Artilleriegranate

Artilleriegranate
Aufstellung verschiedener Granaten im Kaliber bis 38,1 cm, davor ein nichtexplosives 12,7-mm-Geschoss

Eine Artilleriegranate ist eine Granate, welche von der Artillerie verschossen wird.

Geschichte

Die ersten mit einer Sprengladung gefüllten Hohlgeschosse der Artillerie tauchten vereinzelt im 14. Jahrhundert auf. Zur Zeit der bis in das 19. Jahrhundert hinein üblichen glatten Geschütze hießen Granaten die aus Haubitzen und Granatkanonen, Bomben die aus Mörsern geworfenen mit einer Sprengladung versehenen Geschosse. Sie unterschieden sich jedoch nicht in ihrer technischen Ausführung. Es handelte sich meist um eiserne Hohlkugeln, die separat mit einer Lunte gezündet wurden. Erst seit Mitte des 18. Jahrhunderts ließ man sie durch die Treibladung entzünden.

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde die Artillerie durch waffentechnische Entwicklungen wie dem Hinterlader und gezogenen Rohren deutlich verbessert. Dies ging mit der Entwicklung von Langgeschossen einher. Wird die Granate aus einem gezogenen Rohr (z. B. bei einer Kanone) verschossen, so hat sie Führungsringe zur Aufnahme des Dralls. Diese sind meist aus Kupfer oder Messing; selten wird, wie zum Beispiel bei dem deutschen Paris-Geschütz, Stahl verwendet. Geschosse für Granatwerfer (Mörser) sind dagegen meist flügelstabilisiert.

Brisanzgranaten, die um 1890 aufkommenden Sprenggranaten, waren mit einem brisanten Sprengstoff gefüllt. Zum Einsatz kamen z. B. Pikrinsäure und Zellulosenitrat (Nitrozellulose, Schießbaumwolle). Sie hatten erhebliche Auswirkungen auf die Kriegsführung, da klassische Festungsanlagen mit Wällen aus Mauerwerk und Erde den neuen Granaten nicht widerstehen konnten.

Typen

Der Sprengstoff wird heutzutage meist von vorne eingebracht. Auf diese Weise kann man die Granate mit einem geschlossenen Boden fertigen, was ein Durchschlagen der Verbrennungsgase der Treibladung zuverlässig verhindert. Die Innenseite der Geschosshülle wird meist lackiert, um zum einen eine zuverlässige Haftung zwischen Sprengstoff und Hülle zu gewährleisten und zum anderen unerwünschte chemische Reaktionen zwischen Hülle und Sprengstoff auszuschließen.

Eine Sprenggranate mit Kaliber 155 mm enthält beispielsweise 7 kg Sprengstoff bei 42 kg Gesamtgewicht. Übertrifft der Sprengstoffanteil 20 % des Gesamtgewichtes, so spricht man auch von Minengranaten. Diese enthalten einen Sprengstoffanteil von bis zu 35 %. Dadurch erhöht sich die Wirkung des Gasschlages, allerdings sinkt die Durchschlagsleistung und die Splitterwirkung, auf Grund des geringeren Geschossgewichtes ist die Genauigkeit auf größere Entfernungen jedoch schlechter.

Es wurden auch Hartgussgranaten entwickelt, die als Panzergranaten zum Beschuss von gepanzerten Zielen eingesetzt werden konnten.

Zur Reichweitensteigerung können Artilleriegranaten am hinteren Ende als Base-Bleed-Geschoss ausgebildet werden.

Im ersten 1. Weltkrieg wurden Gasgranaten benutzt, die aber nach dem inkrafttreten der Chemiewaffenkonvention geächtet sind.


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