Mühlheim-Dietesheim

Mühlheim-Dietesheim
Dietesheim
Wappen von Dietesheim
Koordinaten: 50° 7′ N, 8° 51′ O50.1230555555568.855100Koordinaten: 50° 7′ 23″ N, 8° 51′ 18″ O
Höhe: 100 m ü. NN
Einwohner: 2.803 (1925)
Eingemeindung: 1. Apr. 1939
Postleitzahl: 63165
Vorwahl: 06108

Dietesheim ist heute ein Stadtteil der hessischen Stadt Mühlheim am Main. Der Ort liegt südlich des Mains zwischen Mühlheim und Hanau-Steinheim, im Süden liegt der Stadtteil Mühlheim-Lämmerspiel.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Kaiser Heinrich II. tauschte im Jahre 1013 seinen Besitz in Dietesheim mit dem Kloster Lorsch.[1] Der Name Dietesheim geht vermutlich auf den Personennamen Thiudin oder Theotini zurück. Die Endung -heim lässt auf eine Gründung bereits aus fränkischer Zeit schließen.

Historische Namen aus der Überlieferung sind Ditinesheim (1013) und Diedeßheim (1532).

1425 wird Dietesheim wie viele seiner Nachbarorte (Mühlheim; Lämmerspiel und Meielsheim) mit dem Amt Steinheim von den Herren von Eppstein an das kapitalkräftigere Kurfürstentum Mainz verkauft. Das der allgemeinen Agrardepression zum Opfer gefallene kleine Dorf Meielsheim verschwand von der Landkarte. Seine Bewohner gliederten sich überwiegend in die umliegenden Orte wie Mühlheim, Dietesheim, Lämmerspiel oder Bürgel ein.

Nach der Säkularisation des Kurfürstentums Mainz wird Dietesheim 1803 hessisch.

Am 1. April 1939 verliert der Ort seine Selbständigkeit durch die Eingemeindung nach Mühlheim.

Einwohnerentwicklung

Jahr Einwohnerzahlen ab 1638
1576 34 (Haushalte)
1638 46
1809 460
1846 719
1871 916
1885 1.311
1905 2.102
1925 2.803

Spätpaläolithischer Fundplatz in Dietesheim

Aufgrund von Funden einer frühgeschichtliche Arbeitsgruppe während einer stetigen Begehung der waldbestandenen Dünenflächen um einen sich immer weiter ausdehnenden Basaltsteinbruch und der häufig oberflächlich gesammelten Steingeräte veranlasste im Herbst 1976 Gerhard Bosinski eine kleine Sondierung in einem Waldgelände südlich der Bundesstraße 43. Im Laufe dieser Sondierung wurde ein Acker, der sich nördlich der Bundesstraße 43 befindet, genauer untersucht. In einem nur 1 m² großen und 0,6 m tiefen Loch wurden rund 320 Artefakte gefunden. Auf Grund dessen wurde im Jahre 1977 die Suche zunächst in einer Fläche von etwa 19 m² vorgenommen und später aufgrund einer unerwarteten Artefaktakkumulation im untersten Niveaubereich im Jahre 1978 auf etwa 30 m² ausgedehnt. Im September 1980 wurde die Grabungsfläche im Norden und im Osten nochmals um 13 m² erweitert.

Die Ausgrabungen wurden im Auftrag der Archäologischen Denkmalpflege im Landesamt für Denkmalpflege Hessen durchgeführt.

