Oberlind (Sonneberg)

Oberlind (Sonneberg)
Oberlinder Wappen

Oberlind war eine Kleinstadt im Landkreis Sonneberg in Thüringen und wurde am 1. Juli 1950 mit ca. 4500 Einwohnern in die Kreisstadt eingemeindet.[1] Der heutige Sonneberger Stadtteil Oberlind liegt in einer Ebene vor dem Südhang des Thüringer Mittelgebirges am Flüsschen Steinach.

Oberlind wurde 1225 erstmals urkundlich als Lind erwähnt. Am 29. Januar 1931 wurde die Marktgemeinde durch den thüringischen Innenminister Frick zur Stadt erhoben. Als besondere Sehenswürdigkeit steht in Sonneberg-Oberlind die gut erhaltene Wehrkirche St. Aegidien aus dem Jahr 1455. Ihre Anfänge gehen auf das 12. Jahrhundert zurück. Rings um die Kirche lief ein Wassergraben. Die Wehrmauer ist noch gut erhalten und an der Innenseite sind zum Teil noch die Halterungslöcher für den hölzernen Wehrumgang vorhanden. Bis 1761 bestattete man die Toten der Gemeinde innerhalb der Wehrmauer unmittelbar an der Kirche.

In Oberlind stand außerdem ein Schloss, das 1778 abbrannte und eingeebnet wurde. Erbauer war die Adelsfamilie von Kemmaten, die im Jahr 1600 erlosch, als der letzte Kemmater wegen der Ermordung seines Sohnes in Coburg hingerichtet wurde. Herzog Casimir von Sachsen-Coburg belehnte erst die Adelsfamilie von Wolfskeel, danach übernahm Georg Hartmann von Erffa zu Unterlind den Besitz. Ab 1767 war das Schlösschen der Sitz des Forstdepartements, das nach dem Brand in das Oberamtshaus in der Altstadt von Sonneberg verlegt wurde.[2]

In der Mitte des 19. Jahrhunderts setzte auch in Oberlind die industrielle Entwicklung ein, die den dörflichen Charakter der Kleinstadt überlagerte. Im historischen Rückblick sind außer der im Sonneberger Raum sowieso vorherrschenden Spielwarenfabrikation noch die Produktionsstätte der Siemens-Schuckertwerke von 1913 (heute die Firma EIO) und die 1867 aus einer Schmiede entstandene Maschinenfabrik Dorst zu nennen. Berühmter Sohn der Eigentümerfamilie Dorst ist der Schriftsteller Tankred Dorst.

Oberlind wurde im April 1945 durch US-amerikanische Truppen besetzt, die Anfang Juli durch Rote Armee abgelöst wurden. Zwischen November 1945 und März 1946 wurden durch den sowjetischen Geheimdienst NKWD aus dem kleinen Ort 27 Jugendliche (ab 16 Jahren) verhaftet und durch ein Militärtribunal unter "Werwolf"-Vorwurf zum Tode durch Erschießen (4x vollstreckt) oder langjährigem Arbeitslager verurteilt. In Lagern oder auf dem Transport in die Sowjetunion verstarben neun weitere Jugendliche.[3]

Neben Tankred Dorst ist der Politiker Wilhelm Sollmann einer der bekanntesten Söhne des Ortes.

Das Oberlinder Wappen zeigt eine im Stil vereinfachte Linde mit fünf grünen Herzblättern über einer fünfzinnigen Mauerkrone. In ihr liegt waagerecht ein Silberschwert mit goldenem Griff, das die Marktgerechtigkeit andeutet.

Einzelnachweise

  1. Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern, Verlag Metzler-Poeschel, Stuttgart, 1995, ISBN 3-8246-0321-7, Herausgeber: Statistisches Bundesamt
  2. Prof. G. Brückner: Landeskunde des Herzogthums Meinigen, Band 2: Die Topographie des Landes, Verlag Brückner und Renner, Meinigen 1853, S. 449 f.
  3. Benno Prieß:Erschossen im Morgengrauen. Eigenverlag Calw, 2002. Mitherausgeber: Landesbeauftragte für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der DDR. ISBN 3-926802-36-7. S.122/123

Weblinks

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