Uganda-Bahn

Uganda-Bahn
Bahnbau in Railhead.
Die Kurve bei Mombasa in einem der ersten Betriebsjahre.
Bahnhof Changameve (Aufnahme aus der Zeit der Eröffnung).
Eisenbahnbrücke über den Islanfluss.

Die Uganda-Bahn ist eine 940 km lange Bahnstrecke in Uganda und Kenia in Ostafrika, die zwischen dem Hafen Mombasas am Indischen Ozean und Kampala am Viktoriasee verläuft. Wichtige Stationen sind Nairobi, Nakuru, Kisumu (früher Port Florence) in der Bucht von Kavirondo und Jinja.

Inhaltsverzeichnis

Bau

Die größtenteils einspurige Bahn wurde in Meterspur erstellt. Die Kosten, die rund 6,5 Millionen Pfund (einschließlich der Kosten für die Hafen- und Werftanlagen in Kisumu und die auf dem Victoria-See verkehrenden Dampfer) betrugen, wurden vom Mutterland des damaligen Protektorats Britisch-Ostafrika übernommen.[1] Der Bau wurde 1896 von der Imperial British East Africa Company begonnen. 1901 war der erste Abschnitt bis Port Florence Portal an der Ostküste des Viktoriasees für nur 118.000 Mark pro Kilometer fertiggestellt. Die Fertigstellung führte dazu, dass die Kosten für Warentransporte von Uganda an die Küste um 97 Prozent sanken.

Der indische Unternehmer Alibhoy Mulla Jeevanjee erhielt mit seiner Firma A. M. Jeevanjee & Co 1895 einen Kontrakt über die Vermittlung von 30.000 indischen Arbeitern für den Eisenbahnbau, über die Errichtung von Bahngebäuden sowie über die Verpflegung der Belegschaften für den Bahnbau. Die Arbeiter am Streckenbau wurden zumeist aus Britisch-Indien verbracht. Ihre Arbeitsbedingungen waren schlecht, rund ein Drittel der Arbeiter kam auf Grund von Krankheiten und schlechter Versorgung um. Aber auch Attacken von Wildtieren setzten ihnen zu und sorgten für eine zusätzliche Demoralisierung.[2] Dies wurde später unter anderem in dem Buch The Man-Eaters of Tsavo und den Filmen Bwana Devil und Der Geist und die Dunkelheit dargestellt. Technische Probleme bereitete zudem die Überwindung des 450 m hohen Höhenzugs des Rift Valley.

Während der Nandi-Expedition 1905/6 fuhren auf der Strecke zwei gepanzerte Züge, von denen aus fliehende Einheimische beschossen wurden.[3] Zu Beginn des Ersten Weltkriegs in Ostafrika war die Uganda-Bahn das Ziel zahlreicher deutscher Kleinkampfgruppen, die britische Militärzüge angriffen und Sprengfallen legten.[4] Erst nach dem Ersten Weltkrieg wurde der Streckenbau fortgesetzt, allerdings wurde der Bau in Nakuru und nicht bei der etwa 100 km entfernteren Endstation Kisumu weitergeführt. 1931 erreichte man Kampala.

Weitere kürzere Nebenlinien wurden zuvor bereits in Kenia nach Thika (1913, 1931 bis nach Nanyuki am Mount-Kenya-Massiv verlängert), nach Magadi am Magadisee (1915), nach Kitale (1926) und nach Naro Moro (1927). 1929 begann man ab Tororo mit dem Bau der Northern Line in Richtung Soroti im Norden Ugandas, die 1964 bis nach Pakwach ausgebaut wurde. 1965 wurde die südliche Linie nochmals ab Kampala nach Kasese nahe der Grenze zur Demokratischen Republik Kongo verlängert.

Die Einheimischen litten unter den durch die Arbeiter eingeschleppten Seuchen, die zum Tod von geschätzten 20 bis 50 % der Bevölkerung und zur Flucht weiterer aus der Region führte.

Wirtschaftliche Bedeutung

Obwohl von einigen Gegnern the Lunatic Line (englisch für: die Strecke des Irrsinns) genannt, war die Strecke von großem Nutzen für die Erschließung sowohl Kenias wie auch Ugandas. Außerdem diente sie dem politischen Zweck der Beherrschung der oberen Nilländer und einer sicheren Landverbindung für Truppentransporte nach Indien bei einer Sperrung des Suezkanals. Sie bot zudem einigen militärischen Vorteil für Großbritannien während des Ersten Weltkriegs im Kampf gegen die deutschen Truppen unter Paul von Lettow-Vorbeck. Um den deutschen Kolonialtruppen in den Rücken zu fallen wurde die Zweiglinie von Voi über die Grenze nach Moshi in der deutschen Kolonie Deutsch-Ostafrika gebaut.

Die Bahn führte zu zahlreichen Gründungen von Städten entlang der Strecke, die weithin unbewohnt war, darunter:

Auf die koloniale Landwirtschaft hatte die Bahn und der anschließende Dampferverkehr außerordentlich befruchtend gewirkt. Nicht nur sanken die Transportkosten massiv. Eine Quelle aus den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts nennen für das damalige Deutsch-Ostafrika, insbesondere für die deutschen Stationen Muansa, Bukoba und Schirati massiv gesteigerte Zolleinnahmen und für die Bahn eine Kapitalrendite von 2,37 % und steigende Überschüsse.

