- Oberschlesisches Landesmuseum
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Das Oberschlesische Landesmuseum in Ratingen, Nordrhein-Westfalen, ist ein Museum zur Geschichte und Kultur Oberschlesiens.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
1983 wurde das Oberschlesische Landesmuseum in Ratingen-Hösel vom damaligen nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten Johannes Rau eröffnet. Zunächst hatte es die Funktion eines Heimatmuseums zur Sammlung, Bewahrung und Präsentation des kulturellen Erbes Oberschlesiens. Das Land Nordrhein-Westfalen, das 1964 die Patenschaft über die dort lebenden Oberschlesier übernommen hatte, fördert die Tätigkeit des Museums.
Im Juli 1998 wurde das Museum mit Bundesmitteln um einen großen Neubau erweitert, der auf einer Grünfläche an der Bahnhofstraße in Hösel an der Stelle eines damaligen Bolzplatzes errichtet wurde. Den Bau hat das Kölner Architekturbüro Walter von Lom & Partner entworfen.[1] Das neue Museumsgebäude besteht aus drei massiven Beton-Kuben und aus zwei leichteren Stahl-Glas-Kuben, die sich durchdringen. Die drei Würfel treffen sich im zentral gelegenen Treppenhaus. Auch das Museumslogo ist nach diesem Grundriss gestaltet. Der gesamte Museumskomplex ist behindertengerecht.
Konzept
Als kulturgeschichtliche Institution vermittelt das Oberschlesische Landesmuseum den Besuchern ein umfassendes Bild von der Geschichte und Kultur Oberschlesiens und informiert über die gegenwärtige Situation der Region.
Das Museum arbeitet eng mit deutschen, polnischen und tschechischen wissenschaftlich-kulturellen Einrichtungen zusammen. Es gestaltet thematische Ausstellungen sowie wissenschaftliche Symposien. Seit Anfang der 1990er Jahre zählt eine Bibliothek zur Einrichtung, die 2008 zum Fachinformationszentrum Schlesien - Mähren - Böhmen erweitert wurde. Die Sammlung besteht aus wertvollen Beständen, wie Karten, Quellenmaterialien, Werkausgaben schlesischer Dichter sowie kompletten Erscheinungsfolgen neuer polnisch- und tschechischsprachiger Jahrbücher aus Oberschlesien.
Zu vielen Kultur- und Wirtschaftsbereichen der Zielregionen gibt es bedeutende Materialien. Im Kern beziehen sich die Bestände auf die verschiedenen Landesteile Schlesiens sowie die angrenzenden böhmischen und mährischen Regionen. Nachlässe von Literaten (z. B. Heinz Piontek) sowie Wissenschaftlern (z. B. Alois M. Kosler und Robert Samulski) befinden sich in großflächigen Magazinen.
Aufbau
Auf einer Ausstellungsfläche von ca. 2.000 m² über drei Stockwerke werden die Ausstellungen präsentiert. Im Obergeschoss hat auf ca. 875 m² die Dauerausstellung Platz gefunden. Sie gewährt einen Überblick über die Kultur und Geschichte Oberschlesiens mit den drei Hauptthemen „Oberschlesien vor der Industrialisierung“, „Oberschlesien und die Industrie“ sowie „Oberschlesien in der Politik des 20. Jahrhunderts“. Gezeigt werden u. a. kostbares Silber, Fayencen, Eisenkunstguss, Textilien, Modelle, Orts- und Industrieansichten sowie Karten und historische Dokumente. Neben den landeskundlichen Bereichen existiert auch ein literarischer Bereich.
Im Erdgeschoss werden auf einer Ausstellungsfläche von rund 500 m² größere Wechselausstellungen präsentiert. Das Sockelgeschoss mit ca. 175 m² Nutzfläche bietet Platz für kleinere Wechselausstellungen und für Veranstaltungen. Dazu gehören Vorträge, Treffen von Arbeitsgruppen und die Museumspädagogik. Hier befinden sich außerdem das Depot, das auch die Bestände von Heimatstuben aufnehmen kann, eine Werkstatt und ein Raum für die Vorbereitung von Ausstellungen.
Ausstellungen und Aktivitäten
Mit der politischen Wende von 1989/90 ergaben sich neue Möglichkeiten der grenzüberschreitenden, partnerschaftlichen Zusammenarbeit mit polnischen und tschechischen wissenschaftlich-kulturellen Einrichtungen. In den letzten Jahren verstärkt das Oberschlesische Landesmuseum seine Präsenz in der schlesischen Region. Zur Zielregion gehören dabei die beiden polnischen Woiwodschaften Oppeln und Schlesien sowie die Mährisch-Schlesische Region auf der tschechischen Seite.
