Art Spiegelmann

Art Spiegelmann
Art Spiegelman, 2007

Art Spiegelman (* 15. Februar 1948 in Stockholm) ist ein US-amerikanischer Cartoonist, Comic-Autor und Schriftsteller.

Inhaltsverzeichnis

Biographie

Spiegelman ist der Sohn von Wladek und Anja Spiegelman, geborene Zylberberg. Beide Eltern haben das Konzentrationslager in Auschwitz und weitere Konzentrationslager überlebt, während ihr erster Sohn Richieu und der Großteil ihrer Freunde und Angehörigen ermordet wurden. Familie Spiegelman wanderte 1951 in die USA aus und ließ sich in New York City nieder, dort konnte Wladek Spiegelman als Diamantenhändler ein Vermögen machen.

Im Alter von sieben Jahren entdeckte Art den anarchischen Bilderwitz der Comic-Zeitschrift Mad. Mit zwölf Jahren begann Spiegelman, sich für die E.C.-Comics zu interessieren und diese selbst zu zeichnen, anfangs als Kopien, im Laufe der Zeit dann mit eigenen Ideen. Diese wurden schon ein Jahr später in der Schülerzeitung abgedruckt.

Mit 15 Jahren zeichnete Spiegelman für die Long Island Post Cartoons, bevor er 1965 sein Studium auf der High School of Art and Design begann. Zwei Jahre später lernte er Wallace Wood kennen. Spiegelman brach sein Studium ab, arbeitete für Woods Magazin witzend, wenig später für die Erotik-Postille Cavalier und die Porno-Blätter Dude, Gent und Nugget.

Im Mai 1968 beging seine Mutter Selbstmord, ohne einen Abschiedsbrief zu hinterlassen. Spiegelman verarbeitete das Geschehen in einer vierseitigen Story, genannt: „Gefangener auf dem Höllenplaneten“ (engl. „Prisoner on the Hell Planet“).[1]

1976 lernte er die französische Architekturstudentin und seine spätere Frau Françoise Mouly kennen, mit der er 1980 das schon bald vielgelobte Avantgarde-Magazin RAW herausbrachte, in dem sie neben Comic-Talenten wie Charles Burns und Gary Panter auch Spiegelmans erste große Arbeit Maus – Die Geschichte eines Überlebenden veröffentlichten, seine Erzählung der Erinnerungen seines Vaters während der Shoa.

In seiner Graphic Novel «Breakdowns» (1977, dt.: 1980) wandte er viele Zeichentechniken berühmter Cartoonistenkollegen an, aber auch neue Formen aus der Filmkunst (Kamerafahrten, schnelle Schnitte), um seine Biographie zu erzählen. Trotz der revolutionären Ästhetik war dem Werk zunächst keine große Aufmerksamkeit beschieden, der erste Verlag ging kurz nach der Erstauflage insolvent und eine weitere Auflage verkaufte sich sehr schlecht.

Kurze Zeit nach den Anschlägen am 11. September 2001 kündigte er bei der Wochenzeitschrift The New Yorker aus Protest gegen den Opportunismus der amerikanischen Medien für den sogenannten „War on Terror“ der Bush-Regierung. „Well, the press is a fearful creature here. It's not that brave.“[2] 2002 veröffentlichte die deutsche Wochenzeitung «Die Zeit» seine zehnteilige Comic-Serie Im Schatten keiner Türme.[3] Die Serie beschreibt Spiegelmans Verarbeitung des 11. September und lässt das Trauma erahnen, das der Anschlag bei Spiegelman hinterlassen hat. Die zehn Folgen der Serie, die jeweils aus einer großformatigen Seite bestehen und voller Anspielungen auf Comic-Strips aus der Frühzeit des Mediums sind, erschienen in der Zeit von 2002 bis 2003. 2004 wurde die Serie auch als Buch veröffentlicht (In the Shadow of No Towers).

Im Juni 2006 befasste er sich in einer Cover-Story des Harper's Magazine mit der Kontroverse um die Mohammed-Karikaturen in Jyllands-Posten.

Spiegelman ist seit 1977 mit Françoise Mouly verheiratet, die heute als Art Director bei der Wochenzeitschrift The New Yorker arbeitet, und hat mit ihr die Kinder Nadja und Dashiell. Er arbeitet heute als unabhängiger Zeichner und Autor und lebt seit 1977 in SoHo, Manhattan, New York.

Auszeichnungen

  • Für Maus erhielt Spiegelman 1992 als erster Comic-Autor den Pulitzerpreis.

Film

  • Comix. Art Spiegelman – Der Spiegel der Geschichte. Dokumentation, Frankreich, 2004, 26 Min., Regie: Benoît Peeters, Erstsendung: 15. Januar 2005 [4]

Zitat

I just don't want to be the Elie Wiesel of comic-books.

Art Spiegelman [2]

Werke (Auswahl)

  • Breakdowns. Portrait des Künstlers als %@*! S. Fischer, Frankfurt 2008 ISBN 978-3-10-076805-6
  • Breakdowns. Gesammelte Comic strips. Stroemfeld Verlag, Frankfurt 1980 ISBN 978-3-87877-971-1, mit Beiheft von Martin Langbein und Klaus Theweleit
  • Maus. Fischer, Frankfurt 2008 ISBN 978-3-596-18094-3
  • Küsse aus New York. Titelbilder und Zeichnungen für den New Yorker Vorwort von Paul Auster. Zweitausendeins, Frankfurt 2003 ISBN 978-3-86150-607-2

Weblinks

Einzelnachweise

  1. „Prisoner on the Planet Hell“ in: Short Order Comix #1 1972 (Head Press) bzw. Spiegelman, A.: „Maus“, Reinbek 1989, S. 100 ff.
  2. a b „Maus und Maske. Der amerikanische Comic-Autor Art Spiegelman“, S. 37 bzw.
  3. Besprechung von Im Schatten keiner Türme: „Im Schatten gezeichnet“, Deutsche Welle, 6. September 2002
  4. Inhaltsangabe von Art Spiegelman – Der Spiegel der Geschichte

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