- Schlacht bei Sempach
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Schlacht bei Sempach Teil von: Schweizer Habsburgerkriege
Die Schlacht auf dem Fresko in der Schlachtkapelle von Sempach (16. oder 17. Jahrhundert)Datum 9. Juli 1386 Ort Sempach im Kanton Luzern, Schweiz Ausgang Sieg der Eidgenossenschaft Konfliktparteien Habsburg:
Leopold III., Herzog von Österreich, Steiermark und Kärnten.Schweizerische Eidgenossenschaft:
Befehlshaber Leopold III. † Petermann von Gundoldingen (Luzern) † Truppenstärke ca. 4000, davon 1500 Ritter ca. 6000–8000 Verluste ca. 400 Adlige zzgl. ca. 1100 Mann Fussvolk ca. 200 zzgl. ca. 800 Söldner[1] Die Schlacht bei Sempach (Kanton Luzern) fand am 9. Juli 1386 statt. Sie gilt in der Geschichte der Schweiz als Höhepunkt des Konfliktes zwischen den Habsburgern und den Eidgenossen und war ein wichtiges Ereignis für die Unabhängigkeit der Eidgenossenschaft.[2]
Sie ist zudem die Geburtsstunde der Heldenlegende des Arnold von Winkelried, der im Sempacher Schlachtenlied besungen wird. Danach soll sich dieser in die Speere der Feinde geworfen haben, um für den eidgenössischen Angriff eine Bresche zu schlagen.
Inhaltsverzeichnis
Vorgeschichte
Rund hundert Jahre vorher hatten sich die Urkantone Uri, Schwyz und Unterwalden zusammengeschlossen und der Legende nach im Rütlischwur in den ersten Augusttagen im Jahr 1291 (oder gemäss Aegidius Tschudi 1307) ihren Zusammenhalt gegen das Haus Habsburg geschworen. Der Schwur ist historisch nicht belegt, gehört aber zum festen Bestand der Schweizer Historiographie.
Luzern hatte 1332 einen Bund mit den Waldstätten geschlossen, gehörte rechtlich aber immer noch zu Habsburg. Ab 1380 begann Luzern sein Territorium gezielt zu erweitern. Es erwarb die Vogtei über Weggis, eroberte die habsburgischen Städtchen Rothenburg und Wolhusen und nahm das Entlebuch und die habsburgische Stadt Sempach in sein Burgrecht auf. Der Vogt Peter von Thorberg und der Untervogt Claus Trube wurden dabei vertrieben.
Die Schlacht
Leopold III. sammelte mit Mühe den schwäbischen und Aargauer Adel in Brugg hinter sich. Dem Bündnissystem der Innerschweiz, das wir heute als Eidgenossenschaft kennen, hatten sich inzwischen auch Zürich (1351), Glarus (1352), Zug (1352) und Bern (1353) angeschlossen. Die Stadt Bern, der die Eidgenossen gegen den jurassischen und waadtländischen Feudaladel im Laupenkrieg zu Hilfe geeilt waren, hielt sich zurück und leistete den Eidgenossen bei Sempach keinen Zuzug.
Herzog Leopold III. hatte indessen Mühe gehabt, ein Heer aufzubieten. Viele Söldner wurden für teures Geld angeworben; Leopold musste einige oberitalienische Ländereien verpfänden. Dies war es ihm wert, denn er wollte seine Stammlande in der heutigen Schweiz unter keinen Umständen kampflos aufgeben. Nach der Heerschau in Brugg marschierte Leopold mit einem grossen Aufgebot von Rittern und Kriegsknechten zuerst gegen Luzern. Sie wurden von den Eidgenossen schnell bemerkt. Doch erwarteten diese, dass die Österreicher gegen Zürich vorstossen wollten und versammelten dort ein starkes Heer. Als sie ihren Irrtum bemerkten, verschoben sie ihre Truppen in Eilmärschen Richtung Luzern.
