Nivard Schlögl

Nivard Schlögl

Nivard Schlögl OCist (* 4. Juni 1864 in Gaaden bei Mödling; † 25. Juni 1939 in Wien) war ein österreichischer Bibelwissenschaftler.

Schlögl in seinem Arbeitszimmer

Inhaltsverzeichnis

Leben

Schlögl trat 1884 dem Zisterzienserstift Heiligenkreuz bei. Er wurde 1889 zum Priester geweiht und bald darauf (1890) Novizenmeister. 1894 wurde er an der Universität Wien zum Dr. theol. promoviert und dozierte zunächst 1896-1908 als Prof. für Altes Testament am Institutum Theologicum in Heiligenkreuz. 1907 erfolgte die Berufung an die Katholisch-Theologische Fakultät der Universität Wien, wo er bis 1936 als Prof. für Altes Testament wirkte. Schlögls Lebenswerk ging von der umstrittenen Konjekturalkritik und der biblischen Metrik aus, d.h. er war davon überzeugt, dass die Bibel in rhythmischen Einheiten verfasst wurde und dass moderne Übersetzungen der Heiligen Schrift dies auch berücksichtigen müssten.[1]

Seine Bibelübersetzungen (dem deutschen Volke gewidmet) verfasste er in diesem Sinne; sie wurden vom Vatikan am 16. Jan. 1922 auf das Verzeichnis verbotener Bücher gestellt. Schlögls Forschungskarriere fand somit sein Ende, obwohl er an der Universität im Unterricht biblischer Sprachen noch tätig war und auch als Doktorvater wirkte (oft gemeinsam mit seinem Freund und Kollegen, Theodor Innitzer). Er starb im Jahr nach der Annexion Österreichs durch das Deutsche Reich.

Schlögl war 1909 Gründungsmitglied der katholischen Studentenverbindung K.Ö.H.V. Franco Bavaria Wien (seit 1933 im Cartellverband (ÖCV)) und an der Gründung vieler katholischen Studentenverbindungen maßgeblich beteiligt, betrat jedoch nie das Terrain der Parteipolitik. Schlögl war ein Verfechter des rassischen Antisemitismus: Gemeinsam mit Engelbert Dollfuß, dem späteren Bundeskanzler und Begründer des austrofaschistischen Ständestaats brachte er 1920 auf der Generalversammlung des Cartellverbandes den Antrag ein, dass Mitglieder der Verbindungen bis zur Generation der Großeltern keine direkten jüdischen Verwandten haben dürfen, Juden also mittels eines Arierparagraphen die Mitgliedschaft zu verwehren sei. [2]

Einzelnachweise

  1. Die Konjekturalkritik war nicht Schlögls Erfindung. Der Forschungsansatz ist auch bei Schlögls Zeitgenossen Vinzenz Zapletal OP zu finden; Zapletal wurde auch von der Indexkongregation untersucht aber nicht indiziert.
  2. „Geschichte der K.Ö.H.V. Franco-Bavaria, S. 18 ff.“

Literatur

  • Alkuin Volker Schachenmayr: Prägende Professoren in der Entwicklung des theologischen Lehrbetriebes im Cistercienserstift Heiligenkreuz 1802-2002. Bernardus, Langwaden 2004, ISBN 3-937634-08-8
  • Judith Schepers: Dokumentation der römischen Zensurverfahren gegen deutschsprachige Publikationen (1893-1922), in: Hubert Wolf, Judith Schepers (Hg.), "In wilder zügelloser Jagd nach Neuem". 100 Jahre Modernismus und Antimodernismus in der katholischen Kirche (Paderborn 2009), S. 625-631, ISBN 978-3-506-76511-6

Weblinks


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