- Nationalmythen der Schweiz
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Die Nationalmythen der Schweiz sind eine Reihe von Mythen und Legenden, die das schweizerische Nationalbewusstsein prägen und durch ihre Identifikationsfunktion entscheidend zur nationalen Kohärenz dieses kleinen Vielvölkerstaates beitragen.
Dazu gehören unter anderem die Tellsage, die Erzählungen rund um den Burgenbruch, der Bundesschwur auf dem Rütli (Drei Eidgenossen) sowie die Ereignisse rund um die Schlacht bei Morgarten und Winkelrieds Selbstaufopferung in der Schlacht bei Sempach. Obwohl sich in all diesen Erzählungen historische Ereignisse mit fiktiven Elementen vermischen, prägen diese Befreiungsmythen noch heute das Geschichtsbewusstsein der Schweiz.
Die schriftliche Überlieferung von der Gründung der Eidgenossenschaft setzte im 15. Jahrhundert ein. Die im Weissen Buch von Sarnen von 1470 erstmals vollständig schriftlich festgehaltenen und so in die Geschichtsschreibung eingegangenen «Berichte» sind eine Mischung aus lokalen Legenden und fremden Sagenmotiven. Trotz zahlreicher Versuche (über mehrere Jahrhunderte hinweg) konnten die beschriebenen Ereignisse nie mit tatsächlichen Ereignissen um das Jahr 1300 herum in Übereinstimmung gebracht werden. Teile davon wurden von Friedrich Schiller und Gioacchino Rossini in einen neuen Zusammenhang gestellt, was dazu beitrug, dass diese aus Mythen heraus entstandenen Leitbilder sich als höchst persistent erweisen und (nicht nur) in der Staatsideologie der Schweiz bis heute eine wichtige Rolle spielen.
Ab den 1950er Jahren setzte in der Geschichtsforschung eine Strömung der «Entmystifizierung» der Schweiz ein. Die heutige Geschichtsschreibung interessiert sich weniger für den Wahrheitsgehalt der Mythen als für ihren Wandel und ihre soziale und politische Funktion im Laufe der Jahrhunderte.
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