Unweit von Sempach, beim habsburgischen Städtchen Sursee, bezog Leopolds Heer ein letztes Nachtlager. Bei Tagesanbruch des 9. Juli, einem heissen Sommertag, brach es unter dem Feldhauptmann Johann von Ochsenstein in Richtung Sempach auf, wo in der Morgenfrühe die Vorhuten der beiden Heere aufeinander trafen.
Auf einer Anhöhe liess der Herzog seine Ritter absitzen und eine lanzenbewehrte, igelartige Verteidigungsstellung beziehen. Die geschlossenen Reihen der Ritter erwarteten den Angriff, wobei die langen Lanzen ihrer vordersten vier Reihen ein unüberwindliches Hindernis bildeten. In krassem Gegensatz zu den schwer gepanzerten Rittern waren die Innerschweizer ausgerüstet: «Die Stärke der Schweizer bestand im Fussvolk; jeder trug seine Halbarde; mit Vertheidigungswaffen waren sie so schlecht versehen, dass in der Sempacher Schlacht viele nur ein kleines Brett am Arm trugen.»[3]
Nachdem die Eidgenossen ein kurzes Gebet gesprochen hatten, griffen sie diese uneinnehmbar scheinende Stellung in keilförmiger Schlachtordnung an. Sie zerbrachen buchstäblich daran, verloren beim ersten Zusammenprall etwa 60 Luzerner, darunter den Anführer des Luzerner Harstes, Schultheiss Petermann von Gundoldingen. Der Legende nach opferte sich der Unterwaldner Arnold von Winkelried, indem er sich in die Wand aus Speeren warf und so eine Schneise eindrückte, durch die die Eidgenossen eindringen konnten. Die mit dem später berüchtigten «vigor helvetii» geführten Hellebarden hielten blutige Ernte unter den durch ihre schweren Rüstungen mehr behinderten als geschützten Rittern.
Der Sieg der Eidgenossen ist wohl auf die unterschiedliche Ausrüstung der Heere zurückzuführen. Indem die leichter ausgerüsteten Eidgenossen ins Zentrum der habsburgischen Formation eindrangen und damit ihre geschlossenen Reihen durcheinander brachten, konnten sie ihre Bewegungsfreiheit ausspielen. Den trägen Rittern wurden ihre Rüstung zum Verhängnis:
«Wenn die Österreicher vor der Schlacht ihre schweren Rüstungen, deren sie gewohnt waren, abgelegt hätten, so hätte das ihnen eine sonderbare Geschmeidigkeit gegeben. Sie behielten dieselben; da es sehr warm war, erstickten viele in den Rüstungen.»[4] Banner um Banner fiel, die Eidgenossen bedrängten bereits das Banner von Österreich. «Der Herzog eilte herbei zur Verteidigung seines Banners; hier, mitten unter seinen Feinden stürzte er, seine schwere Rüstung hinderte ihn sich aufzurichten. Ein Mann, der ihn, so sagt man, nicht kannte, tötete ihn mit grosser Mühe.»[5]
Herzog Leopold wurde in der Kirche des Klosters Königsfelden bei Brugg begraben, das nach der Ermordung seines Vorfahren, Albrecht I. von Habsburg, 1308 von dessen Witwe Elisabeth errichtet worden war. Die Eidgenossen ihrerseits verweilten noch drei Tage lang auf dem Schlachtfeld.
Der genaue Ablauf der Schlacht ist nicht dokumentiert. Es gibt diverse Erzählungen, die aber erst im 18./19. Jahrhundert verfasst wurden. Die Schlacht an sich ist eine der am schlechtesten dokumentierten des Mittelalters.
Die Legende
Die erste Erwähnung eines Helden wie Winkelried, allerdings noch ohne Namen, findet sich in der Zürcher Chronik von 1476 und schildert die bewundernswerte Tat «eines getreuen Mannes» auf Seiten der Eidgenossen. In Tschudis Chronik taucht dieser in der Vorversion 1563 zuerst als «Arnold Winckelriet» auf, in der Ausgabe von 1564 ist er dann «Herr Arnold von Winckelriet, Ritter».
