- Niklaus Sprüngli
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Niklaus Sprüngli (getauft am 6. September 1725 in Sankt Stephan BE; † 8. Dezember 1802 in Bern) war ein Schweizer Architekt und Zeichner.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Sprüngli absolvierte zunächst in Bern eine Lehre beim Münsterwerkmeister. 1746 zog er, ausgestattet mit einem Reisestipendium der Berner Regierung, nach Paris. In Begleitung des Feuerwerkers und Bühnenarchitekten Giovanni Niccolò Servandoni (eigentlich Jean-Nicolas Servan; 1695–1766) reiste er nach London und nach Deutschland. Ab 1757 war Sprüngli in Bern als freier Architekt und ab 1770 als «obrigkeitlicher Werkmeister» für die Stadt tätig. 1796 stieg er zum Werkmeister des Berner Münsters auf.
Sprüngli schuf vor allem zahlreiche öffentliche Bauten in Bern, aber auch einige Bauten ausserhalb und für private Auftraggeber. Noch zu Lebzeiten wurde er bereits in der «Geschichte der besten Künstler in der Schweitz» von Johann Caspar Füssli (1706–1782) aufgeführt.[1] Er wird heute als der bedeutendste Architekt des Spätbarock in Bern bezeichnet. Seine Hauptwerke sind das Hôtel de Musique, die Hauptwache und die 1909 zerstörte Bibliotheksgalerie in Bern. Sprüngli hinterliess auch verschiedene Architekturzeichnungen und Ansichten aus dem Kanton Bern.
Werke (Auswahl)
Als Quelle der nachfolgenden Zusammenstellung diente v.a. Berchtold Weber: Historisch-topographisches Lexikon der Stadt Bern, 1976[2], sowie Georges Herzog: Inventarisation der Kunstdenkmäler des Kantons Bern.
Bern
- Ehemaliges Tscharnerhaus, Herrengasse 4, für Abraham Ahasverus von Tscharner, um 1760 (Zuschreibung)
- «Herberge zur Heimat», für Emanuel von Wattenwyl, Gerechtigkeitsgasse 52, 1760
- Ofen- und Waschhaus des «Ausser-Krankenhauses», im damals zur Gemeinde Bolligen gehörenden Gebäudeensemble zwischen Altem Blatternhaus und Siechenschlössli, Bolligenstrasse 133A (heutige Prosektur der Waldau-Klinik), 1762/1764
- «Hôtel de Musique», Theaterplatz 7/ Hotelgasse 10, 1767/70
- Sinnerhaus, Gerechtigkeitsgasse 81, erbaut vermutlich von Samuel Johann Imhof für Karl Ludwig Sinner, jedoch starker direkter Einfluss von Sprüngli, 1767/68
- Hauptwache, Theaterplatz 13, 1766/68
- Amthausgasse 14 (bis 1821 Sitz der Privatbank Marcuard, Beuther & Cie), um 1770
- Bibliotheksgalerie (repräsentativer Eingang und Ehrensaal der Bibliothek), 1771/76 (ursprünglich am Casinoplatz; aufgrund Intervention des Architekten Henry Berthold von Fischer wurde nach Abbruch des Gebäudes im Jahr 1912 wenigstens die Fassade erhalten und als Brunnenprospekt an den Thunplatz versetzt)
- Ausbau des ursprünglichen Ankenwaag-Kornhauses zu einer Bibliothek (zusammen mit Lorenz Schmid), 1787/94
- Hangard, 1776/79 (zusammen mit Ludwig Emanuel Zehender), Abbruch 1856 aufgrund Bau des Hauptbahnhofs
- Entwurf des Kreuzgass-Brunnens, 1778/79
- Entwurf des Muristaldenbrunnens (unsichere Zuschreibung), 1785 zwischen dem Kleinen und dem Grossen Muristalden aufgestellt, 1844 versetzt
- Entwurf für Trog und Säule des Mosesbrunnens auf dem Münsterplatz (Zuschreibung), 1785/86