Wirtschaft

Traditionelle Wirtschaftszweige:

  • der Basaltabbau und die Weiterverarbeitung von Basalt
  • der Kiesabbau
  • das Lederhandwerk
  • die Zigarrenherstellung
  • die Main-Fischerei

Bis zur Industrialisierung war Dietesheim, wie viele Dörfer am Main, geprägt durch die Main-Fischerei. Nach dem Ankauf mehrerer Besitzungen am Untermain durch das Kurfürstentum Mainz wurde im Jahre 1425 die „Schiffer- und Fischerzunft“ gegründet, aus der dann später eine eigene Fischerzunft hervorging. Fast alle alteingesessenen Familien in Dietesheim waren mehr oder weniger mit der Fischerei verbunden. Begünstigt durch seine Lage in der Nähe der Freien Reichsstadt Frankfurt beschickten auch die Dietesheimer Fischer den dortigen Markt. Ursprünglich wurden die Fische mit dem Nachen transportiert, später – nach dem Bau der Eisenbahn – mit dieser. Allerdings musste man den Weg von Dietesheim bis zum Bahnhof nach Offenbach zu Fuß bewerkstelligen, was dann meist Sache der Frauen war. Viele der Fischerfrauen brachten die lebende Ware in die Haushalte der jüdischen Familien in Frankfurt, wo sie dann im Hause ausgenommen wurden. Im Laufe der wirtschaftlichen Weiterentwicklung verlagerten sich die wirtschaftlichen Schwerpunkte dann mehr und mehr auf andere Bereiche (Basaltabbau etc., s.o.).

Wirtschaft heute:

Insgesamt bieten die schnell erreichbaren umliegenden Städte, insbesondere Frankfurt am Main als Wirtschaftsmetropole Rhein-Main, neben den begrenzten örtlichen Beschäftigungskontigenten genügend Anreiz und Beschäftigungsmöglichkeiten für die ansässige Bevölkerung.

Verkehr

In unmittelbarer Nähe befinden sich die Städte: Frankfurt am Main, Offenbach am Main und Hanau am Main.

Durch Mühlheim und Dietesheim führt die Bundesstraße 43. Sie ist überwiegend zweispurig in zwei verschiedenen Trassen als Einbahnstraße durch beide Ortsteile geführt.

Dietesheim verfügt über eine eigene S-Bahn-Station mit Verbindungen nach Hanau (Endstation) und nach Wiesbaden, über Offenbach und Frankfurt mit diversen Anschlussvarianten.

Schulen

In Dietesheim gibt es eine Grundschule, die Geschwister-Scholl-Schule, und eine Sonderschule, die Johann-Hinrich-Wichern-Schule (Schule für Lernhilfe), diese wurde zum Ende des Schuljahres 2007/2008 (Juni 2008) geschlossen. Die weitere Nutzung des stadteigenen Schulgebäudes steht zur Zeit (Stand Mai 2008) noch nicht fest.

Sport

Neben dem Angebot von Vereinen für Ballsportarten (Spvgg Dietesheim: Fußball, Tennis, Kegeln, Basketball, Handball als Spielgemeinschaft mit Mühlheim) Turnen (Spvgg Dietesheim), Reiten (Reit- und Fahrverein Maintal), Kunstradfahren (RC Adler), Schwimmen, Gymnastik (Spvgg Dietesheim), Leichtathletik (TG Dietesheim), Badminton (TG Dietesheim), Tennis (TC Dietesheim) und vielem mehr, bietet die Schützengemeinschaft Mühlheim – Dietesheim die Möglichkeit, den Schießsport nach den Regeln des Deutschen Schützenbundes auszuüben.

In dem Stadtteil Mühlheim gibt es ein Hallenbad, im Stadtteil Lämmerspiel ein Freibad.

Religion

Katholische Kirche von 1891 mit Pfarrhaus
Evangelische Kirche von 1751 mit Ortskern

Da der Ort lange Zeit im mainzischen Besitz war, wurde hier nicht die Reformation eingeführt. Es gibt eine katholische Pfarrei St. Sebastian. Die katholische Pfarrgemeinde gehört als Teil des Dekanates Rodgau zum Bistum Mainz.

Die jetzige evangelische Kirche der Evangelischen Friedensgemeinde Mühlheim am Main mit Dietesheim, die sich im alten Ortskern von Dietesheim befindet, war ursprünglich die Kirche der Katholiken.

