NMDA

NMDA
Schemazeichnung einer Zellmembran

NMDA-Rezeptoren gehören zu den ionotropen Glutamatrezeptoren. Das sind Ionenkanäle in der Zellmembran, die durch die Bindung ihres Liganden Glutamat aktiviert werden. Der Name „NMDA-Rezeptor“ rührt daher, dass diese Rezeptoren durch die Bindung des für sie spezifischen Agonisten N-Methyl-D-Aspartat (NMDA) aktiviert werden können. Dieser Stoff kommt im Körper normalerweise nicht vor, führt aber im Experiment zur Öffnung der Ionenkanal-Untereinheit des sog. Rezeptors.

In der postsynaptischen Membran lokalisiert, steuern sie den Ionenfluss an der nachgeschalteten Nervenzelle der Synapse, und zwar selektiv nach Art der Ionen. Der Kanal besitzt verschiedene Bindungsstellen, an die unterschiedliche Liganden andocken und so die Rezeptor-Funktion steuern. Liganden sind vereinfacht als Botenstoffe zu verstehen, die an bestimmten Bindungstellen am Rezeptor binden und die Änderungen in der Struktur des Rezeptors/Kanals verursachen, was letztlich die Kanalleitfähigkeit beeinflusst. Neben der Bindungsstelle für den eigentlichen Botenstoff Glutamat (der somit als Agonist bezeichnet wird) und einer Bindungsstelle für den Co-Agonisten Glycin zeigt der NMDA-Rezeptor Bindungsstellen für Stoffe, die die Aktivität verhindern, so genannte Antagonisten. Dabei wird unterschieden in eine Bindungsstelle für kompetitive Antagonisten (z.B. CPP oder APV), Bindungsstellen für Polyamine, Protonen und Zink-Ionen und eine Bindungsstelle für non-kompetitive Antagonisten. An diese Bindungsstelle im Inneren des Ionenkanals binden zum Beispiel dissoziative Drogen wie das Ketamin, das PCP oder das MK-801 und wirken dort als Kanalblocker.

NMDA-Rezeptoren vermitteln im Vergleich zu AMPA-Rezeptoren eine langsamere postsynaptische Stromkomponente, deren Dauer im Bereich einiger hundert Millisekunden für synaptische Verschaltungen sehr lang andauert. Ihre Permeabilität in Prinzipalneuronen für Calcium liegt um das fünfzigfache höher als die der AMPA-Rezeptoren. Demgegenüber ist allerdings die Leitfähigkeit der NMDA-Rezeptoren bei negativen Membranpotentialen (< -30mV) sehr gering, weil der Kanal mit Magnesium-Ionen blockiert ist.

Ein negatives Membranpotential, also ein Überschuss positiv geladener Ionen im Extrazellularraum gegenüber dem Inneren der Zelle, bezeichnet man als Ruhemembranpotenzial einer elektrisch erregbaren Zelle. Erregungszustände gehen mit einer Änderung des elektrischen Potentials über der Membran einher; die zahlenmäßige Verteilung positiver bzw. negativer Ionen Außen:Innen gleicht sich lokal begrenzt einander an (Depolarisation). Erst bei ausreichender Depolarisierung der postsynaptischen Membran tragen auch die NMDA-Rezeptoren zum synaptischen Strom bei. Diese Eigenschaft nur bei gleichzeitiger prä- und postsynaptischer Aktivität leitfähig (insbesondere für Calcium) zu sein, macht die NMDA-Rezeptoren zu idealen molekularen Koinzidenzdetektoren. Das gleichzeitige Eintreten beider Ereignisse (nämlich erregter prä- und postsynaptischer Nervenzellen) ist nicht der Regelfall und deutet darauf hin, dass die entsprechende Synapse zwischen zwei Nervenzellen besonders häufig benutzt wird. Man nimmt heute an, dass die Leitfähigkeitserhöhung des NMDA-Rezeptors eins der wesentlichen Elemente für die Induktion synaptischer Plastizität ist und damit einen molekularen Mechanismus für Lernen und Gedächtnis darstellt.

Das Modell besagt, dass NMDA-Rezeptoren bestimmter synaptischer Bahnen, die sehr häufig benutzt werden, durch die ständige Depolarisation der postsynaptischen Membran deblockiert werden und somit diese Bahnen besser leitfähig werden als alternative Verschaltungsmuster. Somit werden bestimmte „Wege“ gebahnt, ein wesentlicher Prozess des Lernens. So lässt es sich verstehen, dass eine pathologische Fehlsteuerung der NMDA-Rezeptoren mit der Krankheit Schizophrenie in Verbindung gebracht wird. Auch für die sogenannten Nahtod-Erfahrungen wird eine Beeinflussung (Blockade) von NMDA-Rezeptoren verantwortlich gemacht, denn NMDA-Antagonisten wie Ketamin oder Phencyclidin können solche Effekte hervorrufen.


Siehe auch: Wind-up-Phänomen

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • NMDA — Structure chimique du NMDA Général Nom IUPAC acide (2R) 2 (méthylamino)butanedioïque …   Wikipédia en Français

  • NMDA — aminoácido neurotransmisor glutaminérgico que se fija a los receptores para NMDA estructura química [véase http://www.iqb.es/cbasicas/bioquim/cap9/c9s01 32.htm#nmda] información adicional [véase http://www.iqb.es/cbasicas/bioquim/cap9/c9s01… …   Diccionario médico

  • NMDA — Chembox new ImageFile = NMDA.svg IUPACName = N methyl D aspartic acid OtherNames = Section1 = Chembox Identifiers CASNo = 6384 92 5 PubChem = 22880 SMILES = [C@@H] (CC(O [H] )=O)(C(O [H] )=O)N( [H] )C( [H] )( [H] ) [H] MeSHName = NMDA Section2 =… …   Wikipedia

  • NMDA — (= N methyl D aspartic acid) A powerful agonist for a class of receptor NMDA receptor)found on some vertebrate nerve cells involved in synaptic transmission …   Dictionary of molecular biology

  • NMDA — Abbreviation for N methyl d aspartate; excitotoxic amino acid used to identify a specific subset of glutamate (an excitatory amino acid) receptors. SYN: N methyl d aspartic acid. * * * N methyl D aspartate * * * NMDA .en (.)em (.)dē ā n a… …   Medical dictionary

  • NMDA receptor — NMDA Glutamic acid …   Wikipedia

  • NMDA-Rezeptor — Sekundär bis Quartärstruktur Heterotrimer (1+2+3) …   Deutsch Wikipedia

  • NMDA receptor modulator — NMDA receptor modulators (glutamate modulators) are a new form of antipsychotic that are in Phase II FDA study. The first compound studied was glycine which was hypothesized by Daniel Javitt after observation that people with phencyclidine(PCP)… …   Wikipedia

  • NMDA receptor antagonist — Ketamine, one of the most common NMDA receptor antagonists. NMDA receptor antagonists are a class of anesthetics that work to antagonize, or inhibit the action of, the N methyl d aspartate receptor (NMDAR). They are used as anesthesia for animals …   Wikipedia

  • NMDA-антагонист — Кетамин, распространённый NMDA антагонист Антагонисты NMDA рецептора, или NMDA антагонисты (иногда «НМДА антагонисты»)  класс анестетиков, ингибирующих д …   Википедия

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”