In mittlerweile 200 inländischen und rund 50 ausländischen Sonderausstellungen wurden historische, topographische, kulturelle und künstlerische Themen behandelt. Auch gab es Ausstellungen und Projekte mit Partnern im näheren Umfeld, sowie museumspädagogische Aktionen. Bedeutende Themenausstellungen waren u. a. „Kunst und Künstlerkolonien im Riesengebirge“, „Schlesische und böhmische Dioramen“, „Aufbau West. Neubeginn zwischen Vertreibung und Wirtschaftswunder“ und „Anfang und Ende Preußens in Schlesien. Militärhistorische und baugeschichtliche Streifzüge“.
In Oberschlesien wurden zusammen mit den dortigen Partnerinstitutionen Ausstellungen gezeigt (Albert Ferenz; 2005), Jugendbegegnungen organisiert (2007) und Lesungen über die Geschichte der Stadt Teschen (2008) veranstaltet. Das Museum präsentierte auch historische Ausstellungen in Schlesien, so z.B. „Auf den Spuren der Geschichte. Die schlesischen Festungsstädte im städtebaulichen Wandel / Śladami historii. Śląskie miasta forteczne w procesie przemian urbanistycznych“ (2008/09), "Verlassene Klöster. Die Säkularisation schlesischer Klöster in Schlesien 1810 / Opuszczone klasztory! Sekularyzacja klasztorów śląskich w 1810 roku" (2011) oder Ausstellungen über bekannte Persönlichkeiten, wie z.B.: "Heinz Tobolla. Das Werk" (2006/07), "Mein Leben für die Tiere - Bernhard Grzimek zum 100. Geburtstag" (2009). Weitere große thematische Sonderausstellungen waren: "Adler über Schlesien. Ereignisse und Pioniere der Luftfahrtgeschichte" (2009/10) und "Herrenlos! Schlesische Klöster zwischen Aufhebung und neuer Berufung" (2010), die anlässlich des 200. Jahrestages der Aufhebung der Klöster in Schlesien präsentiert wurde. Im Anschluss daran wurde eine zweisprachige Ausstellungsversion vorbereitet, die 2011 im ehemaligen Zisterzienserkloster Rauden (Rudy) in Oberschlesien gezeigt wird. Aktuell ist in Ratingen die große Sonderausstellung zum Thema: "Schlossgeschichten. Adel in Schlesien" bis Januar 2012 zu sehen.
Des Weiteren führte das OSLM mehrere Künstlerausstellungen in der oberschlesischen Industrieregion durch. Das Museum beteiligte sich an Projekten, die sich mit der Industriegeschichte Oberschlesiens und den gewaltigen Umstrukturierungsprozessen befasst haben. Hierzu sind im Laufe der Jahre maßgebliche Vorhaben, auch als Großveranstaltungen und grenzüberschreitende Projekte mit polnischen und tschechischen Partnern, realisiert wurden. Dabei arbeitet das Oberschlesische Landesmuseum eng mit universitären Einrichtungen zusammen, die diese Prozesse erforschen.
Zu erwähnen sind außerdem Ausstellungen, die das Oberschlesische Landesmuseum in Zusammenarbeit mit kulturellen Einrichtungen vor Ort entwickelt hat. In den 25 Jahren des Bestehens sind so spannende Kooperationsprojekte entstanden, die wichtige Beiträge zu hiesigen Künstlern, zur regionalen Geschichte und Kultur darstellen. Viele der genannten Projekte wurden durch museumspädagogische Aktionen begleitet, mit denen das Oberschlesische Landesmuseum sich vor allem als außerschulischer Lernort für Kinder und Jugendliche etabliert hat.
Stiftung
Träger des Museums ist die 1970 gegründete private Stiftung „Haus Oberschlesien“.
Einzelnachweise
Literatur
- Susanne Peters-Schildgen: Baustelle Museum: 25 Jahre Oberschlesisches Landesmuseum in Ratingen (Hösel) - Rückblick und neue Ausstellungsvorhaben. In: SILESIA NOVA. Vierteljahresschrift für Kultur und Geschichte, Nr. 3/2008.
Weblinks
51.3361111111116.9002777777778Koordinaten: 51° 20′ 10″ N, 6° 54′ 1″ OKategorien:- Kultur (Schlesien)
- Museum im Kreis Mettmann
- Heimatmuseum in Nordrhein-Westfalen
- Bauwerk in Ratingen
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