Die in der Zeit der geistigen Landesverteidigung in der Schweiz populäre Winkelriedlegende besagt, dass der Sieg auf den Opfertod des Arnold von Winkelried zurückzuführen sei. Dieser habe sich mit dem Ausruf «Ich will euch eine Gasse bahnen, sorget für mein Weib und meine Kinder!» in die Speere der habsburgischen Ritter geworfen und diese niedergedrückt, so dass die eidgenössischen Fusstruppen mit ihren Hellebarden über seinen Körper hinweg in die Phalanx des Ritterheeres einbrechen konnten. Eine Variante seiner letzten Worte ist: «Der Freiheit eine Gasse!»
Schlachtgebet
«Ach richer Christ vom Himmel, durch dinen harten Tod hilf uns armen Sündern us dieser Schmach Angst und Not, hilf und thu uns biston! (beistehen) Hilf uns land und lüt in Schirm und Schützung erhalten.»
Die Eidgenossen waren sich sicher, dass ihnen Gott den Sieg und die Umkehr der Ständeordnung geschenkt habe. Gemäss der Legende dankten die Sieger Gott nach der gewonnenen Schlacht mit einem Kyrie Eleison «Herr, erbarme dich».
Gefallene
Für die gefallenen Adligen auf Seite der Habsburger siehe: Liste der gefallenen Adeligen auf Habsburger Seite in der Schlacht bei Sempach.
Prominente Gefallene
- Petermann von Gundoldingen (Führer des Luzerner Harstes)
- Arnold Winkelried (Truppenführer Unterwalden)
- Leopold III. (Habsburg) (Herzog)
- Johann von Ochsenstein (Feldhauptmann der Habsburger)
- Hans Ulrich von Hasenburg (Als Hasenherz verspottet)
- Peter von Aarberg (Bannerträger der Habsburger)
- Martin Malterer (Bannerträger Freiburg)
- Johann von Randegg (Nobler der Schaffhausen)
Gefallene Adelsgeschlechter aus dem Breisgau
In der Breigauischen Liederhandschrift[6] aus dem Jahre 1445, werden neben dem gefallenen Leopold, viele andere Opfer aus breisgauischen Adelsfamilien aufgeführt. Die Einleitung lautet wie folgt: „Disz hernach geschriben herren ritter vnd knecht vnd stett wurdend alle vor sempach erschlagen by dem biderben herren herzogen luipolden von Osterrich in dem jare vnd vff den tage alz hye oben statt in den ferszen geschriben, der aller selen got gebe das ewig reich AMEN.
Am ersten der hochgelobt edel fürst Herzog Luipoldt.“ Dann folgen:
- Markgrauff von Hochberg (Markgraf Otto I. von Baden-Hachberg)
- Her haintzman kuochlin (Küchlin)
- Graf hans von fürstenberg (Grafen von Fürstenberg)
- Her engolff kuochlin
- Junckher Walter von Geroltzegg (Herren von Geroldseck)
- Her hummel von keppenbach
- Her martin maltrer Martin Malterer (Bannerträger Freiburg)
- Her hanmann maigernies
- Her götz von stouffen (von Staufen)
- Her Conrat stotz
- Her Ulrich von stouffen (von Staufen)
- Her engolff von stülingen (von Stühlingen)
- Her hanmann von wiszwiler
- Her peter von bolsenheim
- Her hans von wiszwiler
- Her luitpold von mulheim
- Her oszwalt zem wyger
- Her conrat von bolsenheim
- Thoman berenlapp
- der von hasenburg (Hans Ulrich von Hasenburg)
- Lütold schäffrer
- her werlin von perenfels (Herren von Bärenfels)
- Haman rott (Roth)
- Adelberg von perenfels (Herren von Bärenfels)
- Burckhart gäszler (Gessler)
- her Rudolff hurus (Freiherren von Schönau)
- Hainrich väschlin
- her werliln von Rothberg
- Her walter von nuffen
Danach folgt eine Auflistung weiterer Gefallener nach Ortschaften bzw. Regionen.