- Entwurf für Becken und Säule des Anna-Seiler-Brunnens in der Marktgasse (Zuschreibung), 1785/86
- Entwurf des Schiffländtebrunnens, auch Inselistegbrunnen genannt (Zuschreibung), um 1785
- Neue Münzstatt (zusammen mit Vivenel, nach Plänen von Antoine), 1789/91
- Effinger-Haus, Gerechtigkeitsgasse 23
- Schosshaldenstrasse 32 (vermutet), Mitte 18. Jahrhundert
- Beteiligung am Wettbewerb Untertorbrücke/Innerer Stalden, 1758/1760
- Projekt für einen Neubau des Berner Rathauses, 1787 (nicht realisiert)
Das von Paul Hofer Sprüngli zugeschriebene Gebäude in der Gerechtigkeitsgasse 2 (die sogenannte «Staldenwache») wurde laut Dieter Schnell von dem Berner Holzwerkmeister Ludwig Emanuel Zehender (1720–1799) geplant und errichtet.[3]
Andere Orte
- Umbau des Pfarrhauses in Reutigen, 1764
- Pavillons des Landgutes von Johann Rudolf Tschiffeli in Kirchberg, 1768
- Kurhaus in Rossinière (Kanton Waadt), 1770
- Barockgarten von Schloss Ebenrain bei Sissach (Kanton Basel-Landschaft), 1774; nach 1872 durch Édouard André (1840–1911) im landschaftlichen Stil verändert
- Gloriette und Monumentalvasen im Louis-seize-Stil im Park der Campagne Oberried bei Belp (Landsitz der Nachkommen des Gründers der Berner Post, Beat Fischer; Auftraggeber Sprünglis war Gottlieb Fischer), 1777
- Blumenhaus am Schloss Münsingen, 1790
Weblinks
- Literatur von und über Niklaus Sprüngli im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Dieter Schnell: Niklaus Sprüngli im Historischen Lexikon der Schweiz
- Zeichnungen von Niklaus Sprüngli, Kunstsammlung der Stadt Biel
- Sprüngli, Niklaus in Sikart
- Fundstellen zu Niklaus Sprüngli in Paul Hofer: Kunstdenkmäler des Kantons Bern (in Suchmaske Sprüngli eingeben)
Einzelnachweise
- ↑ Johann Caspar Füssli: Geschichte der besten Künstler in der Schweitz, Bd. 5, Zürich 1779
- ↑ elektronische Ausgabe
- ↑ Dieter Schnell, Walter Thut, Bernhard Furrer: Staldenwache Bern. Die Geschichte der Liegenschaft Gerechtigkeitsgasse 2, Bern: Benteli, 2000.
Literatur
- Dieter Schnell: Niklaus Sprüngli: 1725 - 1802 ; Bauen für die Stadt und Republik Bern. Licorne-Verlag, Bern/Langnau/Murten 1999, (zugleich unter dem Titel Niklaus Sprüngli: (1725-1802): «Baumeister von Ihro Gnaden und Herrlichkeiten von Bern» Dissertation an der Universität Bern, Bern 1996) ISBN 3-85654-819-X.
- Paul Hofer: Sprüngli, Stadtwerkmeister von Bern: zum 150. Todestag, 8. Oktober 1952. Selbstverlag, Bern 1953.
- Paul Hofer: Niklaus Sprüngli, 1705-1802: Gedächtnisausstellung zum 150. Todesjahr in der Schulwarte Bern, vom 24. Januar bis 7. März 1953. Enthält: Kritisches Verzeichnis bearb. von Paul Hofer. Benteli, Bern 1953.
- Niklaus Sprüngli. In: Ulrich Thieme, Felix Becker u. a.: Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Band 31, E. A. Seemann, Leipzig 1937, S. 417
- Dieter Schnell: Das Hôtel de Musique und sein Architekt Niklaus Sprüngli (1725-1802), in: Hôtel de Musique und Grande Société in Bern 1759-2009, Bern 2009, S. 97-114.
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