- Mûsil
-
Lage der Stadt Mosul im Irak
Mosul oder Mossul (arabisch الموصل, DMG al-Mauṣil; Türkisch Musul; Kurdisch موصل / Mûsil; Aramäisch (ܢܝܢܒ݂ܐ / Nîněwâ) ist eine Stadt im Norden des Irak am rechten Ufer des Tigris, circa 350 Kilometer nördlich von Bagdad. Sie ist mit ungefähr 3,0 Millionen Einwohnern (Stand 2008) nach Bagdad und Basra die drittgrößte Stadt des Landes. Mosul ist die Hauptstadt der Provinz Ninawa.
Inhaltsverzeichnis
Bevölkerung
In der Stadt leben Menschen aus vielen irakischen Religionen und ethnischen Gruppen (Kurden, Assyrer, auch Aramäer (Chaldäer) genannt, Araber, Turkomanen und kurdische Jesiden). Wegen der Unsicherheit in Folge des Krieges verließen viele Menschen die Stadt. Insbesondere die Christen haben Mosul auf Grund gezielter Angriffe verlassen. Eine genaue Statistik der heute in der Stadt lebenden Bevölkerung gibt es nicht.
Mosul ist Sitz mehrerer Erzbischöfe von Ostkirchen syrischsprachiger Tradition (siehe auch: Christen im Irak). Hier lebt eine große Anzahl an Christen verschiedener Konfessionen und Muslime.
Der syrisch-katholische Erzbischof Basile Georges Casmoussa, der am 17. Januar 2005 entführt wurde, wurde am Tag darauf ohne Zahlung von Lösegeld freigelassen. Das armenische Kirchengebäude wurde 2004 durch einen Terrorakt schwer beschädigt; Anfang 2006 erhielt Erzbischof Avag Asadurian die Zusage von Staatspräsident Dschalal Talabani und Ministerpräsident Ibrahim al-Dschafari, dass die Kirche wiederaufgebaut werden soll. In der Nähe von Mosul unterhält die Syrisch-Orthodoxe Kirche das St. Ephrem-Seminar zur Ausbildung von Priestern und Kirchennachwuchs. Der jetzige Abt ist der Erzbischof Mar Saverius Ishak Saka (* 1931).
Die Stadt ist Verkehrsknotenpunkt des Nordirak (die Bagdadbahn führt über Mosul), die instabile Lage hat ihre wirtschaftliche Bedeutung jedoch arg schrumpfen lassen.
In der Nähe von Mosul auf dem gegenüberliegenden Tigrisufer liegen die von dem Engländer Austen Henry Layard entdeckten Ruinen der antiken assyrischen Hauptstadt Ninive, nach der auch die Provinz benannt wurde.
Wirtschaft
Von wirtschaftlicher Bedeutung ist Mosul heute hauptsächlich wegen der reichen Ölfelder in der Umgebung. In der Stadt selbst gibt es Erdölraffinerien. Traditionell ist die Stadt bekannt für Textil- und Lederprodukte, der Stoff Musselin hat seinen Namen von der Stadt.
Geschichte
Mosul war seit dem 8. Jahrhundert ein wichtiges Wirtschaftszentrum, im 10. Jahrhundert regierten die Hamdaniden über Mosul und wurden im 11. Jahrhundert von den Uqailiden abgelöst. Im 12. Jahrhundert war es Hochburg der Zengiden im Kampf gegen die Kreuzritter, im 13. Jahrhundert wurde es von den Mongolen erobert und zerstört. Nach dem Wiederaufbau wurde es wieder zu einem regionalen Zentrum, ohne an seine frühere Bedeutung anknüpfen zu können. Bis Mitte des 19. Jahrhunderts erlangte Mosul unter einer kurzlebigen, aber weitgehend autonomen Gouverneursdynastie (Dschaliliden) vorübergehend wieder eine bescheidene Blüte.
