- Neuf Preux
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Neun Gute Helden bezeichnet einen literarischen und kunstgeschichtlichen Topos, der erstmals zu Beginn des 14. Jahrhunderts als eine Liste der idealen Ritter aufgestellt wurde.
Diese zunächst rein männliche Riege besteht aus drei „heidnischen“ Helden der Antike (Hektor von Troja, Alexander dem Großen und Julius Caesar), drei Vertretern des Alten Testaments (Judas Makkabäus, König David und Prophet Josua) sowie drei Vertretern des Christentums (König Artus, Karl dem Großen und Gottfried von Bouillon). In der konventionellen Reihung stehen die Juden zwischen den „Heiden“ und den Christen.
Die neun Helden zogen als kunstgeschichtliches Motiv europaweit in die Rathäuser und Amtsstuben ein, um die Ratsherren bzw. Amtsträger an eine „gute Regierung“ zu gemahnen (zeittypische Rathausikonographie). Im Kölner Rathaus ist die früheste Darstellung der Neun Helden im deutschsprachigen Raum angebracht: Neun überlebensgroße Steinskulpturen in gotischem Fialwerk schmücken an der südlichen Schmalwand den prächtigen gotischen Prunksaal (Hansesaal). Der um 1385–96 vom Parlier und Steinmetz Heinrich Beheim erbaute schöne Brunnen zeigt die Neun Helden im Kontext der Philosophie, der sieben freien Künste, der vier Evangelisten, vier Kirchenväter, sieben Kurfürsten, des Moses und weiterer sieben Propheten (Original-Teile im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg).
Den „Neun-Helden-Zyklus“ zeigt des Weiteren ein einzigartiges Lüneburger Glasfenster in der so genannten Gerichtslaube im Rathaus (um 1410 entstanden). Im schweizerischen Misery (Kanton Freiburg) wurde ein Zyklus großflächig um 1478 im Herrenhaus auf die Wand gemalt. Nur noch fünf statt neun Helden weist der Bildteppich der Historischen Museums aus Basel auf (um 1490). Er zeigt, dass ritterliche Vorstellungen in die städtische Kultur transportiert wurden. Eine berühmte Stichserie ist aus der Hand des Augsburger Künstlers Hans Burgkmair überliefert (1516).
Es wurde im Gefolge der einseitigen geschlechterbezogenen Auswahl eine Liste der Neun Besten Frauen bzw. „Neun Guten Heldinnen“ aufgestellt und auch in der Kunst berücksichtigt: so die lebensgroßen französisierten Porträts der neun Heldinnen in Begleitung von Neun Helden im Baronsaal des Schlosses von La Manta in Saluzzo (Piemont) oder im Maison Kammerzell, einem schönen Straßburger Fachwerkhaus, dessen Schnitzwerk entlang der Fenster und Eckpfosten an der Fassade zum Münster an der Westseite neben Musikanten auch die Neun Helden und Heldinnen zeigt.
Literatur
- Ausstellungskatalog: Die gute Regierung. Vorbilder der Politik im Mittelalter (Museum Schnütgen, Köln 2001)
- Ulrich Meier: Vom Mythos der Republik. in: A. Löther u. a. (Hrsg.)
- Mundus in imagine. München 1996, S. 345–387
- J. Rogge: Die Bildzyklen in der Amtsstube des Weberzunfthauses in Augsburg von 1456/57. in: A. Löther u. a. (Hrsg.)
- Mundus in imagine. ebenda, S. 319–343;
- U. Heckert: Die Ausstattung des Großen Saales im alten Erfurter Rathaus. Ein Beitrag zum politischen Selbstverständnis eines Stadtrats im späten Mittelalter. in: A. Löther u. a. (Hrsg.)
- Mundus in imagine. ebenda, S. 303–318
Weblinks
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