Müdes Licht

Müdes Licht

Die Lichtermüdung ist eine überholte Theorie, die bei weit entfernten Himmelskörpern auftretende kosmologische Rotverschiebung mit einem Energieverlust des Lichtes auf dem Weg von der Quelle zum Beobachter erklärt. Diese Theorie wurde zu Gunsten der Expansion der Raumzeit gemäß der allgemeinen Relativitätstheorie aufgegeben.

Inhaltsverzeichnis

Ursprung der Idee

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts fand Max Planck die Formel E = hν, die Grundlage der Quantenphysik. Sie besagt, dass elektromagnetische Wellen in unteilbaren Paketen kommen, und je höher die Frequenz ν der Welle ist, desto mehr Energie E besitzen die Pakete. Demzufolge würde Licht, das Energie verliert („ermüdet“), seine Frequenz nach Rot verschieben.

Der Astronom Edwin Hubble entdeckte 1929, dass sich das Licht von Galaxien umso mehr nach Rot verschiebt, je weiter sie von uns entfernt sind. Wenn die Galaxien sich von uns weg bewegten, würde man genau eine solche Verschiebung erwarten. Deswegen schlug Hubble die naheliegende Erklärung vor, dass die Galaxien explosionsartig auseinander fliegen.

Fritz Zwicky bot im gleichen Jahr wie Hubble eine alternative Deutung dieser Beobachtung an, nämlich dass Licht proportional zu der zurückgelegten Entfernung Energie verliert. Er vermutete zunächst, dass eine „Gravitationsreibung“, eine Wechselwirkung mit der Materie über Schwerkraft, dafür verantwortlich sein könne. Auch der Physiker Robert Andrews Millikan lobte die Eleganz dieser Idee in einem Brief vom 15. Mai 1952 an Grote Reber: „Ich stimme mit Ihnen überein, dass die Hypothese der Lichtermüdung einfacher und weniger irrational ist.“[1]

Später wurden verschiedene Mechanismen vorgeschlagen, Lichtermüdung als Streuphänomen zu erklären. Als beobachtbares Phänomen wird dabei die Mitte-Rand-Variation der Rotverschiebung der Sonne herangezogen. Vorgeschlagen wurden u.a. der Compton-Effekt, Nebenwirkungen der Quantenmechanik (von de Broglie) und zuletzt Effekte der Bremsstrahlung bei Streuung in dünnen Plasmen (Marmet).

Im Gegensatz zur Urknalltheorie würde die Theorie der Lichtermüdung bedeuten, dass wir in einem statischen Universum leben. (Das Konzept eines statischen Universums darf nicht mit der Steady-State-Theorie verwechselt werden, da nach letzterer die Rotverschiebung wie in der Urknalltheorie mit der Expansion der Raumzeit begründet wird.)

Gegenwärtiger Stand

Die Lichtermüdung wurde bis etwa Mitte des 20. Jahrhunderts als mögliches kosmologisches Modell diskutiert, danach aber von Kosmologen zunehmend als nicht zutreffend angesehen. In der heutigen wissenschaftlichen Diskussion spielt sie keine Rolle mehr, die Expansion des Universums ist allgemein anerkannt. Argumente gegen die Lichtermüdung sind zum Beispiel:

  • Bei der Streuung können bekannte Mechanismen, so auch der Compton-Effekt, ausgeschlossen werden, da dadurch entfernte Objekte verschmieren würden. Zudem ist umstritten, wie eine frequenzabhängige Streuung zustande kommen könnte. Es müsste sich um einen bislang unbekannten Streumechanismus mit vollständiger Vorwärtsstreuung handeln.
  • Ein Teil der Hintergrundstrahlung müsste ebenfalls rotverschoben sein, damit müsste die spektrale Intensitätskurve anders aussehen.
  • In einem statischen und gleichzeitig als unendlich groß angenommenen Universum müsste das Olberssche Paradoxon gelöst werden, während es bei einem räumlich oder zeitlich endlichen Universum gar nicht erst auftritt.
  • Die Mitte-Rand-Variation der Rotverschiebung der Sonne wird heute durch vertikale Strömungen des Sonnenplasmas (Konvektion, Flares) erklärt.

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Quellen

  1. The Biblical Astronomer vol. 14, no 108, spring 2004, p.33

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