- Obere Süßwassermolasse
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Als Molassebecken wird in der regionalen Geologie der Alpenländer der von Molassesedimenten eingenommene Bereich am Alpennordrand bezeichnet. Der Begriff Molassebecken bezieht sich allgemein auch auf ein mit der Gebirgsbildung in Zusammenhang stehendes Becken, das den Verwitterungsschutt des aufsteigenden Gebirges aufnimmt (siehe dazu Molasse).
Das hier behandelte alpine Molassebecken wird unterteilt in einen größeren nördlichen Bereich, die Vorlandmolasse mit Gesteinen in überwiegend ungestörter Lagerung, und einen schmaleren südlichen Bereich unmittelbar am Alpennordrand, die Subalpine Molasse (Molassezone, Faltenmolasse) mit verschuppten und steilgestellten Molassegesteinen.
Inhaltsverzeichnis
Vorkommen
Das Molassebecken liegt vor der gesamten nördlichen Alpenfront. Es erstreckt sich mit einer Länge von etwa 1.000 km über Teile Frankreichs, der Schweiz, Deutschlands und Österreichs. Am seinem Westende am Genfersee ist es etwa 20 km breit, greift in östliche Richtung weit nach Norden aus und erreicht im bayerischen Alpenvorland seine größte Breite von fast 130 km. Weiter östlich nimmt die Breite in der Höhe von Amstetten auf etwa 10 km ab; von dort zieht es sich als schmaler Streifen bis etwa St. Pölten, weitet sich anschließend – in nordöstliche Richtung schwenkend – bis auf etwa 40 km Breite, und geht nördlich der Donau in die karpatische Vortiefe über. Geologisch steht es hier über das Wiener Becken mit der Pannonischen Tiefebene in Verbindung.
Entstehung
Das Molassebecken bildete sich in einer Vorland- oder Randsenke, die sich in der Endphase der Alpenentstehung vor den Alpen bildete, als sich die europäische Kontinentalplatte unter der Last des aufliegenden Gebirgsköpers herabbog. Diese Vorlandsenke war zu Beginn ein schmaler Meeresarm, der sich rasch füllte und verlandete. Wiederholt sank die Kruste soweit ab, dass das Molassebecken mit den umgebenden Meeresräumen in Verbindung stand. Hierfür sprechen unter anderem die Haifaunen, die man an diversen Lokalitäten finden kann, so etwa in der Erminger Turritellenplatte bei Ulm.
Im Verlauf des Tertiärs verfrachteten Flüsse große Mengen an Erosionsmaterial aus den sich erhebenden Alpen in das Vorlandbecken. Mit dem Austritt der Flüsse aus den Alpen in die flachen Regionen nahm die Strömungsgeschwindigkeit im Allgemeinen stark ab. Nahe am Alpenrand wurden deshalb die größten Gesteinsbrocken abgelagert, weil sie aufgrund ihres Gewichtes vom transportierenden Medium, dem Wasser, nicht länger in der Schwebe gehalten werden konnten. So entstanden Konglomerate und grobe Sandsteine. Anhand der Korngröße können mehrere Schüttungsfächer früherer Alpenflüsse unterschieden werden. Das prominenteste Beispiel für einen solchen Schüttungsfächer ist das Napfbergland im Schweizer Mittelland. Kleinere Korngrößen konnten dagegen weit in das Becken hinausbefördert werden. Zeiten geringerer Erosionstätigkeit spiegeln sich in Schichten mit insgesamt kleineren Korngrößen wider. So entstand im alpennahen Vorland ein je nach Region bis über 4000 m mächtiges Molassesediment, das in zahlreiche Untereinheiten unterteilt ist. Dabei wechseln sich Schichten mit großen gerundeten Gesteinsbrocken und eher sandig-mergelige Schichten ab. Häufig enthalten die Molassesedimente Reste von Pflanzen und anderen Fossilien, es kam deshalb zur Bildung von Erdöl und Kohle.
Oberflächenformen
Das Molassebecken zeichnet sich in der Vorlandmolasse über weite Strecken durch sanfte Hügel und breite Muldentäler aus. In der Schweiz weist das Schweizer Mittelland deutlich größere Höhenunterschiede auf als das bayerische und österreichische Alpenvorland. In der Subalpinen Molasse ziehen parallel zu den Alpen lange Höhenzüge mit schiefen Konglomeratrippen; ihre Bergrücken sind vorwiegend gerundet und weisen keine schroffen Felswände auf.
Überformt wurde der Süden des Molassebeckens durch die Gletscher der Eiszeiten, welche eine Vielzahl von eiszeitlichen Oberflächenformen (Glaziale Serie) mit wannenförmigen Tälern und langgestreckten Höhenzügen schufen.
Das Flussnetz ist von den Alpen weggerichtet, erst am Nordrand der Vorlandmolasse führt die Donau den überwiegenden Teil der Flüsse nach Osten zum Schwarzen Meer ab. Westlich der Donauquelle entwässern der Rhein und seine Nebenflüsse die Vorlandmolasse in die Nordsee. Das äußerste westliche Ende wird durch die Rhône und einige ihrer Nebenflüsse nach Westen und zum Mittelmeer entwässert.
Schichtenfolge
Die Gesteine des Molassebecken wurden im Oberen Eozän bis zum Oberen Miozän abgelagert. Sie werden aufgrund der vorherrschenden Ablagerungsbedingungen – marin oder terrestrisch – in vier Hauptgruppen unterteilt.
- Untere Meeresmolasse, Rupelium, vor etwa 34 bis 28 Mio. Jahren
- Untere Süßwassermolasse, Chattium und Aquitanium, vor etwa 28 bis 22 Mio. Jahren
- Obere Meeresmolasse, Burdigalium und Langhium, vor etwa 22 bis 16 Mio. Jahren
- Obere Süßwassermolasse, Serravallium, Tortonium und Pontium, vor etwa 16 bis 5 Mio. Jahren
Im östlichen Molassebecken geht die Untere Süßwassermolasse in marine Schichten über. Sie wird dort als jüngerer Teil der Unteren Meeresmolasse bezeichnet, die im Westen vertretene Untere Süßwassermolasse fehlt.[1]
Quellen
- ↑ Erläuterungen der Geologische Karte von Bayern 1:500000, S. 144
Literatur und Kartenmaterial
- Geologische Karte der Schweiz 1:500 000. Schweizerische Geologische Kommission, 1980.
- Hans Heierli: Geologischer Wanderführer Schweiz. Teil 1: Die geologischen Grundlagen. 2. Auflage. Ott, Thun 1983, ISBN 3-7225-6282-1.
- Geologische Karte von Bayern 1:500 000 mit Erläuterungen. 4. Auflage. Bayerisches Geologisches Landesamt, München 1996.
- Geologische Übersichtskarte der Republik Österreich mit tektonischer Gliederung 1:1.000.000. Revidierter Nachdruck. Geologische Bundesanstalt Wien, Verlag Freytag & Berndt und Artaria, Wien 1986.
Weblinks
- Molassezone & Neogenbecken: Zermahlene Alpen. Webseite der Geologischen Bundesanstalt Wien.
- Webseite der wissenschaftlichen Vereinigung zur Erforschung des alpinen Molassebeckens (en.)
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