeinsam mit den limburgischen Dialekten bildet das Kleverländische die südniederfränkische Dialektegruppe innerhalb des Niederdeutschen. Nach in den Niederlanden gebräuchlichen Definitionen kann man das Mölmsche, wie das Venlosche, auch der limburgischen Gruppe zurechnen.
Zusammen mit den im Essener Süden beheimateten ursprünglichen Dialekten, dem Kettwiger, dem Werdener und dem Langenberger Platt zählt das Mölmsch Platt des Mülheimer Südens zu den ostbergischen Mundarten, einer Variante des Niederfränkischen, das schon einige bergische Einflüsse hat. Das Zentrum der Stadt Essen, sowie Oberhausen-Osterfeld gehören bereits zum westfälischen Sprachraum. In den heutigen Oberhausener Stadtteilen Holten und Sterkrade und in Duisburg sprach man ein kleverländisches Platt.
Als Sprachgrenze zum Westfälischen gilt die Einheitsplurallinie, der nördlichsten Linie des Rheinischen Fächers.
Große Ähnlichkeiten des Mölmsch Platt bestehen mit den Dialekten in Straelen am Niederrhein und Breberen im Selfkant bei Gangelt.
Eine neue Mundartanthologie niederfränkischer Varietäten an der unteren Ruhr („RuSaKeWe“) zeigt deren hohe Ähnlichkeit in den unmittelbar an der Ruhr gelegenen Ortschaften von Ruhrort (Ruhrsch) und Meiderich (Meierksch) über Saarn (Ssaansch), Kettwig (Kettwägsch) und Werden (Waddisch).
Inhaltsverzeichnis
Sprachverwendung
Mölmsch-Wörterbuch
Es gibt ein Online-Wörterbuch, herausgegeben von der Stadt Mülheim an der Ruhr. Es umfasst ca. 3000 Wörter. Seit 2010 ist davon auch eine kürzere Printversion erhältlich.
Sprachbeispiele
Das bekannteste Lied in Mölmsch ist das Mülheimer Martinslied „Ssinter Määtes Vöögelsche“.
Ssinter Määtes Vöögelsche gehört zu den Heischeliedern (Bettellieder). Sein Text geht teilweise auf germanischen Volksglauben zurück. Es ist vom Niederrhein, wo es wohl herstammt, westlich über Limburg und Brabant bis nach Flandern bekannt. Nach Norden geht seine Verbreitung über Niedersachsen bis nach Schleswig-Holstein. Weiter östlich erscheint (erschien) es inselartig sogar in der Altmark. Das (ehemalige) Verbreitungsgebiet umfasst heute vier Staaten: Frankreich, Belgien, Niederlande und Deutschland. Ssinter Mätes Vögelsche ist somit europäisches Kulturgut.[1]
Weitere typische Begriffe sind: angeben – strunze, Bach – Beek, empfindlich – quiselig, Fahrrad – Flitzepee, geben – cheewe, gehen – chohne, Hammer – Haamer, Hunger – Schmaach, Mülheim – Mölm, Kartoffel – Ärpel.
Mundartgesellschaften
Drei Institutionen beschäftigen sich heute mehr oder weniger intensiv mit der Mülheimer Mundart. Am längsten die „Bürgergesellschaft Mausefalle“, aus der ein Platt-Kurs der Volkshochschule hervorging. Der Saarner Stammtisch „Aul Ssaan“ pflegt ein „ssaansch“ geprägtes Mölmsch Platt. Er hat die Traditionsfiguren „Jan un Hinnerk“ wieder zum Leben erweckt und zieht mit deren alten und neuen Dialogen, sog. Dönekes, quer durch Mülheim.
Ferner sorgt er für die Präsenz des örtlichen Dialekts in der Presse und gibt einen Plattkalender heraus.
Literatur
Literatur in Mölmsch
- H.K. vam Hingberg (Heinrich Kühne): Ut auler un neier Tied; 1872
- Karl Broermann: Hubbelspöhn; 1904/1924 (Textsammlung)
- Chird Hardering: Der Fährmann; 1953 (Theaterstück zum historischen Fährgeldstreit)
- Chird Hardering: Innich, Ssinnich, Finnich; 1954 (Gedichte)
- Fritz Sauerbrey: Betrachtungen in Mülheimer Mundart: un nou wäd Mölmsch Platt chekallt; 1974 (Textsammlung)
- Franz Firla: Sinter Mätes Vögelsche, Materialienbuch zur Verbreitung und Deutung des Liedes
- Franz Firla: Dat nöie Plattbook; 2006
- Walter Ferschen: Max un Moritz op Ssaansch Platt; 2008
- Franz Firla: RuSaKeWe – Mundartanthologie der unteren Ruhr; 2008
- Franz Firla: Wie heißt das auf Mölmsch Platt?; 2010
Sprachwissenschaftliche Betrachtungen des Mölmsch
- Emil Maurmann: Grammatik der Mundart von Mülheim an der Ruhr; 1898
- Otto Andrae: Schiffahrt und Schiffersprache von Mülheim a.d. Ruhr; 1919/1943
- Hans-Dieter Hammel: Bedeutung, Wortschatz und Weltbild der niederfränkischen Mundart von Mülheim an der Ruhr; 1967 (Dissertation)
Weblinks
- Mölmsch Platt – umfangreichste Mundartdarstellung in einem städtischen Internetauftritt
- Mülheimer Martinslied – Ssinter Määtes Vöögelsche
- Hörprobe mit Willi Beekes – Dä Tuunköönich
- Mölmsch-Wörterbuch
- Mülheimer Küche
Quellen
Kategorien:- Niederdeutscher Dialekt
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