Die Stadt und das umliegende Gebiet, das lange zum Osmanischen Reich gehörte, wurde nach dem Ersten Weltkrieg von Großbritannien besetzt, die Türkei beanspruchte das Gebiet aber weiterhin und leitet daraus zum Teil noch heute Ansprüche ab. Der Völkerbund, der von Großbritannien dominiert wurde und dem die Türkei nicht angehörte, sprach das strittige Ölgebiet 1925 dem britischen Mandatsgebiet Irak zu. Die Forderung der Türkei, eine Volksabstimmung in Mosul über dessen Zukunft abzuhalten, wurde von Großbritannien abgelehnt. Im Vertrag von 1926 zwischen Großbritannien und der Türkei sah sich die Türkei gezwungen, Mosul abzutreten, zumal zum gleichen Zeitpunkt Aufstände im Osten der Türkei (Kurdenaufstände, analog zu jenen von Arabern vor dem ersten Weltkrieg), die Verteidigung der türkischen Interessen verhinderten.
Am 22. Juli 2003 wurden bei einem Gefecht mit US-amerikanischen Spezialeinheiten in Mossul Udai und Kusai Hussein, die Söhne des gestürzten Präsidenten Saddam Hussein, getötet.
Im Dezember 2006 riefen sunnitische Extremisten in Mosul das Islamische Emirat Irak aus, dessen Hauptstadt Mosul werden soll. Ein sogenanntes Kriegsministerium verkündet seine Anordnungen mittels Flugblättern. Seitdem nahm der Terror in Mosul signifikant zu: Polizisten, Journalisten und Frauen ohne Kopftuch werden ebenso bedroht und ermordet, wie z.B. Inhaber kleiner Fotostudios (nach Ansicht des „Kriegsministeriums“ widerspricht das Abbilden von Lebewesen dem Islam) oder Restaurantbesitzer, deren Speisen haram sind, also unislamisch, z.B. Salate mit „weiblichen“ Tomaten und „männlichen“ Gurken.[1]
Die Provinz Ninawa und speziell die Stadt Mosul gelten als das letzte Rückzugsgebiet der Al Qaida. Der Terror gegen die Christen der Stadt führt zu Auswanderung. Laut irakischen Quellen wurden seit Ende September 2008 innerhalb von zwei Wochen elf Christen ermordet. Tausende Familien sind in den letzten Wochen geflohen.[2]
Söhne und Töchter der Stadt
- Ghazi al-Yawar, Staatspräsident (2004–2005) und Vizepräsident (seit 2005) des Irak
- Hawar Mulla Mohammed, irakischer Fußballnationalspieler
- Ignatius Zakka I. Iwas, Patriarch der Syrisch-Orthodoxen Kirche von Antiochien
- Josephus Adjutus, christlicher Theologe des 17. Jahrhunderts
- Munir Bashir, Musiker
- Paulos Faraj Rahho (1942–2008), Erzbischof der Chaldäisch-Katholischen Kirche
- Taha Yasin Ramadan al-Dschazrawi, Vizepremier (vor 1991) und Vizepräsident (1991–2003) des Irak
- Tariq Aziz, Außenminister (1979–1991) sowie Vizepremierminister (1979–2003) des Irak
- Vartan Malakian, armenisch-US-amerikanischer Künstler
- Zaven Der Yeghiayan, armenischer Erzbischof und armenischer Patriarch von Konstantinopel
Bauwerke
40 Kilometer nördlich von Mosul liegt am Tigris die Mosul-Talsperre, die größte Talsperre im Irak.
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ Mosul ohne Bilder. Sunnitische Extremisten bauen am Islamischen Emirat Irak: ein Reich des Terrors, eine Welt ohne Lebensfreude erschienen in der Berliner Zeitung am 4. August 2007.
- ↑ In Mossul geht die Christenhatz weiter erschienen in der Berner Zeitung am 11. Oktober 2008
Literatur
- J. M. Fiey: Mossoul chrétienne. Beyrouth 1959.
Weblinks
36.34138888888943.129166666667Koordinaten: 36° 20′ N, 43° 8′ O
Wikimedia Foundation.