Nuraghe Antigori

Nuraghe Antigori

Der Nuraghe Antigori ist eine ungewöhnliche, aus separat stehenden Türmen und Mauern gebildete dreiteilige Anlage der Nuraghenkultur. Er liegt unweit des Nuraghen Sa Domu e S'Orcu bei Sarroch in der Provinz Cagliari auf Sardinien.

Die Gegend lag ideal für den frühen mediterranen Seehandel. Der Nuraghenkomplex und sein Umfeld ist bekannt für die Funde mykenischer Keramik des 13. und 12. Jahrhunderts v. Chr. Viele Scherben können in die Periode Mykene IIIB (1340-1210 v. Chr.) andere in Mykene IIIC (1200-1110 v. Chr.) datiert werden. Zwischen ihnen fand sich ein Stück Eisen, das vermutlich von der Insel Zypern stammt, wo zu dieser Zeit die Eisenherstellung begann. Im nahen Gigantengrab San Cosimo fand sich ein eiserner Angelhaken aus derselben Periode. Erwähnenswert ist der Fund eines Ochsenhautbarrens aus Kupfer in der Gegend von Capoterra (15 km entfernt) und der eines Bronzedreifußes in der Höhle von Pirosu bei Santadi im Sulki. Der Dreifuß stellt die Nachahmung zyprischer Prototypen dar. Die etwa 30 km entfernte Höhle ist einer der wichtigsten Kultplätze im Hinterland von Sarroch, jener Region, die heute den Parco del Sulcis ausmacht. Aus späterer Zeit fand sich im Nuraghen Antigori auch phönizische und punische Keramik.

Die Funde belegen, dass die Mykener lange vor den Phöniziern weitreichende mediterrane Handelsbeziehungen hatten, an deren Endpunkten einerseits Sardinien und andererseits Zypern (vermutlich sogar die Levante) lagen.

An diesen Funden manifestiert sich die umstrittene Identifikation der Sarden mit den legendären Schardana, die auf dem Tempel von Medinet Habu in Ägypten als Teilnehmer am Angriff der Seevölker dargestellt sind. Sie wird auch durch die große Ähnlichkeit nuraghisch-sardischer Votivboote mit Abbildungen solcher auf kykladischer Keramik (z.B. der Insel Skyros) verbunden.

Erstmalig erwähnt werden die Schardana als Šerdenu um 1345 v. Chr. in den Amarna-Briefen, in denen Rib-Addi militärische Unterstützung von Echnaton erbat.[1] Rib-Addi (Statthalter von Biblos) beschrieb sie als gefährliche Gegner, die sowohl zu Land als auch zu Wasser angriffen. Dies macht es über 100 Jahre vor dem Seevölkerangriff auf Ägypten unwahrscheinlich, dass es sich um bei den Schardana um die Sarden handeln kann.

Einzelnachweise

  1. Amarna-Briefe: EA 81, EA 122, EA 123

Literatur

  • Alberto Moravetti und C. Tozzi: Sardegna. Guide archeoliche preistoria e protostoria in Italia 2. Ediz. Trilingue, 1995
  • P. Bartolini: Ceramica fenicia e punica dal Nuraghe Antigori. Rivista di Studi Fenici, Roma, vol. 11, no. 2, pp. 167-175, 1983

Weblinks

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