Neutronenanlagerung

Neutronenanlagerung

Neutronenanlagerung (auch Neutroneneinfang) ist eine Kernreaktion, bei der ein oder mehrere Neutronen von einem Atomkern eingefangen werden, ohne dass dabei mit Masse behaftete Teilchen freigesetzt werden. Da das Neutron im Gegensatz zum Proton keine elektrische Ladung trägt und daher vom Atomkern nicht abgestoßen wird, kann es sich ihm auch mit geringer Bewegungsenergie leicht nähern.

Die Neutronenanlagerung läuft in Sternen als s- oder r-Prozess ab. Sie spielt in der kosmischen Nukleosynthese eine wichtige Rolle, denn sie erklärt die Entstehung der Elemente mit Massenzahlen größer als 56, also der Atome, die schwerer als Eisenatome sind. Diese können durch thermonukleare Reaktionen, d. h. durch Kernfusion, in Sternen nicht gebildet werden.

Technisch ist der Neutroneneinfang in geeigneten Materialien wichtig für die Steuerung von Kernreaktoren und die Abschirmung gegen Neutronenstrahlung.

Neutroneneinfang bei kleinem Neutronenfluss

Bei nicht zu hohem Neutronenfluss, etwa bei Neutronenbestrahlung in einem Kernreaktor, wird jeweils ein Neutron von einem Atomkern eingefangen. Die Massenzahl (Zahl der Nukleonen im Kern) steigt dadurch um 1. Beispielsweise entsteht bei Bestrahlung von natürlichem Gold, 197Au, das Goldisotop 198Au in einem hochangeregten Zustand, der sehr schnell durch Aussendung eines γ-Quants zum Grundzustand des 198Au zerfällt. In Formelschreibweise:

\mathrm{^{197}_{\ 79}Au \ \xrightarrow {(n,\gamma)} \ ^{198}_{\ 79}Au}

Das Isotop 198Au ist ein β--Strahler, sein Kern zerfällt also durch Emission eines Elektrons und eines Elektron-Antineutrinos zu dem Quecksilberisotop 198Hg (vgl.: Zerfallsschema).

Der oben erwähnte s-Prozess im Inneren von Sternen läuft im Wesentlichen genauso ab.

Neutroneneinfang bei großem Neutronenfluss

Beim r-Prozess im Sterninnern ist die Neutronenflussdichte so hoch, dass der Atomkern zwischen den Neutroneneinfängen "keine Zeit" für den Betazerfall hat, d. h., der mittlere Zeitabstand zwischen den Neutroneneinfängen ist kurz im Vergleich zur Halbwertszeit des Betazerfalls. Die Massenzahl nimmt dadurch stark zu, ohne dass die Ordnungszahl steigt. Erst anschließend zerfallen die entstandenen hoch instabilen Nuklide durch jeweils mehrere aufeinander folgende β--Zerfälle zu stabilen oder leicht instabilen, also langlebigen, Nukliden mit entsprechend höheren Ordnungszahlen.

Siehe auch


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