Betriebsüberschüsse der Uganda-Bahn
Jahr Betriebsüberschuss in £
1909 65.800 £
1910 98.500 £
1911 131.400 £

Ebenfalls das vor 1914 verfasste, aber erst 1920 gedruckte Deutsche Koloniallexikon gibt eine Übersicht über die Steigerung der transportieren Mengen.

Gütertonnagen Richtung Küste
Jahr Gütertonnagen in Tonnen
1907 16.000 t
1908 22.000 t
1909 29.000 t
1911 51.000 t

Die Bahn galt als „ein koloniales Unternehmen größten Stils“, und in mancher Beziehung als „vorbildlich für kolonisatorische Betätigung“.

Viele der indischen Arbeiter blieben in Uganda und erlangten meist als Händler innerhalb der ugandischen Gesellschaft relativen Wohlstand, bis Idi Amin 1972 die Ausweisung aller Asiaten befahl.

Strecke

Die Bahn beginnt in Kilindini auf der Insel Mombasa und führt in nordwestlicher Richtung. Dabei folgt sie mit wechselndem Abstand der Grenze zu Tansania, verläuft nördlich des Kilimandscharos über Voi und Tsavo nach der kenianischen Hauptstadt Nairobi, einst als Lokdepot der Bahn gegründet, Mittelpunkt der kolonialen Bahnverwaltung, Sitz der Hauptwerkstätten und Magazine. Nach Nairobi beginnt der steile Anstieg in die Kikuyu-Berge, deren Passhöhe auf 2340 m Meereshöhe erreicht wird; dann durchschneidet die Bahn den Großen Afrikanischen Graben und erreicht den westlichen Grabenrand bei Mau auf 2545 m Höhe. Von hier fällt die Strecke, vielfach mit künstlichen Längenentwicklungen, zum Victoriasee auf 1113 m über Meer.

Aktuelle Situation

Heutige Situation: Ein Güterzug in Kampala, 2006

Der Zustand der Strecke in Uganda ist heute schlecht. Nur die Teilstrecken von Kampala zum Hafen Port Bell und von Kampala nach Kenia werden noch regelmäßig für Güterverkehr genutzt. Auch in Kenia ist die Betriebssicherheit nicht optimal, die Fahrtgeschwindigkeit ist gering, Entgleisungen von Frachtzügen sind häufig. 1993 kamen bei einem Eisenbahnunglück, nachdem nach starken Regenfällen eine Brücke fortgespült worden war, 114 Personen um.[5] 1999 gab es 32 Tote, als ein Personenzug beim Tsavo-Nationalpark durch Bremsversagen entgleiste.[6] 2000 gab es 13 Tote, als wiederum bei einem Zug die Bremsen versagten.[7] Im gleichen Jahr kam es zu einer Explosion eines Güterzugs, der Benzin transportierte, wobei 25 Menschen verbrannten.[8]

Ab der Stadt Voi gibt es heute eine Seitenstrecke, welche die Uganda-Bahn bei Kahe (nahe Moshi) mit der Eisenbahn Tansanias verbindet. Bis etwa 1997 wurden von den großen Reiseveranstaltern Fahrten zwischen Mombasa und Nairobi angeboten. Heute haben alle Reiseveranstalter dieses Angebot eingestellt. Laut Aussage von TUI „kann man diese Reise keinem Touristen mehr zumuten“, was wohl vor allem der schlechten Zuverlässigkeit der Züge geschuldet ist.[9] Reguläre Personenzüge verkehren zur Zeit (2010) 3x wöchentlich zwischen Kisumu und Nairobi sowie zwischen Nairobi und Mombasa.[10]

Literatur

  • Baltzer: Die Uganda-Eisenbahn in Britisch-Ostafrika. In: Zentralblatt der Bauverwaltung. Nr. 14/1908.
  • Baltzer: Die Ugandabahn in den Betriebsjahren 1904 bis 1909. In: Deutsche Kolonial-Blätter. Nr. 5/1911.
  • Deutsches Kolonial-Lexikon. Band III, 1920, S. 565.

Einzelnachweise

  1. Caroline Elkins, Britain's Gulag. The brutal End of Empire in Kenya, London 2005, S. 2.
  2. Caroline Elkins, Britain's Gulag, S. 2.
  3. Herbert, Edwin; Small Wars ans Skirmishes 1902-18; Nottingham 2003; ISBN 1-901543-05-6, S 78-84
  4. Reinhard K. Lochner: Kampf im Rufiji-Delta. München 1987, S. 138ff. ISBN 3-453-02420-6
  5. Beleg fehlt
  6. NZZ, 25. März 1999: Schweres Zugunglück in Kenya / Mindestens 32 Tote auf der Strecke Nairobi-Mombasa
  7. Beleg fehlt
  8. Beleg fehlt
  9. Beleg fehlt
  10. http://www.seat61.com/Kenya.htm

Weblinks

 Commons: Uganda-Bahn – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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