Das Kirchweihfest, die Dietesheimer-Kerb ist ein über die Ortsgrenzen hinaus beliebtes Fest, das im August jeden Jahres gefeiert wird.


Ausflüge – Erholung – Freizeit

Zur Erholung und Freizeitgestaltung bieten sich die Auenlandschaft am Main und ein entlang des südlichen Mainufers führender, gut ausgebauter Radwanderweg von Frankfurt bis Aschaffenburg an.

Ein bekanntes und beliebtes Ausflugsziel in Dietesheim sind die ehemaligen Steinbrüche, die heute ein Naherholungsgebiet bilden, das unter Naturschutz steht. Bis zum Jahr 1982 wurde hier auf 150 Hektar Fläche Basalt abgebaut. Neben den Steinbrüchen bestanden hier ein Betonstein- und Schotterwerk, eine Asphaltmischanlage und seit Anfang der 1960er Jahre eine Unterkunft für Gastarbeiter. Betrieben wurde dies durch die Mitteldeutsche Hartstein-Industrie (MHI) und Vogelsberger Basalt. Die MHI verpflichtete sich das Gelände kostenlos an die Stadt Mühlheim abzugeben[2] In verschiedenen Steinbrüchen sind bizarre Felsformationen zu bewundern.

Das sich nach Einstellung des Basaltabbaus dann hochdrückende Grundwasser, das früher abgepumpt wurde, bildete eine beeindruckende Seenlandschaft von insgesamt mehr als 61 Hektar mit zum Teil tiefblauem, sauberen Wasser.

Insgesamt befinden sich heute elf Seen auf dem Gelände der ehemaligen Steinbrüche. Neben den größten Seen, dem Vogelsberger See und dem Oberwaldsee, die miteinander verbunden sind, gibt es noch weitere kleinere Seen: den Frankfurter See; Ristersee; Bellerbornsee; Schüsslersee; Betzensee und den Grünen See, an dem sich eine Gaststätte befindet. Zur Rekultivierung des Gebietes wurden am Vogelsberger See und am Oberwaldsee rund 120.000 Bäume, meist Eichen und Buchen, sowie annähernd 7.000 Sträucher aller Art gepflanzt, die sich seit Einstellung des Basaltabbaus zu einer interessanten Wald- und Seenlandschaft mit einer wunderbaren Pflanzen- und Tierwelt entwickelten. Selten gewordene Pflanzen und Tiere haben hier einen neuen Lebensraum gefunden. Seit dem Frühjahr 2008 sind die Steinbrüche auch zur neuen Heimat einer Population von etwa 2.000 Mauereidechsen geworden, die im benachbarten Hanau einem Baugebiet weichen musste, und in einer aufwendigen Aktion in die Steinbrüche übersiedelt wurde.

Ausgeschilderte Wege führen die Besucher durch das Erholungsgebiet. Verschiedene Aussichtsplattformen, Stege und Unterstände sowie eine Brücke sind Teil der Wanderwege. Rund um die Steinbrüche existieren auch weitführende Reiterwege.

Zelten, Lagern, Schwimmen und Bootfahren ist grundsätzlich verboten. Zuwiderhandlungen werden durch den meist anwesenden Ordnungsdienst geahndet. Ein Grillplatz für private Feste steht zur Verfügung.

Am Rande der Steinbrüche finden sich mehrere Vereinshäuser, auf deren Gelände diverse Vereinsfeiern und -feste, meistens in den warmen Monaten abgehalten werden. Zwischen dem Grünen See und der Bahnlinie befindet sich der Hansteinweiher, der durch den Abbau von Kies entstanden ist. Der Weiher ist Pachtgelände eines Angelsportvereins.

Weitere Dietesheimer Wahrzeichen

Einzelnachweise

  1. [1] Urkunde Nr. 94 (Reg. 3602) aus dem Codex Laureshamensis
  2. www.op-online.de vom 29. August 2009: 1980 endete Abbau

Weblinks


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