- Nancy Wake
-
Nancy Grace Augusta Wake AC, GM (* 30. August 1912 in Roseneath, Wellington, Neuseeland; † 7. August 2011 im Royal Borough of Kingston upon Thames, London[1]) war die höchstdekorierte weibliche Militärangehörige der Alliierten. Während des Zweiten Weltkrieges war sie britische Fluchthelferin und Mitglied der Résistance.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Jugend
Wake war die jüngste Tochter von insgesamt sechs Kindern des Charles Augustus und der Ella Rosieur Wake. Ihre Urgroßmutter war Māori, die einen britischen Missionar heiratete, eine andere Linie ihrer Vorfahren waren französische Hugenotten. Die Familie, die der Vater bald verließ, lebte ab 1914 in Sydney, Australien.
Wake verließ im Alter von 16 Jahren die streng religiöse Mutter und arbeitete als Krankenschwester, bis sie von einer Tante 200 £ erhielt und nach London reiste. In den 1930er Jahren arbeitete sie in Paris als Journalistin, später als europäische Korrespondentin für die Hearst-Presse. In Wien erlebte sie nach dem Anschluss den Einmarsch deutschen Militärs.
1935 lernte sie den französischen Industriellen Henri Fiocca kennen, den sie 1939 heiratete. Zum Zeitpunkt der deutschen Besetzung Nordfrankreichs im Juni 1940 lebte sie in einem luxuriösen Appartement in Marseille.
Résistance
Bald darauf wurde sie Kurier der Résistance und schmuggelte Nachrichten und Lebensmittel ins unbesetzte Südfrankreich. Sie lieh sich ein Ambulanz-Fahrzeug und transportierte Flüchtlinge zur spanischen Grenze, was ihr als Frau eines vermögenden Geschäftsmannes leichter möglich war. Dazu besaß sie falsche Papiere, die ihr Aufenthalt und Arbeit in der Vichy-Zone ermöglichten.
Die Gestapo überwachte bald Wakes Telefon- und Postverkehr. Durch verschiedene Identitäten gelang es ihr mehrfach, sich einer Festnahme zu entziehen, so dass sie den Spitznamen Weiße Maus erhielt und 1943 auf der Fahndungsliste der deutschen Behörden in Frankreich stand. Im Dezember 1943 floh sie aus Marseille, wurde in Toulouse von der Vichy-Polizei verhaftet, aber nach vier Tagen wieder freigelassen.
Die Résistance entschied, dass Wake nach London gehen solle. Sie benötigte fünf oder sechs Versuche, um zunächst über die Pyrenäen nach Spanien zu gelangen. In Großbritannien trat sie in den Special Operations Executive (SOE) ein und erhielt eine Agenten-Ausbildung des British Ministry of Defence in Schottland. Hier absolvierte sie ein Überlebenstraining, lernte Nachrichtenübermittlung, Fallschirmspringen, lautloses Töten sowie den Umgang mit Plastiksprengstoff, verschiedenen Waffen und Granaten. Sie gehörte neben 430 Männern zu den 39 Frauen der französischen Sektion des SOE, deren Tätigkeit bis in die Nachkriegszeit geheim blieb. Offiziell gehörten sie zur First Aid Nursing Yeomanry.
In der Nacht vom 29. zum 30. April 1944 sprang sie zusammen mit Major John Farmer über der Auvergne in Zentralfrankreich ab. Die beiden wurden von einem Agenten empfangen. Sie organisierten lokale Maquis-Gruppen und rüsteten sie mit Waffen aus. Das Résistance-Netzwerk wurde von 3.000 auf 7.000 Mitglieder ausgedehnt. Wake steuerte Angriffe auf deutsche Einrichtungen und Militärtransporte in Vorbereitung des Hinterlandes für den D-Day. In einer Aktion legte sie mit einem Fahrrad 500 km in 71 Stunden zurück, um durch erneute Vergabe von Codewörtern den Funkverkehr zu stabilisieren, da ihr „Wireless operator“ im Zuge eines deutschen Angriffs alle Codes zerstören musste. Dabei durchquerte sie mehrere deutsche Kontrollposten. Wake koordinierte die viermal wöchentlich stattfindenden Munitions- und Waffenabwürfe.
Nachdem die SS herausgefunden hatte, dass das Hauptoperationsgebiet der Widerstandstruppe eine Hochebene oberhalb von Chaudes-Aigues war, lieferte sie sich dort im Juni 1944 mit den Maquis-Kämpfern schwere Gefechte.
Wake führte den Angriff auf die Gestapostelle in Montluçon. Sie tötete nach eigenen Angaben bei einem weiteren Angriff die Wache einer deutschen Waffenfabrik mit bloßen Händen, musste sich den Rückweg freischießen und traf dabei eine deutsche Spionin tödlich.
Nach der alliierten Eroberung von Paris am 25. August 1944 führte Wake ihre Gruppe nach Vichy-Frankreich. Sie erfuhr dort, dass ihr Mann bereits 1943 von den Deutschen exekutiert worden war.
Nachkriegszeit
Nancy Wake arbeitete nach dem Krieg für die Geheimdienstabteilung des britischen Luftfahrtministeriums. 1960 heiratete sie einen Briten und zog nach Port Macquarie, Australien. Sie erhielt zahlreiche Auszeichnungen der Alliierten, darunter die britische George Medal, die Médaille de la Résistance, das Offizierskreuz der Ehrenlegion, das Croix de Guerre mit zwei Palmzweigen, die Freiheitsmedaille des US-Präsidenten (Medal of Freedom), das Komturkreuz des Order of Australia (2004) und den neuseeländischen RSA Badge in Gold.
In Australien verfasste sie ihre Memoiren, die 1985 unter dem Titel Nancy Wake erschienen und zum Bestseller wurden. 1987 wurden sie für das Fernsehen verfilmt.
2001 kehrte Wake nach London zurück.
Weblinks
- New Zealand Edge: Porträt (engl.)
- Ausführlicher Nachruf, Sydney Morning Herald vom 9. August 2011 (engl.)
- TV-Dokumentation zur neuseeländ. Kriegsteilnahme mit Spielszenen und Interviews auf YouTube (Video, 10:40) (engl.)
Literatur
- Peter Fitzsimons: Nancy Wake: A Biography of Our Greatest War Heroine. Harper Collins. 2001
- Braddon, Russell : Nancy Wake. Cassell. London. 1956
- Weitz, Margaret Collins: Sisters in the Resistance: How Woman Fought to Free France 1940-45. John Wiley & Sons. New York. 1995
Einzelnachweise
Kategorien:- Person (Special Operations Executive)
- Résistancekämpfer
- Mitglied der Ehrenlegion (Offizier)
- Companion des Order of Australia
- Träger der Presidential Medal of Freedom
- Person (Wellington)
- Neuseeländer
- Geboren 1912
- Gestorben 2011
- Frau
Wikimedia Foundation.