Nandi (Volk)

Nandi (Volk)

Die Nandi sind ein kalenjinsprachiger Stamm, was gleichzeitig der Ethnie der Kalenjin entspricht, der im Westen Kenias lebt.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Ende des 19. Jahrhunderts hatte das Volk die wahrscheinlich stärkste Position seiner Geschichte erreicht. Damals standen die Nandi in dem Ruf, grausame und verwegene Krieger zu sein. Sie lebten im Hügelland nordöstlich des Victoriasees. Es handelte sich, mit etwa 14000 Männern, von denen etwa 4000 waffenfähig waren, um einen der kleineren Stämme Zentralafrikas, der den Kolonialherren jedoch erhebliche Schwierigkeiten bereitete. Sie lebten nicht in Dörfern, sondern auf Gehöfte verteilt, deren Männer sich bezirksweise zusammenschlossen, z.B. um Raumzüge gegen die Viehbestände ihrer Nachbarn durchzuführen. Ein Teil des Stammes wohnte auch in gut geschützten Höhlen am Mount Elgon bis in 1800 m Höhe. Unverheiratete lebten kommunal zusammen. Sie hatten keinen eigentlichen Häuptling, jedoch genossen Medizinmänner (laibon) gewissen Einfluß.[1]

Bereits seit 1897 leisteten sie immer wieder bewaffneten Widerstand, den kleinere britische Expeditionen nicht niederschlagen konnten. Die Nandi sträubten sich bis in die Gegenwart hinein gegen jegliche Veränderungen ihres Lebensstils und galten lange als notorische Fremdenhasser. Früher hatten die Nandi gewählte Stammes- und Kriegsführer. Der berühmteste war Koitalel, der bis 1905 einen blutigen Krieg gegen die Engländer führte, was dann in der Nandi-Expedition kulminierte. Man wehrte sich gegen den Bau der Eisenbahn quer durchs Nandi-Land (Uganda-Bahn). Eisenbahngeleise wurden ausgerissen und in den Viktoriasee versenkt oder wurden zu Speere und Pfeilspitzen verarbeitet, aus den Telegraphenkabeln der Engländer wurden Schmuck angefertigt. Die nandi wurden 1906 in ein Reservat verwiesen.[1]

Heute leben die Mehrzahl der Nandi um die Stadt Eldoret und entlang der Nandi-Berge nördlich davon. Die Gegend gehört zum kenianischen Hochland, die Leute leben zwischen 1500 und 2200 m Höhe, wo ein gesundes Klima herrscht - viele Nandi erreichen ein hohes Alter.

Lebensweise

Traditionell waren die Nandi Viehzüchter und haben sich nur widerwillig und auf Druck der Kolonialherren dem Ackerbau zugewandt, nachdem diese 1906 einen Großteil ihrer Gehöfte und Tiere vernichtet hatten.

Heute verweisen sie mit Stolz auf die Milchproduktion in ihrer Region, die die höchste in ganz Kenia ist. Die Traditionen ähneln etwas den Maassai, ebenso wie diese trinken Nandi frisches Blut. Dieser Volksstamm pflegt sehr konservative Bräuche. Vorehelicher Geschlechtsverkehr, Promiskuität (Partnerwechsel) und Scheidung gelten als sehr unehrenhaft. Der Respekt vor den Stammesältesten ist ausgeprägt; Eltern werden verehrt. Kinder oder Ehefrauen zu schlagen ist verpönt. Die Nandi glauben an ein mythisches Lebewesen, die Chemosit, ein Raubtier halb Hyäne/halb Löwe. Kindern, die abends nicht nach Hause kommen, wird eingeredet, dass sie „von der Chemosit“ geholt würden, wenn sie nicht vor Dunkelheit zu Hause wären.

Religion

Die Nandi verehren mehrere Götter, darunter den Gott Asis sowie den Donnergott Ilat. Im 21. Jahrhundert sind jedoch die Mehrzahl christlichen Glaubens, einige wurden Anhänger des Islam.

Literatur

  • Oboler, Regina S.; Women, power, and economic change: the Nandi of Kenya; Stanford 1985; ISBN 0-8047-1224-7
  1. a b Herbert, Erwin; Small Wars ans Skirmishes 1902-18; Nottingham 2003; ISBN 1-90154-05-6, S 78-84

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