- Nahda
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Als Nahda (arabisch نهضة, DMG Nahḍa) wird eine Bewegung bezeichnet, die die Grundwerte des Islams mit der Moderne zu verbinden versuchte.
Wörtlich übersetzt bedeutet das Wort „Nahda“ eine Bewegung von einer unteren zu einer oberen Körperhaltung (wie etwa beim Aufstehen). Es steht für eine arabische Renaissance. Verwendung findet das Wort, um die Blüte der arabischen Sprache und Literatur im 19. und 20. Jahrhundert zu bezeichnen.
Die Nahda-Bewegung steht für die Rückbesinnung auf die Zeit der großen Hoffnungen. Wichtigstes politisches Produkt der Nahda-Bewegung war die nationalistische Idee, vor allem der Panarabismus, aber auch der syrische Nationalismus, der zur Gründung der Syrischen Sozialen Nationalistischen Partei führte, die für die Gründung eines Großsyriens eintrat. Die Nahda war von Aufbruch in die Moderne wie von romantischer Verklärung der Geschichte geprägt.
Protagonisten der Nahda werden Nahdisten genannt. Die ersten Nahdisten waren ägyptische Muslime. Sie teilten die Überzeugung, islamische Religion und wissenschaftlicher Fortschritt seien miteinander vereinbar. Den Islam erachteten sie als tragfähige Grundlage einer modernen arabischen Gesellschaft, riefen zugleich aber zu einer Erneuerung des Islams im Sinne des Zeitgeistes auf. Die Reformer der Nahda wehrten sich zugleich gegen den Säkularismus der Moderne, standen jedoch für die Möglichkeit ein, einen demokratischen Staat auf der Basis eines weiterentwickelten Islams errichten zu können.
Die Nahdisten machten den kulturellen Schwung, den westliche Missionare auslösten, für sich fruchtbar. Sie stellten historisch-soziologische Überlegungen an zu einer Ortsbestimmung ihrer Gesellschaft und zur Klärung der Frage, warum die islamische Welt eine andere Entwicklung genommen hat als die westliche.
Die Islamreformer der Nahda um Dschamal ad-Din al-Afghani (1838–1897) und Muhammad Abduh (1849–1905) wehrten sich gegen den modernen Säkularismus der Nationalisten, aber auch gegen die Bindung an den Kulturbereich der osmanischen Tradition, die im Laufe der Jahrhunderte die Religion korrumpiert habe. Sie wollten zu einem wahren Islam bzw. zu den Quellen zurückkehren. Sie standen für eine neue, rationale Interpretation des Korans.
Später bildete sich ein anderes Nahda-Modell heraus, welches dazu tendierte, die Religion zugunsten einer laizistischen Orientierung, d.h. einer Trennung von Staat und Religion, auszuklammern, (so Farah Antun) bzw. ihre verbindende Kraft zu minimieren (so Dschurdschi Zaidan). Verfechter dieses zweiten Nahda-Modells waren vor allem Christen. Ein „Patron“ der christlichen Vertreter der Nahda-Bewegung war z. B. der Missionar Kornelius Van Dyck. Antun Sa'ada und Michel Aflaq bewirkten eine Umsetzung dieses Modells in ein politisches nationalistisches Programm. Dieses zweite Nahda-Modell setzte sich insofern durch, als sich die nach dem 1. Weltkrieg entstandenen arabischen Länder für eine Aufgabe des Dhimma- und Millet-Systems zugunsten einer zivilrechtlichen Gleichberechtigung all ihrer Bürger entschieden.
Die Nahda spaltete sich in eine säkulare und eine salafistische Strömung. Leitfigur der Säkularen war der ägyptische Scheich Ali Abdel-Razeq (1888-1966). Er versucht in seinem 1925 erschienenen Buch „Islam und die Grundlagen der Herrschaft“ den Säkularismus islamisch zu begründen. Leitfigur der Salafisten war der Scheich Raschid Rida. Sie vertraten einen hanbalitischen Fundamentalismus und plädierten für die Wiederherstellung des Kalifatsstaates. Sie standen dem Wahhabismus nahe.
Literatur
- Botros, Atef (Hrsg.): Der Nahe Osten - ein Teil Europas? Reflektionen (sic!) zu Raum- und Kulturkonzeptionen im modernen Nahen Osten (ex oriente lux), Würzburg : Ergon-Verlag 2006, Kap. I, ISBN 3-89913-476-1
- Shahin, Emad Eldin: Political Ascent Contemporary Islamic Movements in North Africa. Boulder, CO: Westview Press 1997.
- Tomiche, N.: Art.Nahda, in: Encyclopedia of Islam, Bd. 7, 900a-903b
Weblinks
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