Die Verlustangaben differieren wie gewöhnlich. Wahrscheinlich fielen auf Seiten der Eidgenossen mindestens 200 Eidgenossen plus etwa 800 Söldner. Auf Österreichischer Seite etwa 400 Ritter zuzüglich etwa 1100 Mann Fussvolk, darunter alleine rund 200 Schwarzwälder der Grafschaft Hauenstein und Schaffhauser[7]. Das Jahrzeitbuch von Zurzach gibt die Zahl der auf beiden Seiten gefallenen auf je 1500 an. Die alte Limburger Chronik gibt die Zahl der gefallenen Schweizer mit annähernd 600 an, so dass, wenn man die Zahl der eidgenössischen Söldner von 800 hinzuzählt, diese Zahl das Zurzacher Jahrzeitbuch wieder unterstützt.
Gedenkstätte
Heute steht am Ort der damaligen Geschehnisse die Schlachtkapelle Sempach, sowie ein Gedenkstein, der an Arnold von Winkelried erinnern soll. Jährlich am letzten Samstag im Juni findet eine Gedenkfeier statt.
Von der Kapelle aus führt ein markierter Spazierweg zu einer eher unbekannten Gedenkstätte, der im Volksmund «Morgenbrot-Stöckli» ▼47.148.2191666666667 genannt wird. Hier sollen die Eidgenossen vor der Schlacht ihr letztes Frühstück eingenommen haben und anschliessend durch das Meierholz über die «Kapuzinerbrücke» ▼47.1434361111118.2182527777778 den Habsburgern entgegen gezogen sein. Neben der an einem Waldrand gelegenen Gedenkstelle bietet sich einem ein wunderschönes Panorama auf die Voralpen.
Literatur
- Hans Rudolf Kurz: Schweizerschlachten. Zweite, bearbeitete und erweiterte Auflage. Francke, Bern 1977. S.165–171 ISBN 3-7720-1369-4
- Hans Delbrück: Geschichte der Kriegskunst: Das Mittelalter, Nachdruck der ersten Auflage von 1920, Nikol Verlag, Hamburg 2003, ISBN 3-933203-76-7
- Robert Walser: Die Schlacht bei Sempach (Erstdruck: Die Zukunft, Januar 1908). In: Robert Walser: Sämtliche Werke in Einzelausgaben, hg. v. Jochen Greven. Frankfurt: Suhrkamp 1985, Bd. 2: Geschichten. ISBN 978-3-518-37602-7
- Guy P. Marchal: Sempach 1386: von den Anfängen des Territorialstaates Luzern; Beitrag zur Frühgeschichte d. Kantons Luzern/Guy P. Marchal, Basel, Frankfurt am Main: Helbing und Lichtenhahn, 1986. ISBN 3-7190-0944-0
- Theodor von Liebenau: Die Schlacht bei Sempach, 1886
- Alex Schweizer: Eine Studie zur Schlacht bei Sempach 9. Juli 1386, 1902
Weblinks
Commons: Schlachtkapelle Sempach – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Webseite der Stadt Sempach über den Schlachtort
- Legenden der Schlacht bei Sempach auf www.infozentralschweiz.ch
Einzelnachweise
- ↑ Eine Studie zur Schlacht bei Sempach 9. Juli 1386, Alex Schweizer, 1902
- ↑ Seite der Gemeinde Sempach
- ↑ Johannes von Müller: Allgemeine Aussicht über die Bundesrepublik im Schweizerland. Deutsche Fassung 1776–1777. Nach den Handschriften hrsg. und eingeleitet von Doris und Peter Walser-Wilhelm. Zürich, Ammann 1991 ISBN 3-250-50000-3 [Zitate der modernen Orthographie angepasst]
- ↑ (ebenda)
- ↑ (ebenda)
- ↑ Die Schlacht bei Sempach, Theodor von Liebenau, 1886, S. 165
- ↑ ZurLaubens Stemmatographie Helvetia X, fol. 303ff
47.1455555555568.2133333333333Kategorien:- Schlacht der Schweizer Habsburgerkriege
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