Noe Schordania

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Noe Schordania

Noe Schordania (georgisch ნოე ჟორდანია; russisch Ной Николаевич Жордания, Noi Nikolajewitsch Schordanija; * 2. Januar 1868 in Lantschchuti, West-Georgien; † 11. Januar 1953 in Paris) war ein georgischer Politiker (Sozialdemokrat). Er war Journalist und vom 24. Juni 1918 bis 17. März 1921 Premierminister Georgiens.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Studium und Beruf

Schordania wurde als Sohn eines Landadeligen geboren. Er absolvierte ein Studium am Theologischen Seminar in Tiflis, später studierte er am Veterinärmedizinischen Institut in Warschau.

Zusammen mit Nikolos Tschcheidse und G. Zereteli gründete er 1893 in Tiflis die erste sozialistische Partei Georgiens, die Messame-Dassi-Gruppe (dt. Die dritte Gruppe). Um einer drohenden Verhaftung zu entgehen, verließ er das Land, wurde Korrespondent der liberalen Zeitschrift Kwali (dt. Die Furche). Noch in den 1890er Jahren kehrte er zurück und gründete die Zeitschrift Sotsial Demokratia (dt. Sozialdemokratie).

Menschewistischer Oppositioneller

1903 war er Delegierter zum zweiten Parteitag der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Russlands (SDAPR) in London, wo er sich den reformorientierten Menschewiki anschloss. Die Sozialdemokratische Arbeiterpartei Georgiens wählte ihn zum Vorsitzenden.

1906 wurde er im Wahlkreis Tiflis zum Abgeordneten der Zweiten Staatsduma in Moskau gewählt. Dort wurde er Vorsitzender der sozialdemokratischen Fraktion. 1907 bis 1912 war er Mitglied des sozialdemokratischen Zentralkomitees. Im Sommer 1912 wurde er Herausgeber der menschewistischen Tageszeitung Nasche Slowo in Baku. 1914 arbeitete er mit Leo Trotzki an der Zeitschrift Borba (dt. Der Kampf).

Im Februar 1917 wurde er Vorsitzender des Arbeiter- und Soldatenrats von Tiflis, wandte sich wiederholt scharf gegen bolschewistische Tendenzen. Vergeblich reiste er im September nach Moskau, um im russischen Vorparlament menschewistische Positionen durchzusetzen, kehrte nach der Oktoberrevolution enttäuscht nach Tiflis zurück. Schordania setzte von da an auf die Unabhängigkeit Transkaukasiens von Russland.

Georgischer Premierminister

Am 26. November 1917 wählte ihn die georgische Nationalversammlung (georgisch Dampudsnebeli Kreba) zu ihrem Präsidenten. Am 24. Juni 1918 wurde er als Nachfolger Noe Ramischwilis Premierminister der Demokratischen Republik Georgien. Bis 1921 stand Schordania an der Spitze einer sozialdemokratisch-bürgerlichen Regierung. Er setzte eine Agrarreform und eine umfassende Sozialgesetzgebung durch, führte den Acht-Stunden-Tag ein und ging hart gegen bolschewistische und separatistische Bewegungen in Georgien vor.

Er bemühte sich erfolgreich um eine internationale Anerkennung Georgiens durch die Weltmächte. Zunächst war er ein Bündnispartner des Deutschen Reichs. Nach der militärischen Niederlage Deutschlands verband er sein Land mit Westeuropa und nötigte Sowjetrussland am 7. Mai 1920 zur völkerrechtlichen Anerkennung Georgiens.

Am 25. Februar 1921 wurden Schordania und die georgische Regierung von der Roten Armee aus Tiflis vertrieben. Er residierte zunächst in Kutaissi, dann in Batumi. Am 18. März 1921 verließ er Georgien und ging nach Frankreich ins Exil.

Exil

In Frankreich lebte er zunächst in Paris, ab 1922 in Leuville-sur-Orge und beteiligte sich von dort aus an der Vorbereitung des August-Aufstandes in Georgien 1924.

Er schrieb verschiedene Bücher, in denen er die Politik der Sowjetunion als einen „Imperialismus unter revolutionärer Maske“ kritisierte. 1968 wurde seine Autobiographie Chemu dsarduli, Magonebani (dt. Mein Leben) in englischer und russischer Sprache veröffentlicht.

Schordania wurde auf dem kommunalen Friedhof in Leuville-sur-Orge beigesetzt. Georgiens Präsident Micheil Saakaschwili hat Schordania am 10. März 2004 mit einer Kranzniederlegung an dessen Grab geehrt und der Familie eine Umbettung und ein Staatsbegräbnis in Tiflis angeboten.

In Frankreich widmet sich das in Paris ansässige Institut Noé Jordania dem Erbe Schordanias und der Geschichte der Sozialdemokratie in Georgien.

Literatur

  • V. Guruli: Die westeuropäische Orientierung in der georgischen Sozialdemokratie (1892-1904). In: Georgica. Bd. 20 (1997), S. 44-50
  • Stephen F. Jones: Socialism in Georgian colours: The European road to social democracy, 1883-1917. Harvard University Press, Cambridge, Mass. 2005, ISBN 0-674-01902-4
  • A.M. Menteshashvili: Iz istori vzaimootnosheni Gruzinsko Demokratichesko Respubliki s Sovetski Rossie i stranami Antanty, 1918-1921 gg. Izd-vo. Tbilisskogo universiteta, Tbilisi 2000, ISBN 99928-77-69-3

Schriften

  • Doklady i reci: za dva goda. Tip. Gruz. Pravit, Tiflis 1919
  • Marxismus und Demokratie. Verlag Gesellschaft und Erziehung, Berlin 1921
  • Bolzevism. Berlin 1920
  • Imperialismus unter revolutionärer Maske: Eine Antwort an Trotzki. Breitscheid, Berlin 1922
  • Politika. Lejeune in Arpajon, Paris 1926
  • Itogi. Paris 1928
  • Nashi raznoglasiia. Paris 1928
  • Le problème Géorgien. Impr. de Navarre, Paris 1948
  • My life. The Hoover Institution on War, Revolution and Peace, Stanford, Calif. 1968

Weblinks


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