Arnold Rechberg

Arnold Rechberg

Arnold Rechberg (* 9. Oktober 1879 in Hersfeld; † 28. Februar 1947 in Starnberg) war ein deutscher Miteigentümer eines industriellen Großbetriebes, Bildhauer und politischer Publizist. Bekannt wurde er durch seine Versuche eine „private“ Außenpolitik zu betreiben. Diese zielte während der Weimarer Republik auf eine Annäherung an die Westmächte und ein antibolschewistisches Bündnis ab.

Arnold Rechberg (1919)

Leben

Der Vater Adam Rechberg war Tuchfabrikant und stellvertretender Bürgermeister in Hersfeld. Die Mutter war Ida Elise (geb. Sunkel).

Nach dem Gymnasium machte Rechberg eine kaufmännische Lehre im Familienunternehmen. Ein anschließendes Studium brach er ab. Danach war er Miteigentümer des Familienbetriebs. Der eigentliche Leiter des Unternehmens war sein Bruder Fritz Rechberg.

Dadurch finanziell abgesichert wandte sich Rechberg der Bildhauerei zu. Ab dem Jahr 1904 besuchte er die Kunstakademie Académie Julian in Paris. Seine Werke waren vom Jugendstil beeinflusst. Er lebte in Florenz und Paris und fand dort Kontakt zu Künstlerkreise aber auch zu Adeligen. Er begann sich nunmehr als Journalist auch politisch zu äußern. So plädierte Rechberg für eine deutsch-französische Verständigung zu Lasten von England.

Während des ersten Weltkriegs diente Rechberg als Offizier im Stab der fünften Armee. Von seinen Vorgesetzten zunächst unterstützt, betrieb er seine deutsch-französischen Annäherungsversuche weiter. Überzeugt davon, dass höchste Stellen ihn unterstützten, begann er Möglichkeiten eines Separatfriedens mit Frankreich auszuloten. Da seine unmittelbaren Vorgesetzten die offizielle Billigung anzweifelten, wurde Rechberg verhaftet. Durch das Eingreifen verschiedener Persönlichkeiten kam er im August 1915 wieder frei, musste aber die Armee verlassen.

Bronzefigur von Arnold Rechberg auf dem Rathausplatz in Bad Hersfeld

Im Jahr 1917 begründete Rechberg zusammen mit seiner unverheirateten Schwester einen politischen Salon in Berlin. Ein Jahr später stand er einer Annäherung an Großbritannien positiv gegenüber und griff den Plan von Matthias Erzberger eines deutsch-englischen Wirtschaftstrusts auf.

Nach dem Ende des Krieges arbeitete Rechberg überwiegend journalistisch und trat in konservativen und liberalen Blättern für eine Annäherung an Westeuropa nunmehr unter Einschluss von Großbritannien ein. Er plädierte für eine Verständigung in der Reparationsfrage.

Gegenüber dem „Bolschewismus“ forderte er den Einsatz militärischer Mittel. Im Jahr 1924 forderte er einen antibolschewistischen Block unter Einschluss Deutschlands. Diese Vorstellungen blieben indes bedeutungslos.

In wirtschaftspolitischer Hinsicht von größerer Bedeutung war sein Plädoyer für eine stärker Verflechtung der deutschen und französischen Wirtschaft. Er setzte dabei auf die Beteiligung französischer Unternehmen an deutschen Betrieben. Daneben plädierte er für ein deutsch-französisches Militärbündnis. Hugo Stinnes stand einer wirtschaftlichen Verflechtung mit dem Ziel einer Überbrückung politischer Gegensätze zwar ebenfalls positiv gegenüber, verlangte aber eine gegenseitige Kapitalbeteiligung. Ein 1926 geschlossenes deutsch-französisches Kaliabkommen wertete Rechberg als Erfolg für seine Pläne.

Nach dem Beginn der nationalsozialistischen Herrschaft zog sich Rechberg zunächst zurück. Als er nach dem Münchener Abkommen versuchte, an seine früheren Vorstellungen anzuknüpfen wurde er mehrmals inhaftiert. Im Jahr 1940 wurde ihm verboten sich weiter in die Außenpolitik einzumischen. Im Jahr 1943 war er zeitweise im Konzentrationslager Dachau inhaftiert. Später wurde er in einem Hotel in Bad Godesberg gefangen gehalten, wo er 1945 von den Alliierten befreit wurde.

Nach dem Ende des Krieges versuchte er erneut politisch aktiv zu werden, spielte aber keine Rolle mehr. Einen Skandal löste er aus als er behauptete, dass alle früheren Reichstagsabgeordneten sich vom Kalikartell hätten bestechen lassen. Die Folge waren eine Reihe von Beleidigungsklagen von betroffenen ehemaligen Abgeordneten.

Literatur

  • Werner Bührer: Arnold Rechberg. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 21, Duncker & Humblot, Berlin 2003, S. 228 f.
  • Munzinger: Internationales Biographisches Archiv 22/1947 vom 19. Mai 1947

Weblinks

 Commons: Arnold Rechberg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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